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Bedeutung besaß. Das lag, offensichtlich daran, daß dieser Bau das
Wahrzeichen der gesamten Stadt, auch über die Jahrzehnte der
unsinnigen Teilung hinweg, geblieben war, so wie der Eiffelturm das
Wahrzeichen von Paris, “Big Ben” das Wahrzeichen von London ist. Und
ebenso offensichtlich verband der Symbolcharakter dieses Wahrzeichens
sich mit der Erinnerung an die alte Hauptstadtrolle Gesamtberlins im
ungeteilten Deutschland. Ebendarum ging hier der Jubel, als es soweit
war, besonders tief.
Das alles legt die Frage nahe, was es mit dem Symbolwert dieses
Bauwerks eigentlich auf sich hat. Zunächst: Der Name besagt nicht mehr,
als daß durch dieses Tor die Landstraße nach der westlich von Berlin
gelegenen Stadt Brandenburg ging; ähnliche Bezeichnungen für alte Tore
oder Straßen finden sich zu Hunderten in Deutschland, es ist einfach eine
der Traditionen des Landes. Also: Der Bau stammt aus der Zeit um 1800,
als immer mehr Städte dazu übergingen, die zum Teil noch aus dem
Mittelalter stammenden Befestigungen zu schleifen, weil sie nutzlos
geworden waren und das Wachstum der Städte nur noch beengten. Berlin
war also eine der vielen “offenen Städte” – so wie zum Beispiel Bonn
schon seit Jahrzehnten. Schließlich: Noch zu Zeiten Friedrichs der
Großen, 1769, gab es einen Plan zur “Verschönerung der Residenzstädte
Berlin und Potsdam durch Errichtung vortrefflicher Gebäude”. Der
Auftrag für das neue Tor ging an den Architekten Karl Gotthard
Langhans, der in Berlin den Klassizismus durchsetzte. Den Entwurf für
die Quadriga, ein vierspänniger Siegeswagen mit Viktoria, die das Tor
krönen sollte, fertigte der Bildhauer Gottfried Schadow an. Zum Bau kam
es erst in den Jahren 1788 bis 1791. Gedacht war die Anlage als ein
Symbol des Friedens; sie sollte zunächst auch den Namen Friedenstor
erhalten. Daß ihr Symbolcharakter sogleich auch im Ausland gesehen
wurde, zeigte sich schon 1806, als Napoleon nach seinem Sieg über
Preußen die Quadriga abbauen und nach Paris schaffen ließ. Von dort
wurde sie 1814, nach seiner Niederlage, zurückgeholt und unter dem
Jubel der Berliner auf dem Tor wiederaufgestellt. Von da an war der
Symbolwert von Tor und Quadriga unumstritten, und er dehnte sich aus,
denn Berlin, bis 1871 nur Hauptstadt Preußens, wurde zur Hauptstadt des
Deutschen Reichs und somit das Brandenburger Tor zum
gesamtdeutschen Symbol.
Als solches erlebte es alle Höhen und Tiefen. Nach den
napoleonischen Kriegen und nach den sogenannten Einigunskriegen
zwischen 1864 und 1871 zogen siegreich heimkehrende Truppen
hindurch, 1918 aber auch die Heimkehrer aus dem verlorenen Ersten
Weltkrieg. In den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur wurde es so
oft wie möglich zu Propagandazwecken des Regimes mißbraucht. Am
Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es hart umkämpft wie ganz Berlin.
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Bedeutung besaß. Das lag, offensichtlich daran, daß dieser Bau das Wahrzeichen der gesamten Stadt, auch über die Jahrzehnte der unsinnigen Teilung hinweg, geblieben war, so wie der Eiffelturm das Wahrzeichen von Paris, “Big Ben” das Wahrzeichen von London ist. Und ebenso offensichtlich verband der Symbolcharakter dieses Wahrzeichens sich mit der Erinnerung an die alte Hauptstadtrolle Gesamtberlins im ungeteilten Deutschland. Ebendarum ging hier der Jubel, als es soweit war, besonders tief. Das alles legt die Frage nahe, was es mit dem Symbolwert dieses Bauwerks eigentlich auf sich hat. Zunächst: Der Name besagt nicht mehr, als daß durch dieses Tor die Landstraße nach der westlich von Berlin gelegenen Stadt Brandenburg ging; ähnliche Bezeichnungen für alte Tore oder Straßen finden sich zu Hunderten in Deutschland, es ist einfach eine der Traditionen des Landes. Also: Der Bau stammt aus der Zeit um 1800, als immer mehr Städte dazu übergingen, die zum Teil noch aus dem Mittelalter stammenden Befestigungen zu schleifen, weil sie nutzlos geworden waren und das Wachstum der Städte nur noch beengten. Berlin war also eine der vielen “offenen Städte” – so wie zum Beispiel Bonn schon seit Jahrzehnten. Schließlich: Noch zu Zeiten Friedrichs der Großen, 1769, gab es einen Plan zur “Verschönerung der Residenzstädte Berlin und Potsdam durch Errichtung vortrefflicher Gebäude”. Der Auftrag für das neue Tor ging an den Architekten Karl Gotthard Langhans, der in Berlin den Klassizismus durchsetzte. Den Entwurf für die Quadriga, ein vierspänniger Siegeswagen mit Viktoria, die das Tor krönen sollte, fertigte der Bildhauer Gottfried Schadow an. Zum Bau kam es erst in den Jahren 1788 bis 1791. Gedacht war die Anlage als ein Symbol des Friedens; sie sollte zunächst auch den Namen Friedenstor erhalten. Daß ihr Symbolcharakter sogleich auch im Ausland gesehen wurde, zeigte sich schon 1806, als Napoleon nach seinem Sieg über Preußen die Quadriga abbauen und nach Paris schaffen ließ. Von dort wurde sie 1814, nach seiner Niederlage, zurückgeholt und unter dem Jubel der Berliner auf dem Tor wiederaufgestellt. Von da an war der Symbolwert von Tor und Quadriga unumstritten, und er dehnte sich aus, denn Berlin, bis 1871 nur Hauptstadt Preußens, wurde zur Hauptstadt des Deutschen Reichs und somit das Brandenburger Tor zum gesamtdeutschen Symbol. Als solches erlebte es alle Höhen und Tiefen. Nach den napoleonischen Kriegen und nach den sogenannten Einigunskriegen zwischen 1864 und 1871 zogen siegreich heimkehrende Truppen hindurch, 1918 aber auch die Heimkehrer aus dem verlorenen Ersten Weltkrieg. In den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur wurde es so oft wie möglich zu Propagandazwecken des Regimes mißbraucht. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es hart umkämpft wie ganz Berlin. 20