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Dr. Waltraud Born schloß die Tür zum Zimmer Cabanazzis und drehte alle Lichter
des Untersuchungszimmers an, als es an die Tür klopfte. Sie war gespannt, wie sich
Veronika Sassen geben würde, hochmütig, herablassend oder freundlich. Dr. Born
kannte sie bisher nur vom Sehen und aus den Erzählungen von Dr. Pillnitz. Dessen
Meinung nahm sie aber nicht so ernst, er betrachtete alles um sich herum mit
unverbesserlichem Sarkasmus, der in dem Satz gipfelte: Alles, was menschlich ist, ist
im Grunde lächerlich. Man behängt es nur mit Ernst und Würde.
»Guten Abend«, sagte Veronika Sassen, als sie die Tür öffnete.
Sie sah müde und irgendwie verstört aus. Sie ging schnell an Waltraud Born vorbei
und setzte sich auf die lederne Chaise, das unerlässliche Requisit aller
Untersuchungszimmer. Waltraud musterte sie mit fraulichem Interesse. Gefärbte, zu
grelle Haare; ein stark geschminkter Mund, ein Kostüm aus bestem englischem Stoff
und vom besten Schneider, Kroko-Tasche und -Schuhe, lange, schlanke Beine, nervöse
Hände, gehetzte, unruhige graugrüne Augen, ein Gesicht mit fahler, überpuderter Haut.
Sie sieht gut aus, dachte Dr. Born und steckte die Hände in die Taschen ihres weißen
Kittels. Aber trotz bester Ausstattung hat sie einen ordinären Stich. Ich kann nicht
sagen, warum - aber es ist so. Sie trägt den Titel einer Frau Direktor, aber man könnte
ihr auch als einem gut verdienenden Flittchen in einem teuren Bordell begegnen.
»Wo liegt er?« fragte Veronika Sassen und suchte in ihrer Handtasche nach
Zigaretten. Sie fand die Schachtel und lächelte schwach. »Darf man hier?«
»Wenn kein Betrieb ist - wie jetzt - schon.«
»Sie auch?«
»Nein, danke.«
Veronika Sassen brannte sich die Zigarette an und schlug die Beine übereinander.
Teerosenfarbige Spitzen glitten unter ihrem Rock hervor und blieben oberhalb des
Knies auf dem Schenkel liegen.
»Cabanazzi liegt nebenan. Ich habe den Auftrag, niemanden zu ihm zu lassen.« Dr.
Born blieb an der Tür stehen. Sie ist wirklich ein Flittchen, dachte sie böse. Sie läuft
diesem Sizilianer nach wie eine heiße Katze.
»Die Anordnung stammt von Dr. Pillnitz ...«
»Ja.« Waltraud spürte, wie sich ihr Herz zusammenkrampfte. »Was ist mit ihm?
Haben Sie schon neue Nachrichten?«
»Nein. Er liegt in Gelsenkirchen.«
»Tot?«
»Ich weiß nicht. Als man ihn fand, gab es nur noch wenig Hoffnung.«
»Schrecklich -«
»Ja.« Veronika Sassen rauchte hastig und inhalierte tief. »Ich bin Ihnen eine
Erklärung schuldig, Dr. Born.«
»Nein, warum?«
»Ich habe am Telefon gesagt, dass ich mit Ihnen sprechen will und Sie sich auf
einiges gefasst machen müssen. Ich bin eine Frau, die immer auf ihr Ziel losgeht. Ich
werde mich deshalb schamlos vor Ihnen demaskieren. Ich weiß aber auch, dass ich mir
das leisten kann, denn ich habe Sie in der Hand ...«
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