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Als für kurze Zeit trübes Wetter und Regen einsetzte, versuchte sie
noch einmal, ihre Sonnenbrille abzunehmen, geriet aber sofort in den-
selben Zustand der Auflösung, wie das erste Mal, und bemerkte, daß
auch der Westwind bereit war, sie davonzutragen. Sie versuchte es dar-
aufhin nie wieder, sondern hielt sich solange abseits und wartete, bis die
Sonne wiederkam. Und die Sonne kam wieder. Sie kam den ganzen
Sommer über immer wieder. Dann segelte sie auf den Jachten ihrer
Freunde, spielte Tennis oder schwamm auch, mit der Sonnenbrille im
Gesicht, ein Stück weit in den See hinaus. Und sie küßte auch den einen
oder den anderen und nahm die Sonnenbrille dazu nicht ab. Sie entdeck-
te, daß sich das meiste auf der Welt auch mit Sonnenbrille vor den Au-
gen tun ließ. Solange es Sommer war.
Aber nun wird es langsam Herbst. Die meisten ihrer Freunde sind in
die Stadt zurückgekehrt, nur einige wenige sind noch geblieben. Und sie
selbst – was.sollte sie jetzt mit Sonnenbrillen in der Stadt? Hier legt
man ihre Not noch als persönliche Note aus, und solange es sonnige
Tage gibt und die letzten ihrer Freunde um sie sind, wird sich nichts
ändern. Aber der Wind bläst mit jedem Tag stärker, Freunde und sonni-
ge Tage werden mit jedem Tag weniger. Und es ist keine Rede davon,
daß sie die Sonnenbrille jemals wieder abnehmen könnte.
Was soll geschehen, wenn es Winter wird?
Da waren auch noch drei Mädchen, die am Heck des Dampfers stan-
den und sich über den einzigen Matrosen lustig machten, den es auf
dem Dampfer gab. Sie stiegen am flachen Ufer ein, fuhren an das bergi-
ge Ufer hinüber, um dort Kaffee zu trinken, und dann wieder an das
flache zurück.
Der Matrose beobachtete vom ersten Augenblick an, wie sie lachten
und sich hinter der vorgehaltenen Hand Dinge zuriefen, die er wegen
des großen Lärms, den der kleine Dampfer verursachte, nicht verstehen
konnte. Aber er hatte den bestimmten Argwohn, daß es ihn und den
Dampfer betraf; und als er von seinem Sitz neben dem Kapitän herun-
terkletterte, um die Fahrkarten zu markieren, und dabei in die Nähe der
Mädchen kam, wuchs ihre Heiterkeit, so daß er seinen Ärgwohn bestä-
tigt fand. Er fuhr sie an und fragte sie nach ihren Karten, aber sie hatten
sie leider schon genommen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als
die Karten zu markieren. Dabei fragte ihn eines der Mädchen, ob er
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auch den Winter über keine andere Beschäftigung hätte, und er antwor-
tete: “Nein.” Gleich darauf begannen sie wieder zu lachen.
Aber von da ab hatte er die Empfindung, seine Mütze hätte das
Schild verloren, und es fiel ihm schwer, den Rest der Karten zu markie-
ren. Er kletterte zum Kapitän zurück, nahm aber diesmal nicht die Kin-
der der Ausflügler vom Verdeck mit hinauf, wie er es sonst tat. Und er
sah den See von oben grün und ruhig liegen, und er sah den scharfen
Einschhitt des Bugs – schärfer konnte auch ein Ozeanriese nicht die See
durchschneiden –, aber das beruhigte ihn heute nicht. Vielmehr erbitter-
te ihn die Tafel mit der Aufschrift “Achtung auf den Kopf!”, die über
dem Eingang zu den Kabinen angebracht war, und der schwarze Rauch,
der aus dem Kamin bis zum Heck wehte und die flatternde Fahne
schwärzte, als hätte er die Schuld daran.
Nein, er tat auch im Winter nichts anderes. Weshalb denn der Damp-
fer auch im Winter verkehre,fragten sie ihn, als er wieder in ihre Nähe
kam. “Wegen der Post!” sagte er. In einem lichten Augenblick sah er sie
dann ruhig miteinander sprechen, und das tröstete ihn für eine Weile;
aber als der Dampfer anlegte und er die Seilschlinge über den Pflock
auf dem kleinen Steg warf, begannen sie, obwohl er den Pflock haarge-
nau getroffen hatte, wieder zu lachen und konnten sich, solange er sie
sah, nicht mehr beruhigen.
Eine Stunde später stiegen sie wieder ein, aber der Himmel hatte
sich inzwischen verdüstert, und als sie in der Mitte des Sees waren,
brach das Gewitter los. Das Boot begann zu schaukeln, und der Matrose
ergriff die Gelegenheit beim Schopf, um den Mädchen zu zeigen, was
er wert war. Er kletterte in seiner Ölhaut öfter als nötig über das Gelän-
der und außen herum und wieder zurück. Dabei glitt er, da es inzwi-
schen immer stärker regnete, auf dem nassen Holz aus und fiel in den
See. Und weil er mit den Matrosen der Ozeanriesen gemeinsam hatte,
daß er nicht schwimmen konnte und der See mit der See, daß es sich
darin ertrinken ließ, ertrank er auch.
