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»Ich verlange von Ihnen auch gar nicht, dass Sie es verstehen. Ich rede so offen mit
Ihnen, weil ich will, dass Sie dieses Verhältnis billigen.«
»Es ist Ihre Privatangelegenheit, Frau Sassen.«
»Nicht mehr ganz. Sie müssen mitspielen.«
»Mitspielen? Wieso?«
»Dr. Pillnitz ist als Arzt hier ausgefallen. Sie sind nun dran. Wenn Luigi ins Lager
kommt, ist es unmöglich, ihn zu besuchen. Ich möchte, dass Luigi noch hier im Revier
bleibt, denn hier kann ich zu ihm kommen. Sie werden nichts dagegen haben ...«
Dr. Waltraud Born lief rot an. »Das kommt nicht in Frage!« sagte sie empört.
Veronika Sassen lächelte nur. Sie war sich ihrer Sache sicher.
»Sie haben sich Ihre Antwort nicht überlegt, Doktor Born«, sagte sie mit
gefährlicher Sanftheit.
»Doch, doch. Ich habe hier eine Krankenstation zu verwalten, nicht ein ...«
»Sagen Sie es ruhig, warum stocken Sie, ich komme aus einem Milieu, in dem
solche Worte zur Umgangssprache gehören. Euch allen ist doch meine Herkunft
bekannt. Aber ob Sie Achtung vor mir haben oder nicht, ist mir völlig gleichgültig. Sie
sind eine kleine Zechenärztin, die ich fertigmachen kann. Ein Wort von mir zu meinem
Mann genügt - und Sie sind entlassen. Ich muss nur ein bisschen zärtlich zu im sein,
dann tut er alles. So betrachtet sind Sie mein Geschöpf, Doktor Born. Sie haben keine
Ahnung, wie gefügig ein alter Mann ist, wenn eine junge Frau es versteht, ihn zu ihrem
Hampelmann zu machen. Wenn ich sage: Mein Schätzchen, diese Dr. Born gefällt mir
nicht... er wird Ihnen Ihr Jahresgehalt auszahlen und Sie können sich verabschieden.«
»Dann tun Sie es bitte!« sagte Waltraud Born zornig.
»O nein.« Veronika Sassen lächelte breit. »Ich weiß genau, dass ich mir damit
keinen Dienst erweisen würde. Man sucht junge Ärzte. Sie bekämen sofort wieder eine
Stellung. Nein, es gibt da etwas anderes, was uns beide zu Verbündeten macht: Ich will
zu Luigi... und Ihnen lasse ich dafür Ihren Fritz -«
Waltraud Born wurde blass. Ihr Erschrecken war so deutlich, dass Veronika
Sassen, die sich ihrem Ziele nahe sah, laut auflachte.
»Sie zeigen zu deutlich, was Sie empfinden und denken. Sie sind zu brav für diese
Welt, Dr. Born. Ich weiß längst, dass Sie sich heimlich mit Fritz treffen, dass Sie beide
sich lieben, dass Fritz und Sie sich mit dem Gedanken tragen zu heiraten. Dann würde
ich Ihre Schwiegermutter werden ... ist das nicht lustig? Aber mein Mann hat andere
Pläne mit seinem Sohn. Eine Industriellentochter. Können Sie sich deshalb vorstellen,
welche Reaktion es auslöst, wenn ich meinem Mann sage: Dein Sohn Fritz hat ein
Verhältnis mit eurer Zechenärztin?«
»Das ... das dürfen Sie nicht«, sagte Waltraud tonlos.
»Ich habe es auch nicht vor.«
»Sie wollen mich also erpressen?«
»Nennen Sie es besser ein Geschäft zwischen zwei Frauen, die beide ein
Geheimnis haben. Ich gewähre Ihnen Ihren Fritz ... und Sie mir meinen Luigi
Cabanazzi.«