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Bundesrepublik und der DDR auch um zwei Ausformungen der Industriegesellschaft
handelt; wenn auch Effizienz, Gewinn, Produktivität, Wachstum von beiden
angestrebt wurden, so hat doch das westliche Deutschland, das die Marktwirtschaft
ohne ideologische Behinderung betreiben konnte, einen anderen Wertekatalog in die
Menschen gepflanzt als das östliche. Ich glaube, was uns am deutlichsten trennt, ist
das Verhältnis zum Eigentum." Und sie versucht, die Wirklichkeit zu fassen und „von
dem Phantom Abschied zu nehmen, welches das je andere und damit auch das eigene
Land lange für uns waren". Sie weiß, daß „verdrängte Wirklichkeit" letztlich
„Aggressivität und Wahndenken erzeugt" und daß das „Gefühl von Leere und Enttäu-
schung" zu „sozialen Krankheitsbildern und Anomalien" führt. Und damit meint sie
die Gruppen von Jugendlichen, „die .plötzlich' aus der Gesittung herausfallen". Auf
die Frage, worauf die Deutschen stolz sein könnten, gerät ihr das Brot zum
„archaischen Symbol" und abschließend zur Vision: „Das würde mir gefallen, und
auch das gibt es ja: Deutsche aus verschiedenen Himmelsrichtungen, die miteinander
arbeiten, Projekte entwickeln, die sich dann um den Tisch setzen, miteinander reden,
auch streiten, essen, gemeinsam die Suppe auslöffeln, die sie sich eingebrockt haben.
Das Brot auf den Tisch legen, das sie aus ihren verschiedenen Landschaften mitge-
bracht haben, es einander zu kosten geben und es gerne und großzügig teilen."
Christa Wolfs Bücher finden besonders in den neuen Bundesländern Anerkennung.
Mit ihr identifizieren sich viele Bürger. Können Sie das erklären? Der bekannte
Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete den Schluß des Textes als Kitsch.
Wie ist Ihre Meinung?
Aus (Renate Luscher. Deutschland nach der Wende, S.117-118).
Aufgaben.
1.Lesen Sie den Text.
2.Nennen Sie die thematischen Schwerpunkte des Textes, formulieren Sie diese in
zusammenfassender Form.
Text. Das vereinte Deutschland und seine Autoren
Nach 1989 ging ein Riß durch die Literaturlandschaft; vieles war nach dem Fall der
Mauer anders als zuvor. Der Vereinigungsjubel war kaum verflogen, als schon der
„Literaturstreit" im vereinten Deutschland begann. Vorher war alles klar: Die
ausgebürgerten, aus der DDR geflohenen Schriftsteller lebten und publizierten in der
Bundesrepublik. Die Daheimgebliebenen richteten sich ein oder versuchten, auf ihre
eigene Weise mit der Realität fertigzuwer-den: angepaßt, schizophren oder resigniert.
Dafür wurden sie nach 1989 angegriffen, und zwar von früheren Kollegen (oder
„Genossen"), aber auch von westdeutschen Literaturkritikern, die die Verhältnisse
aus gegenwärtiger Sicht ins Visier nahmen. Die DDR hatte vielen ihrer Dichter
großzügig Sonderrechte und Vergünstigungen gewährt, ihnen dafür aber Staatstreue,
d.h. die Verpflichtung, das Volk zum Sozialismus zu erziehen, abverlangt. Nicht
wenige haben sich durch Kritik und Zweifel die Gunst der Machthaber verscherzt.
Der Liedermacher Wolf Biermann wurde ausgebürgert, als er 1976 auf einer
Konzertreise im Westen auftrat. Die Lyrikerin Sarah Kirsch und die Schriftsteller
Günter Kunert und Reiner Kunze folgten. Für andere Künstler kam 1979 der
Bundesrepublik und der DDR auch um zwei Ausformungen der Industriegesellschaft handelt; wenn auch Effizienz, Gewinn, Produktivität, Wachstum von beiden angestrebt wurden, so hat doch das westliche Deutschland, das die Marktwirtschaft ohne ideologische Behinderung betreiben konnte, einen anderen Wertekatalog in die Menschen gepflanzt als das östliche. Ich glaube, was uns am deutlichsten trennt, ist das Verhältnis zum Eigentum." Und sie versucht, die Wirklichkeit zu fassen und „von dem Phantom Abschied zu nehmen, welches das je andere und damit auch das eigene Land lange für uns waren". Sie weiß, daß „verdrängte Wirklichkeit" letztlich „Aggressivität und Wahndenken erzeugt" und daß das „Gefühl von Leere und Enttäu- schung" zu „sozialen Krankheitsbildern und Anomalien" führt. Und damit meint sie die Gruppen von Jugendlichen, „die .plötzlich' aus der Gesittung herausfallen". Auf die Frage, worauf die Deutschen stolz sein könnten, gerät ihr das Brot zum „archaischen Symbol" und abschließend zur Vision: „Das würde mir gefallen, und auch das gibt es ja: Deutsche aus verschiedenen Himmelsrichtungen, die miteinander arbeiten, Projekte entwickeln, die sich dann um den Tisch setzen, miteinander reden, auch streiten, essen, gemeinsam die Suppe auslöffeln, die sie sich eingebrockt haben. Das Brot auf den Tisch legen, das sie aus ihren verschiedenen Landschaften mitge- bracht haben, es einander zu kosten geben und es gerne und großzügig teilen." Christa Wolfs Bücher finden besonders in den neuen Bundesländern Anerkennung. Mit ihr identifizieren sich viele Bürger. Können Sie das erklären? Der bekannte Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete den Schluß des Textes als Kitsch. Wie ist Ihre Meinung? Aus (Renate Luscher. Deutschland nach der Wende, S.117-118). Aufgaben. 1.Lesen Sie den Text. 2.Nennen Sie die thematischen Schwerpunkte des Textes, formulieren Sie diese in zusammenfassender Form. Text. Das vereinte Deutschland und seine Autoren Nach 1989 ging ein Riß durch die Literaturlandschaft; vieles war nach dem Fall der Mauer anders als zuvor. Der Vereinigungsjubel war kaum verflogen, als schon der „Literaturstreit" im vereinten Deutschland begann. Vorher war alles klar: Die ausgebürgerten, aus der DDR geflohenen Schriftsteller lebten und publizierten in der Bundesrepublik. Die Daheimgebliebenen richteten sich ein oder versuchten, auf ihre eigene Weise mit der Realität fertigzuwer-den: angepaßt, schizophren oder resigniert. Dafür wurden sie nach 1989 angegriffen, und zwar von früheren Kollegen (oder „Genossen"), aber auch von westdeutschen Literaturkritikern, die die Verhältnisse aus gegenwärtiger Sicht ins Visier nahmen. Die DDR hatte vielen ihrer Dichter großzügig Sonderrechte und Vergünstigungen gewährt, ihnen dafür aber Staatstreue, d.h. die Verpflichtung, das Volk zum Sozialismus zu erziehen, abverlangt. Nicht wenige haben sich durch Kritik und Zweifel die Gunst der Machthaber verscherzt. Der Liedermacher Wolf Biermann wurde ausgebürgert, als er 1976 auf einer Konzertreise im Westen auftrat. Die Lyrikerin Sarah Kirsch und die Schriftsteller Günter Kunert und Reiner Kunze folgten. Für andere Künstler kam 1979 der