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Petersburg geraubt worden war, ist in Essen zu sehen. „Das vielleicht berü hmteste
Zimmer der Welt ist damit erstmals seit seinem Verschwinden wieder vollständig erlebbar“,
erklärte ein Sprecher der Essener Ruhrgas AG. Die Gasgesellschaft sponsert derzeit mit
rund sieben Millionen Mark die exakte Wiederherstellung des Bernsteinzimmers, das 2003
im Katharinenschloss von Zarskoje Selo vollendet sein soll.
Ein begehbares Computermodell aus vielen Millionen elektronischen Daten, das auf
vier Leinwande projiziert wird, bildet im Essener Ausstellungszentrum Cube die kostbaren
Bernsteinvertäfelungen exakt und scheinbar plastisch nach. Ein besonderes Problem sei
dabei die Vielfarbigkeit der zwischen Honiggelb und Dunkelbraun schimmernden
ungezählten Bernsteinplättchen gewesen. Per Joystick kann der Besucher bis zum
15.September dreimal täglich sogar durch den „historischen“ Raum schweben und dabei
gleichsam aus der Perspektive einer Fliege das mit Möbeln, Konsolen und einer kleinen
Standuhr in den Zustand von 1760 versetzte Kabinett begutachten.
Text X
Die Bernstein-Zimmermä nner
Wladimir Domratschow ist, wie jeder große Handwerker, ein kleiner Philosoph: „Im
Grunde sind die Restaurateure nichts anderes als Ä rzte. Nur legt man uns Patienten auf den
Operationstisch, die bereits 90 Jahre im Buckel haben – und wir sollen ihr Leben dann um
weitere 50 verlängern. Besser, man schafft dann gleich einen neuen Menschen.“
Beziehungsweise ein neues Stü ck Kunst – und mit nichts anderem ist der Elektriker und
studierte Designer seit ü ber zwanzig Jahren beschäftigt: Er arbeitet an der Rekonstruktion
des Bernsteinzimmers. Jener historischen Glitzerkammer, der während der vergangenen 300
Jahre von „legendär“ ü ber „achtes Weltwunder“ bis „mysteriö s“ so ziemlich alle Attribute
verliehen wurden, die menschliches Erstaunen signalisieren.
Text XI
Eine Handvoll Menschen um den Alex
Am Alexanderplatz reißen sie den Damm auf für die Untergrundbahn. Man geht auf
Brettern. Die Elektrischen fahren ü ber den Platz die Alexanderstraße herauf durch die
Mü nzstraße zum Rosenthaler Tor. Rechts und links sind Straßen. In den Straßen steht Haus
bei Haus. Die sind vom Keller bis zum Boden mit Menschen voll. Unten sind die Läden.
Destillen, Restaurationen, Obst- und Gemü sehandel, Kolonialwaren und Feinkost,
Fuhrgeschäft, Dekorationsmalerei, Anfertigung von Damenkonfektion, Mehl und
Mü hlenfabrikate, Autogarage, Feuersozietät: Vorzug der Kleinmotorspritze ist einfache
Konstruktion, leichte Bedingung, geringes Gewicht, geringer Umfang. – Deutsche
Volksgenossen, nie ist ein Volk schmählicher getäuscht worden, nie wurde eine Nation
schmählicher, ungerechter betrogen als das deutsche Volk. Wißt ihr noch, wie Scheidemann
am 9. November 1918 von der Fensterbrü stung des Reichstags uns Frieden, Freiheit und
Brot versprach? Und wie hat man das Versprechen gehalten! – Kanalisationsartikel,
Fensterreinigungsgesellschaft, Schlaf ist Medizin, Steiners Paradiesbett. – Buchhandlung,
die Bibliothek des modernen Menschen, unsere Gesamtausgaben führender Dichter und
Denker setzen sich zusammen zur Bibliothek des modernen Menschen. Es sind die großen
Repräsentanten des europäischen Geisteslebens.
