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alle Menschen wären unter ihnen Brüder von dem ersten Vater Adam, und
heischet, daß ihn der Kaiser von dieser Bruderschaft wegen wollt begaben. Der
Kaiser gab dem Menschen, dessen Trotz ihm nicht recht wohl gefiel, nicht mehr
denn ein Kreuzer. Saget der Bettler: «Es geziemt sich nicht, großmächtigster
Kaiser, daß du deinem Bruder so ein schlechte Schenkung gebest, wo du so
reich bist». Sprach der Kaiser: «Fort mit dir! Wann dir ein jeglicher Bruder so
viel gibt, so wirst du reicher sein, denn ich bin».
Ein ander begehret vom Herzog von Sachsen ein Pfennig von wegen der
Freundschaft, damit sie miteinander verwandt wären; da fraget der Herzog,
woher diese Freundschaft käme, und der antwortet; «Von Adam, unser aller
Vater». Drauf der Herzog: «Gang hin! Dann wann ich solch Freunden allen
wollt ein Pfennig geben, würde weder mein Land noch mein väterlich Erb dazu
genugsam sein».
Text 12
Johann Wolfgang Goethe
Der Sänger
(1) Was hör’ ich draußen vor dem Tor,
was auf der Brücke schallen?
Laß den Gesang vor unserm Ohr
im Saale widerhallen!
Der König sprach’s, der Page lief;
der Knabe kam, der König rief:
Laßt mir herein den Alten!
(2) Gegrüßet seid mir, edle Herrn,
gegrüßt ihr, schöne Damen!
Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!
Wer kennet ihre Namen?
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
schließt, Augen, euch: Hier ist nicht Zeit,
sich staunend zu ergötzen.
(3) Der Sänger drückt’ die Augen ein
und schlug in vollen Tönen;
die Ritter schauten mutig drein,
und in den Schoß die Schönen.
Der König, dem das Lied gefiel,
ließ, ihn zu ehren für sein Spiel,
eine goldne Kette holen.
(4) Die goldne Kette gib mir nicht,
die Kette gib den Rittern,
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alle Menschen wären unter ihnen Brüder von dem ersten Vater Adam, und heischet, daß ihn der Kaiser von dieser Bruderschaft wegen wollt begaben. Der Kaiser gab dem Menschen, dessen Trotz ihm nicht recht wohl gefiel, nicht mehr denn ein Kreuzer. Saget der Bettler: «Es geziemt sich nicht, großmächtigster Kaiser, daß du deinem Bruder so ein schlechte Schenkung gebest, wo du so reich bist». Sprach der Kaiser: «Fort mit dir! Wann dir ein jeglicher Bruder so viel gibt, so wirst du reicher sein, denn ich bin». Ein ander begehret vom Herzog von Sachsen ein Pfennig von wegen der Freundschaft, damit sie miteinander verwandt wären; da fraget der Herzog, woher diese Freundschaft käme, und der antwortet; «Von Adam, unser aller Vater». Drauf der Herzog: «Gang hin! Dann wann ich solch Freunden allen wollt ein Pfennig geben, würde weder mein Land noch mein väterlich Erb dazu genugsam sein». Text 12 Johann Wolfgang Goethe Der Sänger (1) Was hör ich draußen vor dem Tor, was auf der Brücke schallen? Laß den Gesang vor unserm Ohr im Saale widerhallen! Der König sprachs, der Page lief; der Knabe kam, der König rief: Laßt mir herein den Alten! (2) Gegrüßet seid mir, edle Herrn, gegrüßt ihr, schöne Damen! Welch reicher Himmel! Stern bei Stern! Wer kennet ihre Namen? Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit schließt, Augen, euch: Hier ist nicht Zeit, sich staunend zu ergötzen. (3) Der Sänger drückt die Augen ein und schlug in vollen Tönen; die Ritter schauten mutig drein, und in den Schoß die Schönen. Der König, dem das Lied gefiel, ließ, ihn zu ehren für sein Spiel, eine goldne Kette holen. (4) Die goldne Kette gib mir nicht, die Kette gib den Rittern, 38
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