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ihrer stolzen, „kolchischen“ Art und ihren Heilkünsten, die sie durchaus gerne in
Anspruch nehmen, suspekt und unheimlich.
In Korinth folgt Medea der stummen und gebrochenen Königin Merope in ein
Grabgewölbe, wo sie die Gebeine von Iphinoe, der Tochter des Kreon und der Merope,
findet, die ebenfalls von ihrem Vater geopfert wurde, um dessen Macht zu stabilisieren.
Außerdem erfindet Wolf Oistros, den Liebhaber der Medea, nachdem Jason sich ihr
entfremdet hatte.
Aufbau, Form und Stilmittel
Die Erzählung ist in 11 Kapitel unterteilt, in denen jeweils die „Stimmen“ der oben
aufgeführten Personen zu Wort kommen. Jedem Kapitel ist ein Zitat aus - im weitesten
Sinne - Medea-Interpretationen und -Rezeptionen der Vergangenheit vorangestellt. Vier
Kapitel werden aus der Sicht der Medea erzählt, 2 aus der des Jason, 2 aus der des
Leukon. Alle anderen unter "Stimmen" aufgeführten Personen sprechen in jeweils
einem Kapitel.
Die Gegenwart der Handlung spielt sich in Korinth ab, schon nachdem Medea
vom König Kreon des Palastes verwiesen wurde.
Was davor geschah wird in Reflexionen des jeweils Sprechenden vermittelt.
Dazu benutzt Wolf - wie schon in Kassandra - häufig das Mittel des inneren Monologs
und des erinnernden Berichts.
Bisweilen fällt der Text in einen Rhythmus, der ihn wie ein Gedicht anmuten lässt:
„Wunschlos horch ich auf die Leere, die mich ganz erfüllt.“ Besonders in den Teilen, in
denen Medea spricht, verwendet Wolf viele Ellipsen, was Teil des inneren Monologs
ist: abgehackte Sätze, Gedankenfetzen. Schon in „Kassandra“ wurde von diesem
Stilmittel reicher Gebrauch gemacht.
Christa Wolf und das Matriarchat
Wolf geht es allerdings nicht um die Propagierung einer Rückkehr zum
Matriarchat. Auf die Frage ob eine Rückkehr ins Matriarchat ihrer Meinung nach
sinnvoll wäre, antwortet sie: „Um Gottes Willen - nein. Wahrscheinlich hat es ein
vollkommen ausgebildetes Matriarchat als „Frauenherrschaft“ nie gegeben, und ein
Zurück in so frühe undifferenzierte Verhältnisse gibt es sowieso nicht. Wir können nur
versuchen, die Erfahrung der Jahrtausende beachtend, weiterzugehen. Es muss also
immer selbstverständlicher werden, dass der männliche und der weibliche Blick
gemeinsam erst ein vollständiges Bild von der Welt vermitteln, und dass Männer und
Frauen sie auf ihre je eigene Weise gleichgestellt gestalten. Das würde zu ganz anderen
Prioritäten führen als denen, die uns jetzt regieren. Zu anderen Wertehierarchien. - Aber
darüber will ich jetzt nicht spekulieren. Wir sind himmelweit davon entfernt.“ Vielmehr
weist sie hin auf die Möglichkeit der Emanzipation von Frauen und Männern in dem
Sinne, dass nicht das eine Geschlecht das andere dominieren, sondern dass beide
zusammen die Welt gestalten sollen. Diese Idee ist auch motiviert durch einen
möglichen Atomkrieg, der die Vernichtung Europas zur Folge hätte. Christa Wolf
forscht in "Medea" auch nach den Prinzipien, die die Menschheit in dieses maßlose und
irrationale Aufrüsten getrieben haben.
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