Deutsch fur Psychologen. Степанова Л.А. - 146 стр.

UptoLike

Составители: 

146
nervensystem. Die neurologische Forschung nahm ihn derart gefangen, dass er andere
Pfichtkurse nicht belegte und in der Folge drei Jahre länger studierte, als das für ein medi-
zinisches Examen ansonsten erforderlich gewesen wäre.
Nach seiner einjährigen Militärdienstzeit schloss Freud 1881 sein Medizinstudium
ab. Er wollte seine Forschungsarbeit nicht aufgeben und blieb als Instruktor im physiologi-
schen Labor an der Universität. Erst 1883 gab er auf von Brückes dringendes Anraten die
Forschungsarbeit auf, um praktische Erfahrung zu gewinnen.
In den nächsten drei Jahren arbeitete Freud am Wiener Allgemeinen Krankenhaus,
wo er sich nacheinander mit der Psychiatrie, der Dermatologie und den Nervenkrankheiten
befasste. 1885 erhielt er an der Universität Wien eine Stelle als Dozent für Neuropatholo-
gie und verließ das Krankenhaus. Im Lauf desselben Jahres wurde ihm ein staatliches Sti-
pendium gewährt, das es ihm ermöglichte, in Paris 19 Wochen bei dem französischen
Neurologen Jean Charcot zu studieren. Dieser war damals Klinikdirektor des Psychiatri-
schen Krankenhauses Salpêtrière und behandelte die neurolgischen Krankheiten mit Hyp-
nose. Freud untersuchte unter Charcots Anleitung hauptsächlich die Hysterie; diese Stu-
dien lenkten sein Interesse nachhaltig auf die Psychopathologie - die wissenschaftliche
Erforschung psychischer Störungen.
1886 eröffnete Freud in Wien eine neurologische Privatpraxis. Dass er Charcots
damals als unorthodox geltende Auffassungen zu Hysterie und Hypnotherapie nachdrück-
lich vertrat, stieß in der Wiener Ärzteschaft auf heftigen Widerstand. Diese Ablehnung trug
mit dazu bei, dass seine Neurosenlehre erst mit erheblicher Verzögerung akzeptiert wur-
de. Seit Beginn des 1. Weltkrieges widmete sich Freud weniger den klinischen Beobach-
tungen; vielmehr komzentrierte er sich darauf, mit Hilfe seiner Theorien Religion, Mytholo-
gie, die Künste, die Literatur sowie vor allem Kultur und Gesellschaft zu untersuchen. 1923
erkrankte er an Gaumenkrebs, der neben einer Reihe von Operationen eine ständige
schmerzhafte Behandlung erforderlich machte. Trotz dieses körperlichen Leidens veröf-
fentlichte er auch während der kommenden 16 Jahre, wobei er sich hauptsächlich zu
Problemen der Kultur und der Philosophie äußerte.
Nach der deutschen Besetzung Österreichs 1938 floh Freud mit seiner Familie
nach London, wo er am 23. September 1939 starb.
"Freud, Sigmund", Microsoft (R) 98 Enzyklopadie. (c) 1993-1997 Microsoft Corporation.
Alle Rechte vorbehalten.