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des Lesers drängt. Das setzt auch inhaltlich eine Nähe zur Erfahrungswelt oder
Verständniswelt des Lesers voraus. So werden zumeist alltägliche oder alltäglich
mögliche Ereignisse in der Kurzgeschichte dargestellt, die jedem Menschen in
ähnlicher Situation passieren können. Man hat daher die Kurzgeschichte zu
Recht eine «demokratische Prosaform» genannt, die großen bedeutenden
Ereignissen oder Figuren meidet und die momentane Wichtigkeit des Alltäglich-
Gewöhnlichen hervorhebt. Dem «offenen Schluß» der Kurzgeschichte entspricht
der «offene Eingang», der mit der «Kunst des ersten Satzes» bzw. der ersten
Sätze knapp die Situation umreißt, in der sich das nachfolgende sinnhaltige
Geschehen vollzieht. Der «offene Anfang» wie der «offene Schluß» bedingen
das, daß auch der Inhalt der Kurzgeschichte auf ein Ereignis, oft auch auf eine
kleine Zeitspanne und den gleichen Ort konzentriert bleibt. Die Kurzgeschichte
ähnelt darin dem antiken Drama mit seinen Einheiten von Ort, Zeit und
Handlung.
Auch die erzählerische Darbietung der meisten Kurzgeschichten besitzt
eine ähnliche Unmittelbarkeit wie ein Drama. Der kommentierende Erzähler
fehlt hier oft; der Erzählinhalt wird meistens durch einen Ich-Erzähler (so oft bei
H. Böll) oder in personaler Erzählweise (z.B. oft bei W. Borchert) dargeboten.
Der Ich-Erzähler ist in der Regel dabei zugleich Handlungsfigur, die häufig
diejenige ist, die das Geschehen erleidet. Ihre Gedanken und Empfindungen
machen einen Großteil mancher Texte aus.
Die Kurzgeschichte zeichnet sich eben durch Kürze und damit Komplexität
ind Suggestivität aus. Auf kleinem, nicht sehr umfangreichem Raum wird eine
Geschichte ausgebreitet, die sowohl in der Raum-, Zeit- und Figurendarstellung
sowie in der Handlungsführung mit Aussparungen und Andeutungen statt
Entfaltung bzw. mit Ausschnitten nach dem pars pro toto-Effekt arbeitet. Ein
wegen seiner Kürze intensiv auf den Leser einwirkender Text, der
Aussparungen enthält und in dem das Gesagte, eben weil es gesagt wird, um so
bedeutungsvoller wird, erreicht eine große Komplexität. Denn jedes
Textelement kann genau wahrgenommen und zu den anderen in Bezug gestellt
werden. So wird dem Text Suggestivität verliehen, indem er den in den Bann
geschlagenen Leser zu imaginativer, intellektueller, kombinierender Mitarbeit
einlädt, die vor allem darin besteht, diese Komplexität erkennbar zu machen und
die durch Aussparung entstandenen Leerstellen zu füllen.
Verdichtende und intensivierende Formmittel, die die Kurzgeschichte
verwendet, sind die ausschnittweise oder fragmentarische Darstellung eines
Geschehens und der Wirklichkeit, die Abruptheit oder Offenheit von Anfang
und Schluß, zeitliche Sprung-, Raffungs- und Überlagerungstechniken,
Ökonomie und Verweisungsintensität der Raumdarstellung, die Reduktion des
Figurenarsenals auf zwei oder drei Personen, die pointierte Dialogisierung, die
Symbolisierung (vielfach mittels eines Dingsymbols), der parataktische Satzbau
und der Rätselcharakter des Titels.
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des Lesers drängt. Das setzt auch inhaltlich eine Nähe zur Erfahrungswelt oder Verständniswelt des Lesers voraus. So werden zumeist alltägliche oder alltäglich mögliche Ereignisse in der Kurzgeschichte dargestellt, die jedem Menschen in ähnlicher Situation passieren können. Man hat daher die Kurzgeschichte zu Recht eine «demokratische Prosaform» genannt, die großen bedeutenden Ereignissen oder Figuren meidet und die momentane Wichtigkeit des Alltäglich- Gewöhnlichen hervorhebt. Dem «offenen Schluß» der Kurzgeschichte entspricht der «offene Eingang», der mit der «Kunst des ersten Satzes» bzw. der ersten Sätze knapp die Situation umreißt, in der sich das nachfolgende sinnhaltige Geschehen vollzieht. Der «offene Anfang» wie der «offene Schluß» bedingen das, daß auch der Inhalt der Kurzgeschichte auf ein Ereignis, oft auch auf eine kleine Zeitspanne und den gleichen Ort konzentriert bleibt. Die Kurzgeschichte ähnelt darin dem antiken Drama mit seinen Einheiten von Ort, Zeit und Handlung. Auch die erzählerische Darbietung der meisten Kurzgeschichten besitzt eine ähnliche Unmittelbarkeit wie ein Drama. Der kommentierende Erzähler fehlt hier oft; der Erzählinhalt wird meistens durch einen Ich-Erzähler (so oft bei H. Böll) oder in personaler Erzählweise (z.B. oft bei W. Borchert) dargeboten. Der Ich-Erzähler ist in der Regel dabei zugleich Handlungsfigur, die häufig diejenige ist, die das Geschehen erleidet. Ihre Gedanken und Empfindungen machen einen Großteil mancher Texte aus. Die Kurzgeschichte zeichnet sich eben durch Kürze und damit Komplexität ind Suggestivität aus. Auf kleinem, nicht sehr umfangreichem Raum wird eine Geschichte ausgebreitet, die sowohl in der Raum-, Zeit- und Figurendarstellung sowie in der Handlungsführung mit Aussparungen und Andeutungen statt Entfaltung bzw. mit Ausschnitten nach dem pars pro toto-Effekt arbeitet. Ein wegen seiner Kürze intensiv auf den Leser einwirkender Text, der Aussparungen enthält und in dem das Gesagte, eben weil es gesagt wird, um so bedeutungsvoller wird, erreicht eine große Komplexität. Denn jedes Textelement kann genau wahrgenommen und zu den anderen in Bezug gestellt werden. So wird dem Text Suggestivität verliehen, indem er den in den Bann geschlagenen Leser zu imaginativer, intellektueller, kombinierender Mitarbeit einlädt, die vor allem darin besteht, diese Komplexität erkennbar zu machen und die durch Aussparung entstandenen Leerstellen zu füllen. Verdichtende und intensivierende Formmittel, die die Kurzgeschichte verwendet, sind die ausschnittweise oder fragmentarische Darstellung eines Geschehens und der Wirklichkeit, die Abruptheit oder Offenheit von Anfang und Schluß, zeitliche Sprung-, Raffungs- und Überlagerungstechniken, Ökonomie und Verweisungsintensität der Raumdarstellung, die Reduktion des Figurenarsenals auf zwei oder drei Personen, die pointierte Dialogisierung, die Symbolisierung (vielfach mittels eines Dingsymbols), der parataktische Satzbau und der Rätselcharakter des Titels. 18
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