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Politologen Wolf Wagner. Ostbürger fühlen sich als Deutsche zweiter Klasse und
haben Angst vor Diskriminierung. Nicht zu Unrecht, wie die Geschichte von Gabriele
S. zeigt.
Das größte Vorurteil: Ossis sind faul
Nicht zu Unrecht, wie auch die Geschichte von Michael Meyen zeigt. Wer ihn
besucht, trifft einen Privilegierten. Der Professor für Kommunikationswissenschaft an
der LMU hat ein Büro hoch oben in einem alten Unigebäude in der Münchner
Innenstadt. Meyen bietet regelmäßig Seminare an, die mit Ostdeutschland zu tun
haben, sodass ihn eine Studentin fragte, ob er etwa ein Problem mit seiner Herkunft
habe. Hat er nicht, stellt er klar. Aber was die Studentin nicht wusste: Auch er hat
Diskriminierung – vermutlich – aufgrund seiner Herkunft erlebt.
Ausgeschrieben war damals, als er sich nach München bewarb, eine Professur auf
Lebenszeit. Es gab mehrere Bewerber, Meyen erfüllte die Kriterien am besten. Als
feststand, dass die Stelle an den Mann aus Leipzig zu vergeben war, änderte die
Univerwaltung nachträglich die Bedingungen, erzählt der Wissenschaftler. Aus der
Professur auf Lebenszeit wurde eine befristete Stelle. Meyen nahm sie trotzdem. Er
kann nicht beweisen, dass die nachträgliche Änderung mit seiner Herkunft zu tun hat,
und er hat auch nie versucht, es zu beweisen. Aber der Verdacht liegt nahe. „Heute“,
sagt er, „ist es üblich, Professorenstellen zunächst zu befristen. Damals war es das
ganz und gar nicht.“ Nach drei Jahren hatten Dekan und Kollegen erlebt, dass der Ossi
sich auf seinem Lehrstuhl nicht ausruhte, sondern fleißig und ehrgeizig war – erst
dann wurde die Stelle wieder umgewandelt in eine unbefristete. Meyen hat sich
durchgebissen.
Der Unterschied zwischen Gott und Wessi
Insgesamt sind nur fünf Prozent aller Professuren in den geistes- und
sozialwissenschaftlichen Fächern an Akademiker aus den neuen Bundesländern
vergeben, die meisten davon in den neuen Bundesländern. Keiner der Dax-Vorstände
und keiner der Bundesverfassungsrichter stammt aus Ostdeutschland, kaum ein
Chefredakteur ist Ostdeutscher. Am anderen Ende der Skala gibt es ihn wirklich, den
sprichwörtlichen Hartz-IV-Empfänger im Osten, und es gibt ihn doppelt so häufig wie
im Westen. Diejenigen Ostbürger, die Arbeit haben, jobben häufiger in prekären
Verhältnissen und verdienen im Schnitt 17 Prozent weniger als ihre Kollegen im
Westen.
Es entsteht ein Bild, hier Westdeutsche, weiter oben in der Hierarchie, dort
Ostdeutsche, eher am unteren Ende der Leiter. Das Bild stimmt so nicht, aber die
meisten Deutschen haben es dennoch verinnerlicht. Der Politologe Wolf Wagner hat
sich den Be- und Empfindlichkeiten zwischen Ost und West gewidmet und kann
erklären, wie sie zustande kommen: In einem der größten gesellschaftlichen
Experimente der Geschichte wurde Deutschland zweigeteilt in einen demokratisch
und einen sozialistisch geprägten Part. Vierzig Jahre blieben Zeit, unterschiedliche
Lebenswirklichkeiten herauszubilden. Dann kam die Wende, und die Westdeutschen
hatten es nicht nötig, sich in irgendeiner Form anzupassen. Veränderung wurde von
den Ostdeutschen erwartet, und nur von ihnen. Es gab damals etwa 60 Millionen
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