Типология художественных текстов. Быкова О.И. - 13 стр.

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allgemeinen moralischen Satz auf einen besonderen Fall zurückführen, diesem
besonderem Falle die Wirklichkeit erteilen, und eine Geschichte daraus dichten,
in welcher man den allgemeinen Satz anschauend erkennt, so heißt diese
Dichtung eine Fabel». In der Fabel wird ein allgemeingültiger Lehrsatz anhand
eines überraschenden Beispiels versinnbildlicht. In der Regel geißelt sie in
verhüllender Form moralische, soziale und politische Fehlschläge. Die
Handlung spielt meist im Tierreich, wird aber durch einen Analogieschluß auf
die Welt des Menschen übertragen.
Die Geschichte der Fabel führt ins Altertum zurück. Das Ursprungsland der
Fabel ist nicht genau bekannt: es kann Indien oder Griechenland sein. Bereits im
Altertum und auch in der späteren Zeit wird die Fabel als Genre mit dem Namen
Äsops verbunden (obwohl auch eine Meinung geäußert wird, daß es eine
erfundene Person ist). Die Angaben über Äsop sind widersprechend und dürftig.
Er soll als Sklave auf der griechischen Insel Samos um die Mitte des 6.
Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung gelebt haben. Seine Fabeln sind auf uns
nicht im Original, sondern durch Vermittlung späterer Dichter gekommen.
Mittels seiner Fabeln kritisierte Äsop gesellschaftliche Umstände, vor allem die
soziale Ungerechtigkeit. Für diese Fabeln sind scharfe Charakteristik der
Gestalten, Anschaulichkeit der Situation, Schlichtheit der Sprache typisch. Nach
dem Muster Äsops schrieb der römische Fabeldichter Phaedrus, ein Sklave
griechischer Abstammung. Unter dem Einfluß Äsops bildeten sich in der
europäischen Fabeldichtung traditionelle Tiertypen heraus: der mutige Löwe,
der eitle Pfau, der kühne Adler, der dumme Esel usw. Da jedes Tier bestimmte
Eigenschaften verkörpert, ist es möglich, die Aussage zu verkürzen (äsopische
Kürze) und die Wahrheit zu verkleiden (äsopische Sprache), was den Dichter,
der in der Fabel Gesellschaftskritik ausübte, schützte.
In der deutschen Literatur entstehen die ersten Fabeln in der zweiten Hälfte
des 12. Jahrhunderts, aber erst im 14. Jh. erlebte die Fabeldichtung einen
Aufschwung, als das heranwachsende Bürgertum der Städte eine belehrende
Dichtungsart benötigte. Die deutsche Fabeldichtung hat zwei Höhepunkte: in der
Reformation (M. Luther, H. Sachs) und in der Aufklärung (Chr.F. Gellert,
J. W. L. Gleim, Fr. v. Hagedorn, G. E. Lessing). Die Fabel nahm im 18. Jh.
unter den kleinen literarischen Formen eine bevorzugte Stellung ein. Es gab
mehrere Gründe dafür: Zugänglichkeit für die breiten Leserkreise,
volkserzieherische, moralische belehrende Wirkung, Möglichkeit, die Themen
zu behandeln, die die fürstliche Zensur als unverhüllte Aussage über den
Menschen nie gestattet und für die Veröffentlichung erlaubt hätte. In den Fabeln
werden gesellschaftliche Situationen und Vertreter der herrschenden Klassen
dargestellt und verspottet; auch werden solche Themen wie Mittleid mit dem
unterdrückten Volk, Heuchelei, Habsucht u.a. behandelt. In der Aufklärung wird
die Fabel zur Waffe im Kampf gegen den Absolutismus und die Kirche.
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allgemeinen moralischen Satz auf einen besonderen Fall zurückführen, diesem
besonderem Falle die Wirklichkeit erteilen, und eine Geschichte daraus dichten,
in welcher man den allgemeinen Satz anschauend erkennt, so heißt diese
Dichtung eine Fabel». In der Fabel wird ein allgemeingültiger Lehrsatz anhand
eines überraschenden Beispiels versinnbildlicht. In der Regel geißelt sie in
verhüllender Form moralische, soziale und politische Fehlschläge. Die
Handlung spielt meist im Tierreich, wird aber durch einen Analogieschluß auf
die Welt des Menschen übertragen.
     Die Geschichte der Fabel führt ins Altertum zurück. Das Ursprungsland der
Fabel ist nicht genau bekannt: es kann Indien oder Griechenland sein. Bereits im
Altertum und auch in der späteren Zeit wird die Fabel als Genre mit dem Namen
Äsops verbunden (obwohl auch eine Meinung geäußert wird, daß es eine
erfundene Person ist). Die Angaben über Äsop sind widersprechend und dürftig.
Er soll als Sklave auf der griechischen Insel Samos um die Mitte des 6.
Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung gelebt haben. Seine Fabeln sind auf uns
nicht im Original, sondern durch Vermittlung späterer Dichter gekommen.
Mittels seiner Fabeln kritisierte Äsop gesellschaftliche Umstände, vor allem die
soziale Ungerechtigkeit. Für diese Fabeln sind scharfe Charakteristik der
Gestalten, Anschaulichkeit der Situation, Schlichtheit der Sprache typisch. Nach
dem Muster Äsops schrieb der römische Fabeldichter Phaedrus, ein Sklave
griechischer Abstammung. Unter dem Einfluß Äsops bildeten sich in der
europäischen Fabeldichtung traditionelle Tiertypen heraus: der mutige Löwe,
der eitle Pfau, der kühne Adler, der dumme Esel usw. Da jedes Tier bestimmte
Eigenschaften verkörpert, ist es möglich, die Aussage zu verkürzen (äsopische
Kürze) und die Wahrheit zu verkleiden (äsopische Sprache), was den Dichter,
der in der Fabel Gesellschaftskritik ausübte, schützte.
     In der deutschen Literatur entstehen die ersten Fabeln in der zweiten Hälfte
des 12. Jahrhunderts, aber erst im 14. Jh. erlebte die Fabeldichtung einen
Aufschwung, als das heranwachsende Bürgertum der Städte eine belehrende
Dichtungsart benötigte. Die deutsche Fabeldichtung hat zwei Höhepunkte: in der
Reformation (M. Luther, H. Sachs) und in der Aufklärung (Chr.F. Gellert,
J. W. L. Gleim, Fr. v. Hagedorn, G. E. Lessing). Die Fabel nahm im 18. Jh.
unter den kleinen literarischen Formen eine bevorzugte Stellung ein. Es gab
mehrere Gründe dafür: Zugänglichkeit für die breiten Leserkreise,
volkserzieherische, moralische belehrende Wirkung, Möglichkeit, die Themen
zu behandeln, die die fürstliche Zensur als unverhüllte Aussage über den
Menschen nie gestattet und für die Veröffentlichung erlaubt hätte. In den Fabeln
werden gesellschaftliche Situationen und Vertreter der herrschenden Klassen
dargestellt und verspottet; auch werden solche Themen wie Mittleid mit dem
unterdrückten Volk, Heuchelei, Habsucht u.a. behandelt. In der Aufklärung wird
die Fabel zur Waffe im Kampf gegen den Absolutismus und die Kirche.



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