Грамматика немецкого языка: das Passiv. Гордеева Т.А - 83 стр.

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„Wer soll nun der Schiffsmeister sein?“, fragte König Günther.
„Das will ich sein“, antwortete Siegfried. Er ergriff eine Ruderstange und schob
das Schiff kräftig vom Gestade. Auch Günther nahm ein Ruder und fröhlich schieden
sie aus dem Burgundenland.
Das Schiff war unter der Burg angelangt. Unbehütet ließen sie ihr Schifflein am
Ufer zurück. Sechsundachtzig Türme sahen sie, drei weite Paläste und einen Saalbau
aus edlem, grasgrünem Marmor. Dort thronte Brünhild mit ihrem Ingesinde.
Es wurde Frau Brünhild angesagt, dass unbekannte Helden in herrlicher
Kleidung vom Meere her angekommen wären.
„Bringt mir meine festlichen Kleider“, befahl Brünhild.
Sie wurde aufs beste angekleidet, und mehr als hundert wohlgeschmückte
Mädchen gingen mit ihr, die Gäste zu sehen.
Als die Königin Siegfried erblickte, sagte sie: „Willkommen, Herr Siegfried, in
diesem Lande. Was bedeutet deine Reise?“
„Dank dir, Frau Brünhild, dass du mich so freundlich noch vor diesem edlen
Helden begrüßtest, der vor mir steht. Günther heißt er und ist ein mächtiger König.
Wenn er deine Liebe gewönne, so bliebe ihm nichts anderes auf der Welt zu wünschen
übrig.“
„Wenn er die Wettspiele mit mir wagen will, so werde ich seine Frau werden,
sofern er siegt. Siege aber ich, so geht es euch allen ans Leben!“, antwortete Brünhild.
„Den Stein soll er werfen», bestimmte Brünhild, «und ihm dann nachspringen.
Dann soll er mit mir den Speer schießen. Ich rate euch, seid nur nicht zu hastig in eurer
Rede, denn leicht könntet ihr nicht nur das Leben, sondern auch die Ehre verlieren.“
Siegfried trat zum König. „Ich werde dich durch meine List vor ihr behüten“,
flüsterte er ihm zu.
„Hohe Königin“, sprach Günther jetzt, „wenn du nicht mein Weib wirst, will ich
gern mein Haupt verlieren.“
Brünhild befahl nun, ihr das Kampfgewand zu bringen, eine Brünne aus rotem
Gold und einen guten Schild, dazu ein seidenes Waffenhemd, das im Streit keine
Waffe zerschneiden konnte.
Der Wettkampf begann. Zum Ring wurde ein schwerer Stein getragen, den
zwölf Helden kaum zu schleppen vermochten. Das war der Stein, mit dem Brünhild
gewöhnlich zu werfen pflegte. Als die Burgunden diesen Stein zu Gesichte bekamen,
wuchs ihre Sorge noch mehr, und Hagen rief: „O weh, wen will unser König freien!
Des Teufels Braut in der Hölle sollte sie sein!“
Siegfried berührte Günthers Hand. „Was hat mich da angerührt?“, dachte
der König, denn als er sich umblickte, sah er niemanden. „Ich bin es, Siegfried, dein
lieber Freund“, flüsterte Siegfried unter seiner Tarnkappe. „Sei ganz ohne Angst vor
der Königin. Gib mir deinen Schild und merke auf alles, was ich dir sage. Verrichte du
die Gebärden, die Arbeit selbst will ich für dich tun. Aber verhehle meine List und
sprich zu niemandem davon. Dann wird die Königin keinen Ruhm bei dir gewinnen,
wie sie es so gern möchte.“
Brünhild fasste den Schild und ergriff den Speer. Sie schoss ihn auf den Schild,
den scheinbar Günther, in Wirklichkeit, aber Siegfried trug. Das Feuer sprang vom
       „Wer soll nun der Schiffsmeister sein?“, fragte König Günther.
       „Das will ich sein“, antwortete Siegfried. Er ergriff eine Ruderstange und schob
das Schiff kräftig vom Gestade. Auch Günther nahm ein Ruder und fröhlich schieden
sie aus dem Burgundenland.
       Das Schiff war unter der Burg angelangt. Unbehütet ließen sie ihr Schifflein am
Ufer zurück. Sechsundachtzig Türme sahen sie, drei weite Paläste und einen Saalbau
aus edlem, grasgrünem Marmor. Dort thronte Brünhild mit ihrem Ingesinde.
       Es wurde Frau Brünhild angesagt, dass unbekannte Helden in herrlicher
Kleidung vom Meere her angekommen wären.
       „Bringt mir meine festlichen Kleider“, befahl Brünhild.
       Sie wurde aufs beste angekleidet, und mehr als hundert wohlgeschmückte
Mädchen gingen mit ihr, die Gäste zu sehen.
       Als die Königin Siegfried erblickte, sagte sie: „Willkommen, Herr Siegfried, in
diesem Lande. Was bedeutet deine Reise?“
       „Dank dir, Frau Brünhild, dass du mich so freundlich noch vor diesem edlen
Helden begrüßtest, der vor mir steht. Günther heißt er und ist ein mächtiger König.
Wenn er deine Liebe gewönne, so bliebe ihm nichts anderes auf der Welt zu wünschen
übrig.“
       „Wenn er die Wettspiele mit mir wagen will, so werde ich seine Frau werden,
sofern er siegt. Siege aber ich, so geht es euch allen ans Leben!“, antwortete Brünhild.
       „Den Stein soll er werfen», bestimmte Brünhild, «und ihm dann nachspringen.
Dann soll er mit mir den Speer schießen. Ich rate euch, seid nur nicht zu hastig in eurer
Rede, denn leicht könntet ihr nicht nur das Leben, sondern auch die Ehre verlieren.“
       Siegfried trat zum König. „Ich werde dich durch meine List vor ihr behüten“,
flüsterte er ihm zu.
       „Hohe Königin“, sprach Günther jetzt, „wenn du nicht mein Weib wirst, will ich
gern mein Haupt verlieren.“
       Brünhild befahl nun, ihr das Kampfgewand zu bringen, eine Brünne aus rotem
Gold und einen guten Schild, dazu ein seidenes Waffenhemd, das im Streit keine
Waffe zerschneiden konnte.
       Der Wettkampf begann. Zum Ring wurde ein schwerer Stein getragen, den
zwölf Helden kaum zu schleppen vermochten. Das war der Stein, mit dem Brünhild
gewöhnlich zu werfen pflegte. Als die Burgunden diesen Stein zu Gesichte bekamen,
wuchs ihre Sorge noch mehr, und Hagen rief: „O weh, wen will unser König freien!
Des Teufels Braut in der Hölle sollte sie sein!“
       Siegfried berührte Günthers Hand. „Was hat mich da angerührt?“, dachte
der König, denn als er sich umblickte, sah er niemanden. „Ich bin es, Siegfried, dein
lieber Freund“, flüsterte Siegfried unter seiner Tarnkappe. „Sei ganz ohne Angst vor
der Königin. Gib mir deinen Schild und merke auf alles, was ich dir sage. Verrichte du
die Gebärden, die Arbeit selbst will ich für dich tun. Aber verhehle meine List und
sprich zu niemandem davon. Dann wird die Königin keinen Ruhm bei dir gewinnen,
wie sie es so gern möchte.“
       Brünhild fasste den Schild und ergriff den Speer. Sie schoss ihn auf den Schild,
den scheinbar Günther, in Wirklichkeit, aber Siegfried trug. Das Feuer sprang vom
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