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ging er mit einem zu schlechten Gewissen durch sein Leben, das vor den Augen
des Herrn nicht hätte bestehen können.
Text 14
Der Dom zu Köln
Als der Bau des Doms zu Köln begann, wollte man gerade auch eine
Wasserleitung ausführen. Da vermaß sich der Baumeister und sprach: «Eher soll
das große Münster vollendet sein als der geringe Wasserbau!» Das sprach er,
weil er allein wußte, wo zu diesem die Quelle sprang und er das Geheimniss
niemanden als seiner Frau entdeckt, ihr aber zugleich bei Leib und Leben
geboten hatte, es wohl zu bewahren. Der Bau des Doms fing an und hatte guten
Fortgang, aber die Wasserleitung konnte nicht angefangen werden, weil der
Meister vergeblich die Quelle suchte. Als dessen Frau nun sah, wie er sich
darüber grämte, versprach sie ihm Hilfe, ging zu der Frau des andern
Baumeisters und lockte ihr durch List endlich das Geheimnis heraus, wonach die
Quelle gerade unter dem Turm des Münsters sprang; ja, jene bezeichnete selbst
den Stein, der sie zudeckte. Nun war ihrem Manne geholfen; folgenden Tags
ging er zu dem Stein, klopfte darauf, und sogleich drang das Wasser hervor. Als
der Baumeister sein Geheimnis verraten sah und mit seinem stolzen
Versprechen zuschanden werden mußte, weil die Wasserleitung ohne Zweifel
nun in kurzer Zeit zustande kam, verfluchte er zornig den Bau, daß er
nimmermehr sollte vollendet werden, und starb darauf vor Traurigkeit. Hat man
fortbauen wollen, so war, was an einem Tag zusammengebracht und
aufgemauert stand, am andern Morgen eingefallen, und wenn es noch so gut
eingefügt war und aufs festeste haftete, also daß von nun an kein einziger Stein
mehr hinzugekommen ist. Andere erzählen abweichend. Der Teufel war neidig
auf das stolze und heilige Werk, das Herr Gerhard, der Baumeister, erfunden
und begonnen hatte. Um doch nicht ganz leer dabei auszugehen oder gar die
Vollendung des Doms noch zu verhindern, ging er mit Herrn Gerhard die Wette
ein: er wolle eher einen Bach von Trier nach Köln, bis an den Dom, geleitet als
Herr Gerhard seinen Bau vollendet haben, doch müsse ihm, wenn er gewänne,
des Meisters Seele zugehören. Herr Gerhard war nicht säumig, aber der Teufel
kann teufelsschnell arbeiten. Eines Tages stieg der Meister auf den Turm, der
schon so hoch war, als er noch heutzutag ist, und das erste, was er von oben
herab gewahrte, waren Enten, die schnatternd vor dem Bach, den der Teufel
herbei geleitet hatte, aufflogen. Da sprach der Meister in grimmem Zorn: «Zwar
hast du, Teufel, mich gewonnen, doch sollst du mich nicht lebendig haben!» So
sprach er und stürzte sich Hals über Kopf den Turm herunter, in Gestalt eines
Hundes sprang schnell der Teufel hintennach, wie beides in Stein gehauen noch
wirklich am Turme zu schauen ist. Auch soll, wenn man sich mit dem Ohr auf
die Erde legt, noch heute der Bach zu hören sein, wie er unter dem Dome
wegfließt.
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ging er mit einem zu schlechten Gewissen durch sein Leben, das vor den Augen des Herrn nicht hätte bestehen können. Text 14 Der Dom zu Köln Als der Bau des Doms zu Köln begann, wollte man gerade auch eine Wasserleitung ausführen. Da vermaß sich der Baumeister und sprach: «Eher soll das große Münster vollendet sein als der geringe Wasserbau!» Das sprach er, weil er allein wußte, wo zu diesem die Quelle sprang und er das Geheimniss niemanden als seiner Frau entdeckt, ihr aber zugleich bei Leib und Leben geboten hatte, es wohl zu bewahren. Der Bau des Doms fing an und hatte guten Fortgang, aber die Wasserleitung konnte nicht angefangen werden, weil der Meister vergeblich die Quelle suchte. Als dessen Frau nun sah, wie er sich darüber grämte, versprach sie ihm Hilfe, ging zu der Frau des andern Baumeisters und lockte ihr durch List endlich das Geheimnis heraus, wonach die Quelle gerade unter dem Turm des Münsters sprang; ja, jene bezeichnete selbst den Stein, der sie zudeckte. Nun war ihrem Manne geholfen; folgenden Tags ging er zu dem Stein, klopfte darauf, und sogleich drang das Wasser hervor. Als der Baumeister sein Geheimnis verraten sah und mit seinem stolzen Versprechen zuschanden werden mußte, weil die Wasserleitung ohne Zweifel nun in kurzer Zeit zustande kam, verfluchte er zornig den Bau, daß er nimmermehr sollte vollendet werden, und starb darauf vor Traurigkeit. Hat man fortbauen wollen, so war, was an einem Tag zusammengebracht und aufgemauert stand, am andern Morgen eingefallen, und wenn es noch so gut eingefügt war und aufs festeste haftete, also daß von nun an kein einziger Stein mehr hinzugekommen ist. Andere erzählen abweichend. Der Teufel war neidig auf das stolze und heilige Werk, das Herr Gerhard, der Baumeister, erfunden und begonnen hatte. Um doch nicht ganz leer dabei auszugehen oder gar die Vollendung des Doms noch zu verhindern, ging er mit Herrn Gerhard die Wette ein: er wolle eher einen Bach von Trier nach Köln, bis an den Dom, geleitet als Herr Gerhard seinen Bau vollendet haben, doch müsse ihm, wenn er gewänne, des Meisters Seele zugehören. Herr Gerhard war nicht säumig, aber der Teufel kann teufelsschnell arbeiten. Eines Tages stieg der Meister auf den Turm, der schon so hoch war, als er noch heutzutag ist, und das erste, was er von oben herab gewahrte, waren Enten, die schnatternd vor dem Bach, den der Teufel herbei geleitet hatte, aufflogen. Da sprach der Meister in grimmem Zorn: «Zwar hast du, Teufel, mich gewonnen, doch sollst du mich nicht lebendig haben!» So sprach er und stürzte sich Hals über Kopf den Turm herunter, in Gestalt eines Hundes sprang schnell der Teufel hintennach, wie beides in Stein gehauen noch wirklich am Turme zu schauen ist. Auch soll, wenn man sich mit dem Ohr auf die Erde legt, noch heute der Bach zu hören sein, wie er unter dem Dome wegfließt. 41
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