Deutsch fur Psychologen. Степанова Л.А. - 144 стр.

UptoLike

Составители: 

144
fühlston", nämlich den der Gleichgültigkeit, womit wiederum eine Bewertung ausgedrückt
ist. Das Fühlen ist daher auch eine Art des Urteilens, das aber insofern vom intellektuellen
Urteil verschieden ist, als es nicht in Absicht der Herstellung eines begrifflichen Zusam-
menhanges, sondern in Absicht eines zunächst subjektiven Annehmens oder Zurückwei-
sens erfolgt. Die Bewertung durch das Fühlen erstreckt sich auf jeden Bewusstseinsinhalt,
von welcher Art er immer sein mag. Steigert sich die Intensität des Fühlens, so entsteht
ein Affekt, d. h. ein Gefühlszustand mit merklichen Körperinnervationen. Das Gefühl unter-
scheidet sich dadurch vom Affekt, dass es keine merklichen Körperinnervationen veran-
lasst, d. h. so wenig oder so viel wie ein gewöhnlicher Denkvorgang. < ... >
Mit den obigen Definitionen ist natürlich das Wesen des Fühlens gar nicht charakte-
risiert, sondern das Fühlen ist damit nur äußerlich umschrieben. Das intellektuelle Beg-
riffsvermögen erweist sich als unfähig, das Wesen des Fühlens in einer begrifflichen Spra-
che zu formulieren, da das Denken einer dem Fühlen inkommensurablen Kategorie ange-
hört, wie überhaupt keine psychologische Grundfunktion sich durch eine andere völlig
ausdrücken lässt. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, dass keine intellektuelle Definiti-
on jemals in der Lage sein wird, das Spezifische des Gefühls in einer nur einigermaßen
genügenden Weise wiederzugeben. Damit, dass die Gefühle klassifiziert werden, ist für
die Erfassung ihres Wesens nichts gewonnen, denn auch die genaueste Klassifikation
wird immer nur jenen intellektuell fassbaren Inhalt angeben können, mit welchem verbun-
den Gefühle auftreten, ohne aber das Spezifische des Gefühls damit erfasst zu haben. So
viele verschiedene und intellektuell erfassbare Inhaltsklassen es gibt, so viele Gefühle las-
sen sich unterscheiden, ohne dass damit aber die Gefühle selber erschöpfend klassifiziert
wären, denn es gibt über alle möglichen intellektuell erfassbaren Klassen von Inhalten hin-
aus noch Gefühle, welche sich einer intellektuellen Rubrizierung entziehen. < ... > [ 9 ]
Denken
< ... > Ich fasse das Denken als eine der vier psychologischen Grundfunktionen auf.
Das Denken ist diejenige psychologische Funktion, welche, ihren eigenen Gesetzen ge-
mäß, gegebene Vorstellungsinhalte in (begrifflichen) Zusammenhang bringt. Es ist apper-
zeptive Tätigkeit und als solche zu unterscheiden in aktive und passive Denktätigkeit. Das
aktive Denken ist eine Willenshandlung, das passive Denken ein Geschehnis. Im ersteren
Fall unterwerfe ich die Vorstellungsinhalte einem gewollten Urteilsakt, im letzteren Fall
ordnen sich begriffliche Zusammenhänge an, es formen sich Urteile, welche gegebenen-
falls zu meiner Absicht in Widerspruch stehen, meiner Zielrichtung nicht entsprechen und