Типология художественных текстов. Быкова О.И. - 37 стр.

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und wunderten sich und brachen sich Blumen vom Kopf des kleinen Herrn
Moritz, und keiner, der eine Blume erwischt hatte, sagte an diesem Tag noch ein
böses Wort.
Aber da kam auf einmal ein Polizist Max Kunkel. Max Kunkel war schon
seit zehn Jahren in der Markthalle als Markthallenpolizist tätig, aber so was
hatte er noch nicht gesehen! Mann mit Blumen auf dem Kopf!
Er drängelte sich durch die vielen lauten Menschen, und als er vor dem
kleinen Herrn Moritz stand, schrie er: «Wo gibt's denn so was! Blumen auf dem
Kopf, mein Herr! Zeigen Sie doch mal bitte sofort Ihren Personalausweis!» Und
der kleine Moritz suchte und suchte und sagte verzweifelt: «Ich habe ihn doch
immer bei mir gehabt, ich hab ihn doch in der Tasche gehabt!» Und je mehr er
suchte, um so mehr verschwanden die Blumen auf seinem Kopf. «Aha», sagte
der Polizist Max Kunkel, «Blumen auf dem Kopf haben Sie, aber keinen
Ausweis in der Tasche!»
Und Herr Moritz suchte immer ängstlicher seinen Ausweis und war ganz
rot vor Verlegenheit, und je mehr er suchte – auch im Jackenfutter – , um so
mehr schrumpften die Blumen zusammen, und der Hut ging allmählich wieder
runter auf den Kopf! In seiner Verzweiflung nahm Herr Moritz seinen Hut ab,
und siehe da, unter dem Hut lag in einer abgegeriffenen Gummihülle der
Personalausweis. Aber was noch!? Die Haare waren alle weg!
Kein Haar mehr auf dem Kopf hatte der kleine Moritz. Er strich sich
verlegen über den kahlen Kopf und setzte dann schnell den Hut darauf. «Na, da
ist ja der Ausweis», sagte der Polizist Max Kunkel freundlich, «und Blumen
haben Sie ja Wohl auch nicht mehr auf dem Kopf,wie?!» «Nein...», sagte herr
Moritz und steckte schnell seinen Ausweis ein und lief, so schnell man auf der
glatten Straße laufen konnte, nach Hause. Dort stand er lange vor dem Spiegel
ind sagte zu sich: «Jetzt hast du eine Glatze, Herr Moritz!»
Text 10
Ein Philosoph hatte sein Faß Wein versiegelt. Als aber sein Famulus das
Faß von unten her angestochen hatte, verwunderte er sich, daß der Wein,
gleichwohl das Siegel unversehrt, täglich abnehme. Da ihm aber einer sagte, er
solle sehen, ob nicht etwa unten am Faß ein Betrug begangen worden wäre,
antwortete er ihm, er wäre ein Narr, der Wein mangelte nicht unten, sondern
oben.
Text 11
Von einem Bettler, der zu Kaiser Friedrich kam
Als Kaiser Friedrich, der Dritte, zu Nürnberg einen Reichstag der Fürsten
hielt, kam ein Bettler vor den Hof und begehret, man sollt ihn einlassen, dann er
wär des Kaisers Bruder; und wie er nicht wollt nachlassen, ward es dem Kaiser
anzeigt, der, ob des Handel verwundert, befahl, daß man den Bettler sollt
einlassen, und ihn fraget, woher er sein Brudr wär. Da antwortete der Bettler,
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und wunderten sich und brachen sich Blumen vom Kopf des kleinen Herrn
Moritz, und keiner, der eine Blume erwischt hatte, sagte an diesem Tag noch ein
böses Wort.
      Aber da kam auf einmal ein Polizist Max Kunkel. Max Kunkel war schon
seit zehn Jahren in der Markthalle als Markthallenpolizist tätig, aber so was
hatte er noch nicht gesehen! Mann mit Blumen auf dem Kopf!
      Er drängelte sich durch die vielen lauten Menschen, und als er vor dem
kleinen Herrn Moritz stand, schrie er: «Wo gibt's denn so was! Blumen auf dem
Kopf, mein Herr! Zeigen Sie doch mal bitte sofort Ihren Personalausweis!» Und
der kleine Moritz suchte und suchte und sagte verzweifelt: «Ich habe ihn doch
immer bei mir gehabt, ich hab ihn doch in der Tasche gehabt!» Und je mehr er
suchte, um so mehr verschwanden die Blumen auf seinem Kopf. «Aha», sagte
der Polizist Max Kunkel, «Blumen auf dem Kopf haben Sie, aber keinen
Ausweis in der Tasche!»
      Und Herr Moritz suchte immer ängstlicher seinen Ausweis und war ganz
rot vor Verlegenheit, und je mehr er suchte – auch im Jackenfutter – , um so
mehr schrumpften die Blumen zusammen, und der Hut ging allmählich wieder
runter auf den Kopf! In seiner Verzweiflung nahm Herr Moritz seinen Hut ab,
und siehe da, unter dem Hut lag in einer abgegeriffenen Gummihülle der
Personalausweis. Aber was noch!? Die Haare waren alle weg!
      Kein Haar mehr auf dem Kopf hatte der kleine Moritz. Er strich sich
verlegen über den kahlen Kopf und setzte dann schnell den Hut darauf. «Na, da
ist ja der Ausweis», sagte der Polizist Max Kunkel freundlich, «und Blumen
haben Sie ja Wohl auch nicht mehr auf dem Kopf,wie?!» «Nein...», sagte herr
Moritz und steckte schnell seinen Ausweis ein und lief, so schnell man auf der
glatten Straße laufen konnte, nach Hause. Dort stand er lange vor dem Spiegel
ind sagte zu sich: «Jetzt hast du eine Glatze, Herr Moritz!»

     Text 10
     Ein Philosoph hatte sein Faß Wein versiegelt. Als aber sein Famulus das
Faß von unten her angestochen hatte, verwunderte er sich, daß der Wein,
gleichwohl das Siegel unversehrt, täglich abnehme. Da ihm aber einer sagte, er
solle sehen, ob nicht etwa unten am Faß ein Betrug begangen worden wäre,
antwortete er ihm, er wäre ein Narr, der Wein mangelte nicht unten, sondern
oben.

      Text 11
      Von einem Bettler, der zu Kaiser Friedrich kam
      Als Kaiser Friedrich, der Dritte, zu Nürnberg einen Reichstag der Fürsten
hielt, kam ein Bettler vor den Hof und begehret, man sollt ihn einlassen, dann er
wär des Kaisers Bruder; und wie er nicht wollt nachlassen, ward es dem Kaiser
anzeigt, der, ob des Handel verwundert, befahl, daß man den Bettler sollt
einlassen, und ihn fraget, woher er sein Brudr wär. Da antwortete der Bettler,
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