Практические основы перевода по немецкому языку. Арзамасцева И.В. - 122 стр.

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Übung 10: Übersetzen Sie ins Russische:
Der Wiedergänger
Wladimir Putin wird noch einmal zum russischen Präsidenten gewählt werden.
Aber er hat sich politisch überlebt und versteht sein eigenes Land nicht mehr.
Er mag solche Auftritte nicht. Zehntausende umringen die quadratische Bühne,
doch der Mann im schwarzen Anorak über dem grauen Pullover wirkt wie
alleingelassen. Schneeflocken umtanzen ihn, nur ein Mikrofonständer gibt Halt.
Wladimir Putins Auftritt im Moskauer Sportstadion am vergangenen Donnerstag
ist der Höhepunkt seiner Wahlkampfinszenierung: Er allein kann das Land
retten. Einsam steht er da, so die Botschaft, weil er einzigartig ist. Aber er
produziert sich ungern vor den Massen. Er, der sich einen »Fachmann für
Menschen« nennt, bevorzugt die kleine Runde mit Augenkontakt.
Doch vor dieser Präsidentschaftswahl muss Putin sich plagen wie nie zuvor.
Zwar ist ihm der Sieg am Sonntag aus Mangel an attraktiven Kandidaten sicher,
aber erstmals bedrängt ihn eine Gegenbewegung mit Straßenprotesten. Putins
Wahlkampfstab wollte mit dem Massenaufmarsch zurückschlagen. Alles war
organisiert: Menschenmengen, Plakate aus der Massenproduktion, eine riesige
Bühne und eine martialische Rede. Aber der Funke zündete nicht.
Putin versuchte vergeblich, die Stimmung mit Fragen ans Publikum anzuheizen.
Als sei er seiner Wirkung nicht sicher, bat er die Menschen vorweg, doch bitte
mit »Ja« zu antworten. Dann fragte er: »Liebt ihr Russland?« Das »Ja« der
Zehntausende, der Anhänger und Tagelöhner, die sich für 15 Euro zum Jubeln
verpflichtet hatten, rollte nicht wie ein Donnerhall über die Ränge. Es erklang
kurz und verhalten. Putin stimmte das Motiv eines Russlands an, das gegen
ausländische Kräfte um sein Leben kämpfen muss. Zum Abschluss zitierte er
den Dichter Michail Lermontow, der beschreibt, wie die russischen Soldaten
1812 für die Heimat zu sterben versprachen. Doch seinen Anhängern, den
jungen Frauen und Beamten, stand mehr nach Tee und Pfannkuchen der Sinn.
Von Krieg wollten sie nichts hören.
Noch vor vier Jahren hatte Putin am selben Ort in einer Wahlkampfrede mit
gleicher Inbrunst vor den inneren, fremdgesteuerten Feinden gewarnt, die auf
der Suche nach einem Bissen Fleisch »wie Schakale« um die ausländischen
Botschaften strichen. Damals tobte die Menge. Sein Wahlkampf heute versucht,
die alten Erfolgsrezepte zu kopieren. Vor gut einer Woche versprach er eine
»beispiellose« Aufrüstung der Streitkräfte über 580 Milliarden Euro im
laufenden Jahrzehnt: 400 Interkontinentalraketen, 2300 Panzer, 600
Kampfflugzeuge. Vor zwölf Jahren war seine Popularität nach mehreren
Häuserexplosionen und dem Beginn des Tschetschenienkrieges in die Höhe
geschnellt. Am Montag erfuhr die Öffentlichkeit von einem angeblichen
vereitelten Islamisten-Attentat auf Putin.