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Ausschluß aus dem Schriftstellerverband; betroffen war vor allem Stefan Heym. Er
hatte seinen Roman „Collin", der von der Staatssicherheit handelt, im Westen
veröffentlicht. Nach der Einheit brachen die Gegensätze zwischen denen, die
geblieben, und denen, die gegangen waren, denen im Osten und denen im Westen,
stärker auf denn je. Auffallend war, daß die Künstler der untergegangenen DDR nach
dem Umbruch wenig zur Aufklärung über die ostdeutsche Gesellschaft, ihre
40jährige Geschichte und die Besonderheiten der DDR-Literatur beitrugen. Ausdruck
der Ratlosigkeit derer, die sich mit den Mächtigen arrangiert hatten, war zu dieser
Zeit die Autobiographie des weltweit bekannten Dramatikers Heiner Müller; ihm war
es um dramatisches „Material" gegangen, um Strukturen, nicht um Recht oder
Unrecht, Moral oder Lüge. Er gilt als Zyniker („Zynismus ist doch der schräge Blick
auf die geltenden Werte"); er war gleichzeitig Stalinist und Dissident.
Ziel der Angriffe von selten der Westdeutschen war vor allern Christa Wolf, die
ehemalige DDR-Bürgerin. In ihrem Roman „Der geteilte Himmel" (1963) hat sie
private Konflikte und Gewissensentscheidungen vor dem Hintergrund ideologischer
Auseinandersetzungen nachgezeichnet: die Trennung zweier Liebenden durch die
Spaltung des Landes. Ihr nächstes Werk - „Nachdenken über Christa T."-durfte
bereits nur in kleiner Auflage erscheinen. Die Erzählung „Was bleibt" wurde der
Auslöser für den Literaturstreit. Das kleine Werk war 1979 geschrieben worden und
wurde 1990 veröffentlicht. Zu spät, sagten ihre Kritiker. Es erzählt autobiographisch
von der Dichterin als Opfer der Stasi (das gefürchtete Ministerium für
Staatssicherheit der DDR). Mit der Veröffentlichung der Stasi-Akten war Christa
Wolf aber selbst in den Verdacht geraten, inoffizielle Informantin der Stasi gewesen
zu sein. Richtig ist, daß Christa Wolf für eine sehr kurze Zeit als Informantin gedient
hatte, bevor sie selber über viele Jahre von der Stasi überwacht wurde. Ihr Lebensweg
von einer Anbangerin der DDR und des „real existierenden Sozialismus" über
Wahrheitssuche und Verdrängung zur Kritik am System hat Symbolwert für die Rolle
eines Schriftstellers in einem totalitären Staat. Ihre Gegner wandten ein, daß sie
konfliktscheuer war als andere, Kompromisse schloß und daß sie es allen recht
machen wollte. Für sie wurde ins Feld geführt, daß sie in beiden deutschen Staaten
über Jahrzehnte aufmerksam gelesen worden war. Sie war keine Dissidentin, aber ihr
eigenständiger Stil und die vorsichtige Art ihres Dreinredens wurden bewundert.
Christa Wolf ist 1993 aus beiden Berliner Akademien der Künste (Ost und West; jetzt
vereinigt) ausgetreten. Heute lautet die Frage: Die DDR-Literatur hat bestimmte
Stilformen des indirekten Sagens hervorgebracht. Ist diese Literatur mit der Wende
verschwunden?''
(Das Stichwort: Stasi und die Stasi-Akten. Abkürzung für Staatssicherheit. Der
Staatssicherheitsdienst war die politische Geheimpolizei der DDR. Er war der Partei
untergeordnet und nur ihr verantwortlich. Stasi-Agenten bespitzelten alle DDR-
Bürger, die sich nicht systemkonform verhielten. Die Stasi hatte wahrscheinlich 200
000 hauptberufliche und mindestens 1,6 bis 2 Millionen informelle Mitarbeiter (IM).
