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brauchst, und mir ist es gleich. Nur jetzt, da ich bald anfangen muß – ich bin,
obwohl Du es so lange anzweifeln wirst, bis der Befund es Dir bestä tigt, völlig
nüchtern; ich brauche es jetzt nicht, komisch -, jetzt ist es wie
selbstverstä ndlich, dabei denke ich nicht an Rechtfertigung oder so, dennoch
fä llt´s mir schwer; wenn ich geahnt hätte, daß ich´s doch mache, hätte ich mir
die ganze Nachtschicht Gedanken drüber machen können, und ich bin jetzt auch
sehr müde, einfach zum Schlafen müde, ist doch wieder das Förderband
ausgefallen nach zwei Stunden, und um zwölf kriegst du doch keinen mehr ran
von den Schlossern, die doch nicht, haben die ganze Beschickung mit der Karre
ranfahren müssen. Na ja. Aber so ist das, sitz jetzt da und muß was aufschreiben,
muß wohl, obwohl vor zwei Stunden ich grad das nicht wollte. Hab Dir auch
zwei Briefe erst geschrieben, solange wir verheiratet sind, weißt ja, die beiden,
als Du zum Lehrgang warst nach Thüringen, und ich hätte Dir nie wieder einen
geschrieben; das war mir doch egal, ob Du hinten ein „d“ hast am Namen oder
ein „t“, für mich war´n „t“ so gut wie´n „d“, aber Du mußt drüber heulen und
sagen: Dußliger Kerl, nur schä men und ä rgern kann man sich, wenn das einer
gelesen hä tte! Nein, Du, nie wieder wollte ich Dir schreiben.
Drei Stunden und ´n paar Minuten noch. Und ich weiß nicht, ob es Angst ist,
was ich fühle – so ä hnlich, aber ä hnlich nur, nicht so – habe ich gefühlt, wenn
man Endgültigkeit oder Einsamkeit oder so was überhaupt fühlen kann, aber so
ä hnlich, als ich Dir zum erstenmal vorgeschlagen habe, daß wir uns trennen
sollten. Und vielleicht hätte ich Dich bitten sollen, damals hätte ich das noch
gekonnt, oder ich hätte sagen sollen, auch das war da noch möglich, daß es nur
meinetwegen ist, daß ICH nicht mehr leben konnte so, ich konnte es noch sechs
Jahre lang, bis heute, ja, sieben fast, aber wie? Ich weiß, der Suff ist keine
Lösung für so was, hat´s nicht gelöst und nicht leichter gemacht, aber die
Stunden davon, so was wie Kraft, das Gefühl, und ich wußte immer, daß es nur
das Gefühl war, nicht Dein Ballast zu sein, Dein Fußabtreter - so herum, ja,
nicht Du für mich, obwohl ich der Dreck bin, aber ich habe gesagt, und der Satz
warf alles auf mich: Und auch für Dich wäre es das beste, Du brauchtest Dich
nicht mehr zu schä men, denn Du schä mst Dich doch meinetwegen, und … Und
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9 brauchst, und mir ist es gleich. Nur jetzt, da ich bald anfangen muß – ich bin, obwohl Du es so lange anzweifeln wirst, bis der Befund es Dir bestä tigt, völlig nüchtern; ich brauche es jetzt nicht, komisch -, jetzt ist es wie selbstverstä ndlich, dabei denke ich nicht an Rechtfertigung oder so, dennoch fä llt´s mir schwer; wenn ich geahnt hä tte, daß ich´s doch mache, hä tte ich mir die ganze Nachtschicht Gedanken drüber machen können, und ich bin jetzt auch sehr müde, einfach zum Schlafen müde, ist doch wieder das Förderband ausgefallen nach zwei Stunden, und um zwölf kriegst du doch keinen mehr ran von den Schlossern, die doch nicht, haben die ganze Beschickung mit der Karre ranfahren müssen. Na ja. Aber so ist das, sitz jetzt da und muß was aufschreiben, muß wohl, obwohl vor zwei Stunden ich grad das nicht wollte. Hab Dir auch zwei Briefe erst geschrieben, solange wir verheiratet sind, weißt ja, die beiden, als Du zum Lehrgang warst nach Thüringen, und ich hä tte Dir nie wieder einen geschrieben; das war mir doch egal, ob Du hinten ein „d“ hast am Namen oder ein „t“, für mich war´n „t“ so gut wie´n „d“, aber Du mußt drüber heulen und sagen: Dußliger Kerl, nur schä men und ä rgern kann man sich, wenn das einer gelesen hä tte! Nein, Du, nie wieder wollte ich Dir schreiben. Drei Stunden und ´n paar Minuten noch. Und ich weiß nicht, ob es Angst ist, was ich fühle – so ä hnlich, aber ä hnlich nur, nicht so – habe ich gefühlt, wenn man Endgültigkeit oder Einsamkeit oder so was überhaupt fühlen kann, aber so ä hnlich, als ich Dir zum erstenmal vorgeschlagen habe, daß wir uns trennen sollten. Und vielleicht hä tte ich Dich bitten sollen, damals hä tte ich das noch gekonnt, oder ich hä tte sagen sollen, auch das war da noch möglich, daß es nur meinetwegen ist, daß ICH nicht mehr leben konnte so, ich konnte es noch sechs Jahre lang, bis heute, ja, sieben fast, aber wie? Ich weiß, der Suff ist keine Lösung für so was, hat´s nicht gelöst und nicht leichter gemacht, aber die Stunden davon, so was wie Kraft, das Gefühl, und ich wußte immer, daß es nur das Gefühl war, nicht Dein Ballast zu sein, Dein Fußabtreter - so herum, ja, nicht Du für mich, obwohl ich der Dreck bin, aber ich habe gesagt, und der Satz warf alles auf mich: Und auch für Dich wä re es das beste, Du brauchtest Dich nicht mehr zu schä men, denn Du schä mst Dich doch meinetwegen, und … Und PDF created with FinePrint pdfFactory Pro trial version http://www.fineprint.com
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