Deutsch fur Psychologen. Степанова Л.А. - 136 стр.

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Evolutionslehre aber zeigte die Verwandtschaft des Menschen mit den Tieren auf und be-
einflusste damit entscheidend die modernen Motivationstheorien. Man misstraute immer
mehr den philosophisch-psychologischen Interpretationen des menschlichen Verhaltens
und suchte nach Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier.
Als grundlegend für menschliches und tierisches Verhalten wurde eine Reihe von einfa-
chen biologischen Antrieben postuliert, die der Aufrechterhaltung der physiologischen Le-
bensbedingungen des Organismus dienen. In früher Kindheit wird das Verhalten des Men-
schen fast vollkommen von diesen biologischen Antrieben beherrscht. Das Streben nach
Besitz und Prestige beispielsweise ist bei Säuglingen noch gar nicht vorhanden, während
Hunger, Durst und Schlaf entscheidend den Tagesablauf bestimmen. Erst mit der weiteren
Entwicklung des Säuglings entstehen soziale Antriebe, die aus primären biologischen An-
trieben abzuleiten sind. Die hierzu notwendigen Lernvorgänge sind oft mit bewusstem Er-
leben verbunden und werden als Willensakte interpretiert.
Biologische Bedarfsdeckung
Biologische Antriebe dienen dem Überleben des Organismus. Der Energie- und
Wasserhaushalt des Körpers muss auf einem konstanten Niveau gehalten werden (Hun-
ger- und Durstmotivation). Die Haut und die inneren Organe müssen vor zerstörerischen
Einwirkungen geschützt werden. Ein Warnsystem, das der Vermeidung solcher Schäden
dient, überzieht den ganzen Körper (Schmerzvermeidungs-Motivation). Das Zentralner-
vensystem muss einem Minimum an Reizvariationen ausgesetzt werden, damit eine »ge-
ordnete« Informationsverarbeitung gewährleistet ist. Wenn diese Lebensbedingungen
zeitweise nicht erfüllt sind -z.B. durch Entzug (Deprivation) von Nahrung, Flüssigkeit, Sau-
erstoff. Schlaf und Reizvariation -, führt das in der Regel zur Aktivierung von spezifischen
Verhaltensweisen, die danach streben. Mangelzustände aufzuheben. Es entsteht ein Be-
dürfnis (need) nach Nahrung, Flüssigkeit, Sauerstoff usw., das der organischen Bedarfs-
deckung dient. Wenn wir das motivierte Verhalten näher betrachten, so können wir drei
aufeinander folgende Phasen (Motivationszyklus) unterscheiden:
• Der Zustand, von dem das motivierte Verhallen seinen Ausgang nimmt, aktiviert be-
stimmte zielgerichtete Verhaltensweisen. Dieser Zustand wird meistens als Motiv, Trieb-
zustand oder "organischer Bedarf" bezeichnet. »Bedürfnisse« nennt man die subjektiven
Begleiterscheinungen des organischen Mangelzustandes.