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zerbrach in der Hand den hölzernen Spatel. Er merkte es gar nicht, er sah auf den Hals
Cabanazzis und wünschte sich, ihm die Kehle zudrücken zu können.
»Mund auf!« sagte er rauh. Cabanazzi sperrte den Mund auf und streckte die
Zunge heraus. Es kostete Dr. Pillnitz eine ungeheure Überwindung, ihm in den Hals zu
sehen. Er sah einen weißgelben Belag und wünschte sich, dass es keine
Mandelentzündung, sondern eine tödliche Diphtherie wäre.
»Und müde, Dottore, immer müde«, sagte Cabanazzi, als er den Mund wieder
schließen durfte.
Das kommt vom Huren, wollte Dr. Pillnitz schreien, aber er wandte sich ab und
schrieb ein Rezept aus. Hustensaft, Lutschpastillen mit Penicillin, Fiebertabletten.
»Hier -« sagte er und reichte das Blatt Cabanazzi, der ihn erstaunt ansah und
fragte: »Nix Bett?«
»Nein.«
»Weiter Arbeit?«
»Natürlich! Wenn jeder mit einem Schnupfen krankfeiern wollte, könnten wir die
Zeche zumachen!« Dr. Pillnitz ging zu seinem Tisch und setzte sich. »Schwester ...
der nächste!«
Carla Hatz ließ den nächsten Patienten ein. Einen alten Hauer mit einer bösen
Furunkulose. Luigi Cabanazzi blieb unschlüssig stehen. Dann zuckte er mit den
Schultern und ging aus dem Ordinationszimmer. Im gekachelten Vorzimmer zog er sich
wieder an und verließ schnell das Krankenrevier.
Am Nachmittag lag auf dem Schreibtisch von Dr. Pillnitz ein Attest. Dr. Bader in
Gelsenkirchen bescheinigte, dass der italienische Gastarbeiter Luigi Cabanazzi aus
Palermo eine akute Tonsillitis habe und acht Tage Schonung brauche. Er sei
arbeitsunfähig.
Dr. Pillnitz fegte das Attest mit einer wilden Handbewegung vom Tisch. Dr.
Bader, Gelsenkirchen, dachte er. Der frühere Hausarzt Veronikas. Sie hat ihn zu Dr.
Bader geschickt.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, rief er bei Dr. Sassen in der Villa an. Das
Hausmädchen Erna gab bereitwillig Auskunft.
»Nein«, sagte sie. »Die gnädige Frau ist nicht da. Sie ist verreist. Ein Onkel in
Hagen ist plötzlich erkrankt. Die gnädige Frau wird etwa eine Woche wegbleiben ...«
»Danke!« sagte Dr. Pillnitz heiser und legte auf.
Nach Hagen. Ein Onkel. Acht Tage. Und genauso lang war Cabanazzi krank
geschrieben. Gab es da noch Fragen?
Ich werde ihn umbringen müssen, dachte Dr. Pillnitz und stützte den Kopf in beide
Hände. Es gibt keinen anderen Weg mehr.
Oder ich werde es Dr. Sassen selber sagen. Wenn die Welt der Veronika Sassen
untergeht, dann soll sie richtig untergehen ... «…»
Teil III
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