34 Petersburg geraubt worden war, ist in Essen zu sehen. „Das vielleicht berü hmteste Zimmer der Welt ist damit erstmals seit seinem Verschwinden wieder vollständig erlebbar“, erklärte ein Sprecher der Essener Ruhrgas AG. Die Gasgesellschaft sponsert derzeit mit rund sieben Millionen Mark die exakte Wiederherstellung des Bernsteinzimmers, das 2003 im Katharinenschloss von Zarskoje Selo vollendet sein soll. Ein begehbares Computermodell aus vielen Millionen elektronischen Daten, das auf vier Leinwande projiziert wird, bildet im Essener Ausstellungszentrum Cube die kostbaren Bernsteinvertäfelungen exakt und scheinbar plastisch nach. Ein besonderes Problem sei dabei die Vielfarbigkeit der zwischen Honiggelb und Dunkelbraun schimmernden ungezählten Bernsteinplättchen gewesen. Per Joystick kann der Besucher bis zum 15.September dreimal täglich sogar durch den „historischen“ Raum schweben und dabei gleichsam aus der Perspektive einer Fliege das mit Mö beln, Konsolen und einer kleinen Standuhr in den Zustand von 1760 versetzte Kabinett begutachten. Text X Die Bernstein-Zimmermä nner Wladimir Domratschow ist, wie jeder große Handwerker, ein kleiner Philosoph: „Im Grunde sind die Restaurateure nichts anderes als Ä rzte. Nur legt man uns Patienten auf den Operationstisch, die bereits 90 Jahre im Buckel haben – und wir sollen ihr Leben dann um weitere 50 verlängern. Besser, man schafft dann gleich einen neuen Menschen. “ Beziehungsweise ein neues Stü ck Kunst – und mit nichts anderem ist der Elektriker und studierte Designer seit ü ber zwanzig Jahren beschäftigt: Er arbeitet an der Rekonstruktion des Bernsteinzimmers. Jener historischen Glitzerkammer, der w ährend der vergangenen 300 Jahre von „legendär“ ü ber „achtes Weltwunder“ bis „mysteriö s“ so ziemlich alle Attribute verliehen wurden, die menschliches Erstaunen signalisieren. Text XI Eine Handvoll Menschen um den Alex Am Alexanderplatz reißen sie den Damm auf fü r die Untergrundbahn. Man geht auf Brettern. Die Elektrischen fahren ü ber den Platz die Alexanderstraße herauf durch die Mü nzstraße zum Rosenthaler Tor. Rechts und links sind Stra ßen. In den Straßen steht Haus bei Haus. Die sind vom Keller bis zum Boden mit Menschen voll. Unten sind die L äden. Destillen, Restaurationen, Obst- und Gemü sehandel, Kolonialwaren und Feinkost, Fuhrgeschäft, Dekorationsmalerei, Anfertigung von Damenkonfektion, Mehl und Mü hlenfabrikate, Autogarage, Feuersozietät: Vorzug der Kleinmotorspritze ist einfache Konstruktion, leichte Bedingung, geringes Gewicht, geringer Umfang. – Deutsche Volksgenossen, nie ist ein Volk schmählicher getäuscht worden, nie wurde eine Nation schmählicher, ungerechter betrogen als das deutsche Volk. Wi ßt ihr noch, wie Scheidemann am 9. November 1918 von der Fensterbrü stung des Reichstags uns Frieden, Freiheit und Brot versprach? Und wie hat man das Versprechen gehalten! – Kanalisationsartikel, Fensterreinigungsgesellschaft, Schlaf ist Medizin, Steiners Paradiesbett. – Buchhandlung, die Bibliothek des modernen Menschen, unsere Gesamtausgaben fü hrender Dichter und Denker setzen sich zusammen zur Bibliothek des modernen Menschen. Es sind die gro ßen Repräsentanten des europäischen Geisteslebens.