Учебно-методические указания по лингвостилистическому анализу художественного текста. Борисова Л.М - 15 стр.

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glücklicherweise noch allein bewä ltigen konnte, führte die alte Frau ein
zurückgezogenes Dornröschenleben. Doch sie war daran gewöhnt, und es gefiel
ihr so.
REINER TETZNER
DER PLATZANWEISER
Ich bin ihm dankbar. Ohne ihn wä re ich uneinsichtig gebleiben.
Frä her standen Platzanweiser nur an den Türen fremder Lokale. Die mied ich
hartnä ckig. Daß es ihn auch in meinem Stammlokal geben würde, hielt ich für
ein böses Gerücht. Bis er eines Tages hinter der Tür stand und seinen langen
Arm wie eine Schranke vor mir herunterklappte. Ich bin hier Stammgast,
beharrte ich.
Anordnung des neuen Geschä ftsführes, erwiderte der große Mann im
schwarzen Anzug. Sogar die drei scharfgespitzten Bleistifte in seiner
Brusttasche flößten Respekt ein.
Ach, Sie hatten ja bestellt, sagte der Platzanweiser plötzlich so laut, daß die
Wartenden mich ohne Murren passieren ließen. Er führte mich an einen Tisch
nahe der Tür. Auf diese Plätze hatte ich früher von oben herabgeblickt. Ich
deutete auf freie Vierertische, wo ich sonst zu sitzen pflegte.
Reserviert, knurrte der Platzanweiser und ließ mich stehen.
Platz ist eben nicht Platz. Neben den Achtertrischen an einen mußte ich mich
quetschen standen die gemütlicheren Sechsertische, dann die begehrten
Vierertische unter dem Gewölbe. In den Nischen waren Vorzugsplätze für
besondere Gäste. Mir kam nicht mal der Gedanke, dort sitzen zu wollen.
Darüber war selbst dem Platzanweiser die Entscheidung entzogen. Am
Achtertisch wurde mein Bier schal, mein Gaumen trocknete. Mein Gesprä ch mit
den Tischnachbarn stockte. Ich fühlte mich verkannt. Mir kam ein weit besserer
Platz zu, was ich den Mann im schwarzen Anzug merken ließ.
Zwei Tage spä ter blieb die Sperre seines Armes vor mir gesenkt. Obwohl Plä tze
an Sechsertischen frei waren. Wütend kehrte ich meinem Stammlokal den
Rücken. Nie wieder würde ich einem Platzanweiser unter die Augen treten.
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                glücklicherweise noch allein bewä ltigen konnte, führte die alte Frau ein
                zurückgezogenes Dornröschenleben. Doch sie war daran gewöhnt, und es gefiel
                ihr so.


                                               REINER TETZNER
                                           DER PLATZANWEISER
                Ich bin ihm dankbar. Ohne ihn wä re ich uneinsichtig gebleiben.
                Frä her standen Platzanweiser nur an den Türen fremder Lokale. Die mied ich
                hartnä ckig. Daß es ihn auch in meinem Stammlokal geben würde, hielt ich für
                ein böses Gerücht. Bis er eines Tages hinter der Tür stand und seinen langen
                Arm wie eine Schranke vor mir herunterklappte. Ich bin hier Stammgast,
                beharrte ich.
                Anordnung       des neuen Geschä ftsführes, erwiderte der große Mann im
                schwarzen Anzug. Sogar die drei scharfgespitzten Bleistifte in seiner
                Brusttasche flößten Respekt ein.
                Ach, Sie hatten ja bestellt, sagte der Platzanweiser plötzlich so laut, daß die
                Wartenden mich ohne Murren passieren ließen. Er führte mich an einen Tisch
                nahe der Tür. Auf diese Plä tze hatte ich früher von oben herabgeblickt. Ich
                deutete auf freie Vierertische, wo ich sonst zu sitzen pflegte.
                Reserviert, knurrte der Platzanweiser und ließ mich stehen.
                Platz ist eben nicht Platz. Neben den Achtertrischen – an einen mußte ich mich
                quetschen – standen die gemütlicheren Sechsertische, dann die begehrten
                Vierertische unter dem Gewölbe. In den Nischen waren Vorzugsplä tze für
                besondere Gä ste. Mir kam nicht mal der Gedanke, dort sitzen zu wollen.
                Darüber war selbst dem Platzanweiser die Entscheidung entzogen. Am
                Achtertisch wurde mein Bier schal, mein Gaumen trocknete. Mein Gesprä ch mit
                den Tischnachbarn stockte. Ich fühlte mich verkannt. Mir kam ein weit besserer
                Platz zu, was ich den Mann im schwarzen Anzug merken ließ.
                Zwei Tage spä ter blieb die Sperre seines Armes vor mir gesenkt. Obwohl Plä tze
                an Sechsertischen frei waren. Wütend kehrte ich meinem Stammlokal den
                Rücken. Nie wieder würde ich einem Platzanweiser unter die Augen treten.

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