Deutschland Aktuell: Soziales. Борисова Л.М - 26 стр.

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reklamieren. Im Jahr 2005 hängt es vor allem vom Zufall ab, ob jemand für eine
tolle Firma arbeitet oder für einen Fahrrad-Botendienst strampelt. Das Absurde ist,
dass das Leben in beide Richtungen durchlässig ist", meint Markus Huber.
Zahlen, Fakten und ein Interview mit dem Jugendforscher Klau Hurrelmann.
Herr Professor Hurrelmann, hat es Sie ü berrascht, wie viele junge Leute
vor kurzem in Rom den neuen Papst umjubelt haben? Der Glaube schien doch
zuletzt keine allzu groß e Rolle fü r junge Leute zu spielen ...
Ja, das war ü berraschend. Aber es bedeutet noch keine Trendwende in der re-
ligiösen Orientierung. Es ist vielmehr so, dass Jugendliche sich durch herausragende
historische Ereignisse mit einem emotionalen Kern angesprochen fühlen und direkt
darauf reagieren. Das ist eine spontaneistische Form von Beteiligung - keine
dauerhafte. Das darf man nicht verwechseln.
Ist das ein typisches Verhalten der Jugend von heute"?
Auf jeden Fall. Sich nicht zu frü h festzulegen, sich Optionen offen zu halten ist
ein ganz wichtiger Punkt. Zudem kommt eine sehr starke Egozentrik in der Grund-
haltung hinzu. Das ist durchaus strukturell bedingt: Junge Menschen können heute
gar nicht anders, sie müssen mit einer großen Unsicherheit leben und sich darauf
einstellen. In den vergangenen sieben Jahren hat es eine bemerkenswerte
Veränderung der Wertorientierungen gegeben: Die postmaterialistisch besetzten
Werte, die auch denen der eigenen Eltern entsprachen - wie Selbstbestimmung,
Lebensgenuss und Kreativität -treten jetzt etwas in den Hintergrund. Neu hinzu
kommen Werte, die von den Großeltern stammen könnten: Fleiß, Sicherheit,
Ordnung und Orientierung.
Wie ist das erklä rbar?
Das ist ganz offensichtlich eine Reaktion auf die heutige Arbeitsmarktsituation,
auf die wirtschaftliche Unsicherheit, die veränderte Weltsituation. Die Jugendlichen
sind selbstbezogener und stark auf ihren Nahraum konzentriert: Freundschaften, die
Schule, die Planung der Berufslaufbahn verlangen ihnen fast die gesamte Energie ab.
So ist auch zu erklären, dass nur ein Fü nftel von ihnen dann noch den Blick frei und
die Kraft hat, sich fü r allgemeine Politik zu interessieren oder sich im Gemeinwesen
zu engagieren.
Die Pubertä t setzt heute fünf Jahre frü her ein als 1800. Sind junge
Menschen heute auch schneller erwachsen?
Dadurch, dass sich die Pubertät deutlich nach vorne verlagert hat - ein Prozess,
der immer noch im Gange ist -, beginnt die Lebensphase Jugend heute so frü h wie
noch nie zuvor in der menschlichen Geschichte. Das gilt fü r alle westlichen Länder.
Aber sie endet heute nicht mehr richtig sichtbar, es gibt keine symbolisch klaren
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reklamieren. „Im Jahr 2005 hängt es vor allem vom Zufall ab, ob jemand für eine
tolle Firma arbeitet oder für einen Fahrrad-Botendienst strampelt. Das Absurde ist,
dass das Leben in beide Richtungen durchlässig ist", meint Markus Huber.
       Zahlen, Fakten und ein Interview mit dem Jugendforscher Klau Hurrelmann.

      Herr Professor Hurrelmann, hat es Sie überrascht, wie viele junge Leute
vor kurzem in Rom den neuen Papst umjubelt haben? Der Glaube schien doch
zuletzt keine allzu große Rolle für junge Leute zu spielen ...

       Ja, das war überraschend. Aber es bedeutet noch keine Trendwende in der re-
ligiösen Orientierung. Es ist vielmehr so, dass Jugendliche sich durch herausragende
historische Ereignisse mit einem emotionalen Kern angesprochen fühlen und direkt
darauf reagieren. Das ist eine spontaneistische Form von Beteiligung - keine
dauerhafte. Das darf man nicht verwechseln.

      Ist das ein typisches Verhalten der „Jugend von heute"?

       Auf jeden Fall. Sich nicht zu früh festzulegen, sich Optionen offen zu halten ist
ein ganz wichtiger Punkt. Zudem kommt eine sehr starke Egozentrik in der Grund-
haltung hinzu. Das ist durchaus strukturell bedingt: Junge Menschen können heute
gar nicht anders, sie müssen mit einer großen Unsicherheit leben und sich darauf
einstellen. In den vergangenen sieben Jahren hat es eine bemerkenswerte
Veränderung der Wertorientierungen gegeben: Die postmaterialistisch besetzten
Werte, die auch denen der eigenen Eltern entsprachen - wie Selbstbestimmung,
Lebensgenuss und Kreativität -treten jetzt etwas in den Hintergrund. Neu hinzu
kommen Werte, die von den Großeltern stammen könnten: Fleiß, Sicherheit,
Ordnung und Orientierung.

      Wie ist das erklärbar?

       Das ist ganz offensichtlich eine Reaktion auf die heutige Arbeitsmarktsituation,
auf die wirtschaftliche Unsicherheit, die veränderte Weltsituation. Die Jugendlichen
sind selbstbezogener und stark auf ihren Nahraum konzentriert: Freundschaften, die
Schule, die Planung der Berufslaufbahn verlangen ihnen fast die gesamte Energie ab.
So ist auch zu erklären, dass nur ein Fünftel von ihnen dann noch den Blick frei und
die Kraft hat, sich für allgemeine Politik zu interessieren oder sich im Gemeinwesen
zu engagieren.

     Die Pubertät setzt heute fünf Jahre früher ein als 1800. Sind junge
Menschen heute auch schneller erwachsen?

      Dadurch, dass sich die Pubertät deutlich nach vorne verlagert hat - ein Prozess,
der immer noch im Gange ist -, beginnt die Lebensphase Jugend heute so früh wie
noch nie zuvor in der menschlichen Geschichte. Das gilt für alle westlichen Länder.
Aber sie endet heute nicht mehr richtig sichtbar, es gibt keine symbolisch klaren