Методические указания для чтения и анализа художественных произведений современных немецкоязычных авторов по теме "Женщины в современном обществе" для студентов 4 курса отделения немецкого языка факультета филологии и журналистики - 4 стр.

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Sie kommt aus dem Kleinbürgertum. Der Vater besaß in Landsberg ein kleines
Geschäft, ihre Kindheit blieb von den Schrecken des Nationalsozialismus und des
Kriegs weitgehend verschont, ein Alltag in der „Volksgemeinschaft“. Im Januar 1945
muss die Familie mit den großen Flüchtlingstrecks Richtung Westen ziehen. Das
Verlassen der Heimat, die Konfrontation mit Elend, Gewalt und Tod bedeutet für die
16jährige das Ende der Kindheit. In Mecklenburg wird sie nach Kriegsende als
Schreibkraft eines Bürgermeisters eingestellt, besucht die Oberschule, macht 1949 - im
Gründungsjahr der DDR - das Abitur und tritt in die SED ein, identifiziert sich mit den
Idealen des neuen Staats und seiner Partei. Während ihrer Studienzeit heiratet sie den
Essayisten Gerhard Wolf (1951), mit dem sie teilweise zusammenarbeitet (Anthologien,
Filmdrehbücher). Zwei Töchter (1952 und 1956 geboren) gehen aus der Ehe hervor.
Schon während des Germanistikstudiums in Jena und Leipzig, das sie 1953 bei
Hans Mayer mit einer Arbeit über Probleme des Realismus bei Hans Fallada
abschließt, setzt W. als Literaturkritikerin ihre frisch erworbenen Seminarkenntnisse
um. Maßstab ihres Urteils ist die damals noch herrschende Ästhetik von Georg Lukács,
sind die kunstfremden Normen des Sozialistischen Realismus. Sie schätzt an Anna
Seghers, mit der sie seit den 50er Jahren befreundet ist, die politisch standfeste,
psychologisch motivierte Erzählweise, und orientiert sich an Seghers' Theorie der
literarischen Produktion, in der die aktive Rolle des Autors betont wird. „Literatur und
Wirklichkeit stehen sich nicht gegenüber wie Spiegel und das, was gespiegelt wird. Sie
sind ineinander verschmolzen im Bewusstsein des Autors. Der Autor nämlich ist ein
wichtiger Mensch“, steht in W.s Essay Lesen und Schreiben von 1972. In den 50-er
Jahren ist W. als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Schriftstellerverband (bis 1977
Mitglied des Vorstands) tätig, Redakteurin der Verbandszeitschrift Neue Deutsche
Literatur und Cheflektorin des Jugendbuchverlags „Neues Leben“. Ihre erste eigene
literarische Arbeit, die Moskauer Novelle (1961), bat sie später selbst kritisch
kommentiert und sich vorgeworfen, darin die wesentlichen Konflikte jener Jahre (so
auch Stalinismus und „Entstatinisierung“) ausgeblendet zu haben zugunsten
literarischer Klischees im Dienste der Ideologie (Über Sinn und Unsinn von Naivität,
1974).
1959, im Rahmen des „Bitterfelder Weges“, als die Partei die Künstler auffordert,
sich in Fabriken und landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Kenntnisse von
der Wirklichkeit der Arbeitswelt zu verschaffen, hospitiert W. als Lektorin des
Mitteldeutschen Verlags Halle in einer Waggonfabrik, und nimmt an „Zirkeln
Schreibender Arbeiter“ beratend teil. Die Erfahrungen, die sie im Betriebsalltag
gewinnt, gehen in eine Geschichte ein, in der das Scheitern einer Liebe mit dem
Mauerbau 1961 verknüpft wird: Der geteilte Himmel (1963) ist der erste Roman, der als
spezifische DDR-Prosa weltweit Anerkennung findet. Wenngleich stilistisch dem
bürgerlichen Realismus des 19. Jahrhunderts verpflichtet, ist der Text dennoch ein
Novum, weil er die moralische Bewertung gesellschaftlicher Verhaltensweisen (z.B. der
Republikflucht) mit einer psychologischen Differenzierung verbindet, die das bis dahin
in der DDR-Literatur geläufige Schema von Gut und Böse durchbricht.