Практические основы перевода по немецкому языку. Арзамасцева И.В. - 119 стр.

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Marina: Ihr Mann war also weg und dadurch war auch ihre Existenz irgendwie
bedroht. Seit etwa zehn Jahren studierte Marina an der TU Satelliten-Geodäsie.
Sie studierte und studierte und war inzwischen bereits so gut, dass sie mit einem
Blick auf die Planeten Mars oder Venus von jeder Kneipe aus haargenau die
Schwerkraft ausrechnen konnte. Die ist nämlich überall anders. Aber ihre
Diplomarbeit hatte sie noch immer nicht geschrieben. Nun aber brauchte Marina
dringend einen Job. Sie verfasste blitzschnell ihre Diplomarbeit über ein lustiges
Pärchen von Zwillingssatelliten, die gemeinsam die Erde umkreisen, und
schickte drei Dutzend Bewerbungen ab.
Bald meldete sich eine Baufirma, die einen Ingenieur suchte. Marina ging
zu einem Vorstellungsgespräch und kehrte nicht nach Hause zurück. Ihre 14-
jährige Tochter machte sich große Sorgen und rief uns um Mitternacht an.
Marina kam erst am nächsten Tag wieder – mit einem neuen Job und einem
neuen Mann. Das Vorstellungsgespräch hatte in einer Garage stattgefunden,
erzählte sie uns hinterher. Der junge Bauunternehmer hatte vor kurzem seine
Frau mit einem anderen erwischt und war daraufhin frustriert mit all seinen
Sachen erst einmal in seine Garage gezogen, die ihm gleichzeitig als Büro seines
Bauunternehmens diente. Er hatte also gerade eine schwierige Phase hinter sich
und suchte jemanden, der ihm wieder auf die Beine half. Es war Liebe auf den
ersten Blick. Nach einem kurzen Vorstellungsgespräch wurde Marina sofort von
ihm eingestellt, und sie gingen zusammen essen. Der junge Unternehmer verriet
Marina seinen heimlichen Traum: ein Haus am Ufer des Schwarzen Meeres, mit
Veranda und Blick auf die eigene Yacht. »Willst du mit mir auf meiner Veranda
sitzen?«, fragte der Mann Marina ganz ernst. Er war fest entschlossen und
duldete keine halben Sachen. »Ja, vielleicht«, sagte Marina, »wenn meine
Tochter dabei mitspielen darf.« »Deine Kinder werden immer einen Platz auf
meiner Veranda haben«, versicherte ihr der verliebte Unternehmer.
Am nächsten Tag zog er aus der Garage aus und in Marinas Wohnung ein.
Am Anfang schien alles perfekt. Marina lernte seine Eltern kennen und auch
seine Exfrau, die ihr bei der ersten Begegnung einen Büschel Haare ausriss.
Doch im Laufe der Zeit wurde es auf der Veranda immer enger. Marina konnte
eine Rund-um-die-Uhr-Beziehung nicht länger als zwei Wochen aushalten. Der
Mann zog in die Garage zurück. Sie brachte ihm jeden Tag etwas zu essen,
wenn sie zur Arbeit fuhr. Einmal lernte sie dabei einen netten Polizisten kennen,
nachdem ihr ein Unbekannter einen Regenschirm aus dem Auto geklaut hatte.
Der Polizist verliebte sich auf der Stelle in Marina und lud sie zum Essen ein. Er
rief sie alle fünfzehn Minuten an, erschien dann aber nicht zur Verabredung.
Wahrscheinlich war der Mann im Dienst erschossen worden, dachte sich
Marina. Inzwischen hatte ihre Tochter ihren ersten Freund in der Schule kennen
gelernt, einen cleveren Burschen. Der Junge schenkte der Tochter einfach ein
Handy, über das er sie dann mit heißen E-Mails bombardierte. Das bereitete Ma-
rina große Sorgen. Immer wieder schärfte sie ihrer Tochter ein, bloß