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glücklicherweise noch allein bewä ltigen konnte, führte die alte Frau ein
zurückgezogenes Dornröschenleben. Doch sie war daran gewöhnt, und es gefiel
ihr so.
REINER TETZNER
DER PLATZANWEISER
Ich bin ihm dankbar. Ohne ihn wä re ich uneinsichtig gebleiben.
Frä her standen Platzanweiser nur an den Türen fremder Lokale. Die mied ich
hartnä ckig. Daß es ihn auch in meinem Stammlokal geben würde, hielt ich für
ein böses Gerücht. Bis er eines Tages hinter der Tür stand und seinen langen
Arm wie eine Schranke vor mir herunterklappte. Ich bin hier Stammgast,
beharrte ich.
Anordnung des neuen Geschä ftsführes, erwiderte der große Mann im
schwarzen Anzug. Sogar die drei scharfgespitzten Bleistifte in seiner
Brusttasche flößten Respekt ein.
Ach, Sie hatten ja bestellt, sagte der Platzanweiser plötzlich so laut, daß die
Wartenden mich ohne Murren passieren ließen. Er führte mich an einen Tisch
nahe der Tür. Auf diese Plätze hatte ich früher von oben herabgeblickt. Ich
deutete auf freie Vierertische, wo ich sonst zu sitzen pflegte.
Reserviert, knurrte der Platzanweiser und ließ mich stehen.
Platz ist eben nicht Platz. Neben den Achtertrischen – an einen mußte ich mich
quetschen – standen die gemütlicheren Sechsertische, dann die begehrten
Vierertische unter dem Gewölbe. In den Nischen waren Vorzugsplätze für
besondere Gäste. Mir kam nicht mal der Gedanke, dort sitzen zu wollen.
Darüber war selbst dem Platzanweiser die Entscheidung entzogen. Am
Achtertisch wurde mein Bier schal, mein Gaumen trocknete. Mein Gesprä ch mit
den Tischnachbarn stockte. Ich fühlte mich verkannt. Mir kam ein weit besserer
Platz zu, was ich den Mann im schwarzen Anzug merken ließ.
Zwei Tage spä ter blieb die Sperre seines Armes vor mir gesenkt. Obwohl Plä tze
an Sechsertischen frei waren. Wütend kehrte ich meinem Stammlokal den
Rücken. Nie wieder würde ich einem Platzanweiser unter die Augen treten.
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15 glücklicherweise noch allein bewä ltigen konnte, führte die alte Frau ein zurückgezogenes Dornröschenleben. Doch sie war daran gewöhnt, und es gefiel ihr so. REINER TETZNER DER PLATZANWEISER Ich bin ihm dankbar. Ohne ihn wä re ich uneinsichtig gebleiben. Frä her standen Platzanweiser nur an den Türen fremder Lokale. Die mied ich hartnä ckig. Daß es ihn auch in meinem Stammlokal geben würde, hielt ich für ein böses Gerücht. Bis er eines Tages hinter der Tür stand und seinen langen Arm wie eine Schranke vor mir herunterklappte. Ich bin hier Stammgast, beharrte ich. Anordnung des neuen Geschä ftsführes, erwiderte der große Mann im schwarzen Anzug. Sogar die drei scharfgespitzten Bleistifte in seiner Brusttasche flößten Respekt ein. Ach, Sie hatten ja bestellt, sagte der Platzanweiser plötzlich so laut, daß die Wartenden mich ohne Murren passieren ließen. Er führte mich an einen Tisch nahe der Tür. Auf diese Plä tze hatte ich früher von oben herabgeblickt. Ich deutete auf freie Vierertische, wo ich sonst zu sitzen pflegte. Reserviert, knurrte der Platzanweiser und ließ mich stehen. Platz ist eben nicht Platz. Neben den Achtertrischen – an einen mußte ich mich quetschen – standen die gemütlicheren Sechsertische, dann die begehrten Vierertische unter dem Gewölbe. In den Nischen waren Vorzugsplä tze für besondere Gä ste. Mir kam nicht mal der Gedanke, dort sitzen zu wollen. Darüber war selbst dem Platzanweiser die Entscheidung entzogen. Am Achtertisch wurde mein Bier schal, mein Gaumen trocknete. Mein Gesprä ch mit den Tischnachbarn stockte. Ich fühlte mich verkannt. Mir kam ein weit besserer Platz zu, was ich den Mann im schwarzen Anzug merken ließ. Zwei Tage spä ter blieb die Sperre seines Armes vor mir gesenkt. Obwohl Plä tze an Sechsertischen frei waren. Wütend kehrte ich meinem Stammlokal den Rücken. Nie wieder würde ich einem Platzanweiser unter die Augen treten. PDF created with FinePrint pdfFactory Pro trial version http://www.fineprint.com