Kleider machen Leute. Вятчина В.Е - 11 стр.

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In den letzten acht Tagen hatte er schon Tag für Tag Wasserflöhe gekauft. Bei
den ersten Einkäufen brachte Uwe kein Sterbenswort über die Lippen. Neulich aber
faßte er sich ein Herz. Seit dieser Zeit streute er zwischen Kauf- und Verkauf
häufiger private Worte. Gestern nun konnte er Rita überreden, abends zusammen mit
ihm ins Kino zu gehen.
Uwe hatte diverse Krawatten parat gelegt, ein weißes Hemd angezogen und
seinen dunklen Anzug aus dem Schrank geholt. Klaus-Dieter, der ihn besuchen
wollte, staunte nicht schlecht, als er Uwe sah.
„Gehst du zu deiner eigenen Jugendweihe?“ frotzelte er. „Ich werde verrücktt,
willst du allen Ernstes dunkle Pelle anziehen? Fehlen bloß die Uhrkette, der Stock
und die Gamaschen- fertig ist der englische Lord“.
Klaus- Dieter hielt nicht viel von Schlips und Kragen, Mantel und Hut. „Alles
bürgerlicher Kram, was für alte Herren“-so war seine Meinung. Uwe überlegte. Hatte
Klaus-Dieter nicht recht?
„Sportlich mußt du auftreten und nicht wie auf einer Modenschau.“
Also, die Lederjacke und die Niethose raus, das weiße Hemd in den Schrank
und noch einen Lederriemen um das rechte Handgelenk. Das sieht immer mutig aus.
Rita stellte an jenem Abend auch Überlegungen an. Mit Hilfe von Puder und
Schminke korrigierte sie das Gesicht. Haare und Fingernägel behielten dagegen ihre
Urform, so wie es Rita kürzlich bei einer Filmschauspielerin sah. Schließlich war
man noch jung, und Rita wollte ja modern sein. Und wie würde Uwe staunen, wenn
er sie sehen würde. Er sollte nicht glauben, dass eine Verkäuferin nach Feierabend
nicht auch Schick haben konnte. „Hoffentlich denkt er auch so“, grübelte sie weiter.
Modern gekleidet ist man doch am besten, wenn man etwas Besonderes trägt, mal
eine knallige Sache. Als sie sich abschließend im Spiegel betrachtete, war sie recht
zufrieden, direkt „filmverdächtig“, lächelte sie.
An der Ecke trat Uwe bereits von einem Bein aufs andere – Rita hatte sich
wohl verspätet. Er sah auf die Uhr. Oder hatte er sie nicht erblickt – das war sie ja.
Verdammt, die Kleine stand schon eine Weile hier, er hatte sie nicht erkannt.
Verlegen begrüßten sie einander. Aber warum sahen sie die Leute dort so
sonderbar an? Da drüben, die Schwarze mit dem hellblonden Jungen lächelte gar
abschätzend.
„Gehen wir ins Kino“, flüsterte Uwe seiner Rita zu. „Nicht weit von hier ist das
Colosseum.
“Was spielen sie dort?“ wollte Rita wissen. „Kleider machen Leute.“
1.8 Übungen zum Text
1.8 Übung 1 Ergänzen Sie Sätze durch temporale Nebensätze
Muster: Uwe blickte durch die Schaufenster der Zoologischen Handlung jeden
Tag…
Uwe blickte durch die Schaufenster der Zoologischen Handlung jeden Tag,
wenn er zur Arbeit ging.
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       In den letzten acht Tagen hatte er schon Tag für Tag Wasserflöhe gekauft. Bei
den ersten Einkäufen brachte Uwe kein Sterbenswort über die Lippen. Neulich aber
faßte er sich ein Herz. Seit dieser Zeit streute er zwischen Kauf- und Verkauf
häufiger private Worte. Gestern nun konnte er Rita überreden, abends zusammen mit
ihm ins Kino zu gehen.
       Uwe hatte diverse Krawatten parat gelegt, ein weißes Hemd angezogen und
seinen dunklen Anzug aus dem Schrank geholt. Klaus-Dieter, der ihn besuchen
wollte, staunte nicht schlecht, als er Uwe sah.
       „Gehst du zu deiner eigenen Jugendweihe?“ frotzelte er. „Ich werde verrücktt,
willst du allen Ernstes dunkle Pelle anziehen? Fehlen bloß die Uhrkette, der Stock
und die Gamaschen- fertig ist der englische Lord“.
       Klaus- Dieter hielt nicht viel von Schlips und Kragen, Mantel und Hut. „Alles
bürgerlicher Kram, was für alte Herren“-so war seine Meinung. Uwe überlegte. Hatte
Klaus-Dieter nicht recht?
       „Sportlich mußt du auftreten und nicht wie auf einer Modenschau.“
       Also, die Lederjacke und die Niethose raus, das weiße Hemd in den Schrank
und noch einen Lederriemen um das rechte Handgelenk. Das sieht immer mutig aus.
       Rita stellte an jenem Abend auch Überlegungen an. Mit Hilfe von Puder und
Schminke korrigierte sie das Gesicht. Haare und Fingernägel behielten dagegen ihre
Urform, so wie es Rita kürzlich bei einer Filmschauspielerin sah. Schließlich war
man noch jung, und Rita wollte ja modern sein. Und wie würde Uwe staunen, wenn
er sie sehen würde. Er sollte nicht glauben, dass eine Verkäuferin nach Feierabend
nicht auch Schick haben konnte. „Hoffentlich denkt er auch so“, grübelte sie weiter.
Modern gekleidet ist man doch am besten, wenn man etwas Besonderes trägt, mal
eine knallige Sache. Als sie sich abschließend im Spiegel betrachtete, war sie recht
zufrieden, direkt „filmverdächtig“, lächelte sie.
       An der Ecke trat Uwe bereits von einem Bein aufs andere – Rita hatte sich
wohl verspätet. Er sah auf die Uhr. Oder hatte er sie nicht erblickt – das war sie ja.
Verdammt, die Kleine stand schon eine Weile hier, er hatte sie nicht erkannt.
       Verlegen begrüßten sie einander. Aber warum sahen sie die Leute dort so
sonderbar an? Da drüben, die Schwarze mit dem hellblonden Jungen lächelte gar
abschätzend.
       „Gehen wir ins Kino“, flüsterte Uwe seiner Rita zu. „Nicht weit von hier ist das
Colosseum.
       “Was spielen sie dort?“ wollte Rita wissen. „Kleider machen Leute.“

      1.8 Übungen zum Text

      1.8 Übung 1 Ergänzen Sie Sätze durch temporale Nebensätze

     Muster: Uwe blickte durch die Schaufenster der Zoologischen Handlung jeden
Tag…
     Uwe blickte durch die Schaufenster der Zoologischen Handlung jeden Tag,
wenn er zur Arbeit ging.

                                                                                     11