Über jeden verdächtigen Bürger wurde eine „Stasi-Akte" angelegt, die Betroffene seit
der Einheit einsehen können ). (aus: TIP 4/92, S. 46)
Ausschluß aus dem Schriftstellerverband; betroffen war vor allem Stefan Heym. Er hatte seinen Roman „Collin", der von der Staatssicherheit handelt, im Westen veröffentlicht. Nach der Einheit brachen die Gegensätze zwischen denen, die geblieben, und denen, die gegangen waren, denen im Osten und denen im Westen, stärker auf denn je. Auffallend war, daß die Künstler der untergegangenen DDR nach dem Umbruch wenig zur Aufklärung über die ostdeutsche Gesellschaft, ihre 40jährige Geschichte und die Besonderheiten der DDR-Literatur beitrugen. Ausdruck der Ratlosigkeit derer, die sich mit den Mächtigen arrangiert hatten, war zu dieser Zeit die Autobiographie des weltweit bekannten Dramatikers Heiner Müller; ihm war es um dramatisches „Material" gegangen, um Strukturen, nicht um Recht oder Unrecht, Moral oder Lüge. Er gilt als Zyniker („Zynismus ist doch der schräge Blick auf die geltenden Werte"); er war gleichzeitig Stalinist und Dissident. Ziel der Angriffe von selten der Westdeutschen war vor allern Christa Wolf, die ehemalige DDR-Bürgerin. In ihrem Roman „Der geteilte Himmel" (1963) hat sie private Konflikte und Gewissensentscheidungen vor dem Hintergrund ideologischer Auseinandersetzungen nachgezeichnet: die Trennung zweier Liebenden durch die Spaltung des Landes. Ihr nächstes Werk - „Nachdenken über Christa T."-durfte bereits nur in kleiner Auflage erscheinen. Die Erzählung „Was bleibt" wurde der Auslöser für den Literaturstreit. Das kleine Werk war 1979 geschrieben worden und wurde 1990 veröffentlicht. Zu spät, sagten ihre Kritiker. Es erzählt autobiographisch von der Dichterin als Opfer der Stasi (das gefürchtete Ministerium für Staatssicherheit der DDR). Mit der Veröffentlichung der Stasi-Akten war Christa Wolf aber selbst in den Verdacht geraten, inoffizielle Informantin der Stasi gewesen zu sein. Richtig ist, daß Christa Wolf für eine sehr kurze Zeit als Informantin gedient hatte, bevor sie selber über viele Jahre von der Stasi überwacht wurde. Ihr Lebensweg von einer Anbangerin der DDR und des „real existierenden Sozialismus" über Wahrheitssuche und Verdrängung zur Kritik am System hat Symbolwert für die Rolle eines Schriftstellers in einem totalitären Staat. Ihre Gegner wandten ein, daß sie konfliktscheuer war als andere, Kompromisse schloß und daß sie es allen recht machen wollte. Für sie wurde ins Feld geführt, daß sie in beiden deutschen Staaten über Jahrzehnte aufmerksam gelesen worden war. Sie war keine Dissidentin, aber ihr eigenständiger Stil und die vorsichtige Art ihres Dreinredens wurden bewundert. Christa Wolf ist 1993 aus beiden Berliner Akademien der Künste (Ost und West; jetzt vereinigt) ausgetreten. Heute lautet die Frage: Die DDR-Literatur hat bestimmte Stilformen des indirekten Sagens hervorgebracht. Ist diese Literatur mit der Wende verschwunden?'' (Das Stichwort: Stasi und die Stasi-Akten. Abkürzung für Staatssicherheit. Der Staatssicherheitsdienst war die politische Geheimpolizei der DDR. Er war der Partei untergeordnet und nur ihr verantwortlich. Stasi-Agenten bespitzelten alle DDR- Bürger, die sich nicht systemkonform verhielten. Die Stasi hatte wahrscheinlich 200 000 hauptberufliche und mindestens 1,6 bis 2 Millionen informelle Mitarbeiter (IM). Über jeden verdächtigen Bürger wurde eine „Stasi-Akte" angelegt, die Betroffene seit der Einheit einsehen können ). (aus: TIP 4/92, S. 46)