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Untertaten den Landesherrn. Die Mittelstaaten waren die Gewinner. Die meisten
von ihnen schlossen sich 1806 unter französischem Protektorat zum
„Rheinbund“ zusammen. Im selben Jahr legte Kaiser Franz II. die Krone nieder.
Damit endete das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
Das Mutterland der Revolution, Frankreich, trat den Deutschen als Gegner und
Besatzungsmacht gegenüber. Aus dem Kampf gegen Napoleon erwuchs
vielmehr eine nationale Bewegung, die schließlich in den Befreiungskriegen
gipfelte.
Deutschland blieb aber von den Kräften des gesellschaftlichen Wandels nicht
unberührt. Zunächst wurden in den Rheinbundstaaten, dann in Preußen (dort
verbunden mit Namen wie Stein, Wilhelm von Humboldt) Reformen eingeleitet.
Sie sollten die feudale Schranken endlich abbauen und eine freie, bürgerliche
Gesellschaft schaffen: Aufhebung der Leibeigenschaft, Gewerbefreiheit,
städtische Selbstverwaltung, Gleichheit vor dem Gesetz, allgemeine
Wehrpflicht.
In jenen Jahrzehnten, die von politischem Niedergang und sozialer Unrast
gekennzeichnet waren, erreichte das kulturelle Leben Deutschlands eine seither
unübertroffene Höhe. Die größten deutschen Philosophen, Kant und Hegel, und
die größten deutschen Dichter, Goethe und Schiller, wirkten in dieser Zeit. Das
Bürgertum nahm die geistigen Anregungen dankbar auf, es entstand eine breite
bürgerliche Bildungsschicht. (1640)
Text 9.
Der deutsche Bund
Nach dem Sieg über Napoleon regelte der Wiener Kongreß 1814/15 die
Neuordnung Europas. Die Hoffnungen vieler Deutscher auf einen freien,
einheitlichen Nationalstaat wurden nicht erfüllt. Der Deutsche Bund war ein
loser Zusammenschluß der souveränen Einzelstaaten. Einziges Organ war
Bundestag in Frankfurt, kein gewähltes Parlament, sondern ein
Gesandtenkongreß. Handlungsfähig war der Bund nur, wenn die beiden
Großmächte Preußen und Österreich übereinstimmten. Seine Hauptaufgabe sah
er in der Niederhaltung aller auf Einheit und Freiheit gerichteten Bestrebungen.
Presse und Publizistik unterlagen einer scharfen Zensur, die Universitäten
wurden überwacht, eine politische Betätigung war so gut wie unmöglich.
Inzwischen hatte eine moderne wirtschaftliche Entwicklung eingesetzt, die
diesen reaktionären Tendenzen entgegenwirkte. 1834 wurde der deutsche
Zollverein gegründet und damit ein einheitlicher Binnenmarkt geschaffen. 1835
wurde die erste deutsche Eisenbahnstrecke in Betrieb genommen. Die
Industrialisierung beschleunigte sich. Mit den Fabriken entstand die neue Klasse
der Fabrikanten. (960)
11 Untertaten den Landesherrn. Die Mittelstaaten waren die Gewinner. Die meisten von ihnen schlossen sich 1806 unter französischem Protektorat zum Rheinbund zusammen. Im selben Jahr legte Kaiser Franz II. die Krone nieder. Damit endete das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Das Mutterland der Revolution, Frankreich, trat den Deutschen als Gegner und Besatzungsmacht gegenüber. Aus dem Kampf gegen Napoleon erwuchs vielmehr eine nationale Bewegung, die schließlich in den Befreiungskriegen gipfelte. Deutschland blieb aber von den Kräften des gesellschaftlichen Wandels nicht unberührt. Zunächst wurden in den Rheinbundstaaten, dann in Preußen (dort verbunden mit Namen wie Stein, Wilhelm von Humboldt) Reformen eingeleitet. Sie sollten die feudale Schranken endlich abbauen und eine freie, bürgerliche Gesellschaft schaffen: Aufhebung der Leibeigenschaft, Gewerbefreiheit, städtische Selbstverwaltung, Gleichheit vor dem Gesetz, allgemeine Wehrpflicht. In jenen Jahrzehnten, die von politischem Niedergang und sozialer Unrast gekennzeichnet waren, erreichte das kulturelle Leben Deutschlands eine seither unübertroffene Höhe. Die größten deutschen Philosophen, Kant und Hegel, und die größten deutschen Dichter, Goethe und Schiller, wirkten in dieser Zeit. Das Bürgertum nahm die geistigen Anregungen dankbar auf, es entstand eine breite bürgerliche Bildungsschicht. (1640) Text 9. Der deutsche Bund Nach dem Sieg über Napoleon regelte der Wiener Kongreß 1814/15 die Neuordnung Europas. Die Hoffnungen vieler Deutscher auf einen freien, einheitlichen Nationalstaat wurden nicht erfüllt. Der Deutsche Bund war ein loser Zusammenschluß der souveränen Einzelstaaten. Einziges Organ war Bundestag in Frankfurt, kein gewähltes Parlament, sondern ein Gesandtenkongreß. Handlungsfähig war der Bund nur, wenn die beiden Großmächte Preußen und Österreich übereinstimmten. Seine Hauptaufgabe sah er in der Niederhaltung aller auf Einheit und Freiheit gerichteten Bestrebungen. Presse und Publizistik unterlagen einer scharfen Zensur, die Universitäten wurden überwacht, eine politische Betätigung war so gut wie unmöglich. Inzwischen hatte eine moderne wirtschaftliche Entwicklung eingesetzt, die diesen reaktionären Tendenzen entgegenwirkte. 1834 wurde der deutsche Zollverein gegründet und damit ein einheitlicher Binnenmarkt geschaffen. 1835 wurde die erste deutsche Eisenbahnstrecke in Betrieb genommen. Die Industrialisierung beschleunigte sich. Mit den Fabriken entstand die neue Klasse der Fabrikanten. (960)
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