Leipziger Allerlei. Горожанина Н.И - 3 стр.

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Er zieht einen Zettel aus der Tasche und steht schließlich vor dem richtigen Haus.
Mit dem Lift fährt er in die letzte Etage und Frau Bollwage empfängt ihn an der
offenen Wohnungstür.
Guten Tag, Herr Müller!“
Guten Tag, Frau Bollwage. Schön haben Sie es hier…“
Müller blickt sich um. Eine große helle Wohnung, antike Möbel, teure Teppiche auf
dem Boden, viele Bilder an den Wänden. Teuer und neureich, denkt sich der
Privatdetektiv. „… und was für eine schöne Aussicht!“ Müller blickt durch die
Fenster auf den gegenüberliegenden Park.
Kann ich Ihnen etwas anbieten, Herr Müller?“
Nur Wasser, bitte! Ich versuche gerade ein bisschen abzunehmen…“
Genau wie Klaus, mein Mann…“
Frau Bollwage kommt mit einer Flasche französischem Mineralwasser und zwei
Gläsern aus der Küche und bittet Müller, Platz zu nehmen. Der macht es sich in
einem großen Ledersessel bequem, betrachtet eine Bronzefigur - eine Darstellung der
antiken Göttin Diana
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- und trinkt einen kleinen Schluck.
Tja, Frau Bollwage, erzählen Sie mir doch einfach mal von Ihrem Mann…“
Frau Bollwage nimmt auch einen Schluck Wasser, stellt das Glas auf den Tisch,
wischt einen Tropfen von der Glasplatte und mit gesenktem Kopf beginnt sie zu
erzählen.
Also, äh… wie soll ich anfangen? Also, mein Mann hatte vor 14 Tagen einen
Autounfall. Er war sofort tot… Wissen Sie, mein Mann war geschäftlich viel
unterwegs, und ich hatte immer Angst, dass ihm mal was passiert. Und dauernd diese
Fahrten zu seinem Büro in Leipzig… Wenn er doch wenigstens den Zug genommen
hätte. Ja, letzte Woche war die Beerdigung…“
Darf ich fragen, was für Geschäfte Ihr Mann gemacht hat?“
Früher hat Klaus in einer Spedition gearbeitet. Transporte und so weiter, ja, und
nach der Wende
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, also nach ´89 hat er sich selbständig gemacht. Zuerst hatte er noch
kein Büro. Er hat in unserer alten Wohnung ein Büro eingerichtet, was sag ich…
eigentlich nur einen Schreibtisch, das meiste erledigte er sowieso nur am Telefon.
Also, er hat Umzüge organisiert. Viele Firmen sind ja nach der Wende nach
Ostdeutschland gezogen. Dann ist ja auch viel gebaut worden. Ja… und dann hat er
auch mit Import- Export zu tun gehabt, so genau weiß ich das nicht. Die Geschäfte
gingen gut. Sehr gut sogar… Und vor zwei Jahren hat er dann das Büro in Leipzig
gemietet. Was soll ich jetzt tun, Herr Müller?“
Müller dreht das Glas in der Hand und schaut seiner Gastgeberin in die Augen. Rote
Ränder, traurige Augen…
Frau Bollwage, ich glaube, Sie brauchen einen Rechtsanwalt, keinen
Privatdetektiv…“
Das habe ich mir auch schon überlegt, Herr Müller. Aber im Büro geht niemand ans
Telefon, nicht einmal der Anrufbeantworter ist eingeschaltet. Ich dachte, Sie könnten
einfach mal hinfahren… Wissen Sie, ich kann das jetzt nicht selber machen… Ich
komme natürlich für alle Kosten auf!“
Ich kann Sie sehr gut verstehen, Frau Bollwage. Warten Sie mal…“
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Er zieht einen Zettel aus der Tasche und steht schließlich vor dem richtigen Haus.
Mit dem Lift fährt er in die letzte Etage und Frau Bollwage empfängt ihn an der
offenen Wohnungstür.
„Guten Tag, Herr Müller!“
„Guten Tag, Frau Bollwage. Schön haben Sie es hier…“
Müller blickt sich um. Eine große helle Wohnung, antike Möbel, teure Teppiche auf
dem Boden, viele Bilder an den Wänden. Teuer und neureich, denkt sich der
Privatdetektiv. „… und was für eine schöne Aussicht!“ Müller blickt durch die
Fenster auf den gegenüberliegenden Park.
„Kann ich Ihnen etwas anbieten, Herr Müller?“
„Nur Wasser, bitte! Ich versuche gerade ein bisschen abzunehmen…“
„Genau wie Klaus, mein Mann…“
Frau Bollwage kommt mit einer Flasche französischem Mineralwasser und zwei
Gläsern aus der Küche und bittet Müller, Platz zu nehmen. Der macht es sich in
einem großen Ledersessel bequem, betrachtet eine Bronzefigur - eine Darstellung der
antiken Göttin Diana2- und trinkt einen kleinen Schluck.
„Tja, Frau Bollwage, erzählen Sie mir doch einfach mal von Ihrem Mann…“
Frau Bollwage nimmt auch einen Schluck Wasser, stellt das Glas auf den Tisch,
wischt einen Tropfen von der Glasplatte und mit gesenktem Kopf beginnt sie zu
erzählen.
„Also, äh… wie soll ich anfangen? Also, mein Mann hatte vor 14 Tagen einen
Autounfall. Er war sofort tot… Wissen Sie, mein Mann war geschäftlich viel
unterwegs, und ich hatte immer Angst, dass ihm mal was passiert. Und dauernd diese
Fahrten zu seinem Büro in Leipzig… Wenn er doch wenigstens den Zug genommen
hätte. Ja, letzte Woche war die Beerdigung…“
„Darf ich fragen, was für Geschäfte Ihr Mann gemacht hat?“
„Früher hat Klaus in einer Spedition gearbeitet. Transporte und so weiter, ja, und
nach der Wende3, also nach ´89 hat er sich selbständig gemacht. Zuerst hatte er noch
kein Büro. Er hat in unserer alten Wohnung ein Büro eingerichtet, was sag ich…
eigentlich nur einen Schreibtisch, das meiste erledigte er sowieso nur am Telefon.
Also, er hat Umzüge organisiert. Viele Firmen sind ja nach der Wende nach
Ostdeutschland gezogen. Dann ist ja auch viel gebaut worden. Ja… und dann hat er
auch mit Import- Export zu tun gehabt, so genau weiß ich das nicht. Die Geschäfte
gingen gut. Sehr gut sogar… Und vor zwei Jahren hat er dann das Büro in Leipzig
gemietet. Was soll ich jetzt tun, Herr Müller?“
Müller dreht das Glas in der Hand und schaut seiner Gastgeberin in die Augen. Rote
Ränder, traurige Augen…
„Frau Bollwage, ich glaube, Sie brauchen einen Rechtsanwalt, keinen
Privatdetektiv…“
„Das habe ich mir auch schon überlegt, Herr Müller. Aber im Büro geht niemand ans
Telefon, nicht einmal der Anrufbeantworter ist eingeschaltet. Ich dachte, Sie könnten
einfach mal hinfahren… Wissen Sie, ich kann das jetzt nicht selber machen… Ich
komme natürlich für alle Kosten auf!“
„Ich kann Sie sehr gut verstehen, Frau Bollwage. Warten Sie mal…“