Er ruht in Frieden, wie es auf seinem Grabstein steht, denn man zog
ihn heraus. Aber die drei Mädchen fahren immer noch auf dem Damp-
fer und stehen am Heck und lachen hinter der vorgehaltenen Hand. Wer
sie sieht, sollte sich von ihnen nicht beirren lassen. Es sind immer die-
selben.
Als für kurze Zeit trübes Wetter und Regen einsetzte, versuchte sie auch den Winter über keine andere Beschäftigung hätte, und er antwor- noch einmal, ihre Sonnenbrille abzunehmen, geriet aber sofort in den- tete: “Nein.” Gleich darauf begannen sie wieder zu lachen. selben Zustand der Auflösung, wie das erste Mal, und bemerkte, daß Aber von da ab hatte er die Empfindung, seine Mütze hätte das auch der Westwind bereit war, sie davonzutragen. Sie versuchte es dar- Schild verloren, und es fiel ihm schwer, den Rest der Karten zu markie- aufhin nie wieder, sondern hielt sich solange abseits und wartete, bis die ren. Er kletterte zum Kapitän zurück, nahm aber diesmal nicht die Kin- Sonne wiederkam. Und die Sonne kam wieder. Sie kam den ganzen der der Ausflügler vom Verdeck mit hinauf, wie er es sonst tat. Und er Sommer über immer wieder. Dann segelte sie auf den Jachten ihrer sah den See von oben grün und ruhig liegen, und er sah den scharfen Freunde, spielte Tennis oder schwamm auch, mit der Sonnenbrille im Einschhitt des Bugs – schärfer konnte auch ein Ozeanriese nicht die See Gesicht, ein Stück weit in den See hinaus. Und sie küßte auch den einen durchschneiden –, aber das beruhigte ihn heute nicht. Vielmehr erbitter- oder den anderen und nahm die Sonnenbrille dazu nicht ab. Sie entdeck- te ihn die Tafel mit der Aufschrift “Achtung auf den Kopf!”, die über te, daß sich das meiste auf der Welt auch mit Sonnenbrille vor den Au- dem Eingang zu den Kabinen angebracht war, und der schwarze Rauch, gen tun ließ. Solange es Sommer war. der aus dem Kamin bis zum Heck wehte und die flatternde Fahne Aber nun wird es langsam Herbst. Die meisten ihrer Freunde sind in schwärzte, als hätte er die Schuld daran. die Stadt zurückgekehrt, nur einige wenige sind noch geblieben. Und sie Nein, er tat auch im Winter nichts anderes. Weshalb denn der Damp- selbst – was.sollte sie jetzt mit Sonnenbrillen in der Stadt? Hier legt fer auch im Winter verkehre,fragten sie ihn, als er wieder in ihre Nähe man ihre Not noch als persönliche Note aus, und solange es sonnige kam. “Wegen der Post!” sagte er. In einem lichten Augenblick sah er sie Tage gibt und die letzten ihrer Freunde um sie sind, wird sich nichts dann ruhig miteinander sprechen, und das tröstete ihn für eine Weile; ändern. Aber der Wind bläst mit jedem Tag stärker, Freunde und sonni- aber als der Dampfer anlegte und er die Seilschlinge über den Pflock ge Tage werden mit jedem Tag weniger. Und es ist keine Rede davon, auf dem kleinen Steg warf, begannen sie, obwohl er den Pflock haarge- daß sie die Sonnenbrille jemals wieder abnehmen könnte. nau getroffen hatte, wieder zu lachen und konnten sich, solange er sie Was soll geschehen, wenn es Winter wird? sah, nicht mehr beruhigen. Da waren auch noch drei Mädchen, die am Heck des Dampfers stan- Eine Stunde später stiegen sie wieder ein, aber der Himmel hatte den und sich über den einzigen Matrosen lustig machten, den es auf sich inzwischen verdüstert, und als sie in der Mitte des Sees waren, dem Dampfer gab. Sie stiegen am flachen Ufer ein, fuhren an das bergi- brach das Gewitter los. Das Boot begann zu schaukeln, und der Matrose ge Ufer hinüber, um dort Kaffee zu trinken, und dann wieder an das ergriff die Gelegenheit beim Schopf, um den Mädchen zu zeigen, was flache zurück. er wert war. Er kletterte in seiner Ölhaut öfter als nötig über das Gelän- Der Matrose beobachtete vom ersten Augenblick an, wie sie lachten der und außen herum und wieder zurück. Dabei glitt er, da es inzwi- und sich hinter der vorgehaltenen Hand Dinge zuriefen, die er wegen schen immer stärker regnete, auf dem nassen Holz aus und fiel in den des großen Lärms, den der kleine Dampfer verursachte, nicht verstehen See. Und weil er mit den Matrosen der Ozeanriesen gemeinsam hatte, konnte. Aber er hatte den bestimmten Argwohn, daß es ihn und den daß er nicht schwimmen konnte und der See mit der See, daß es sich Dampfer betraf; und als er von seinem Sitz neben dem Kapitän herun- darin ertrinken ließ, ertrank er auch. terkletterte, um die Fahrkarten zu markieren, und dabei in die Nähe der Er ruht in Frieden, wie es auf seinem Grabstein steht, denn man zog Mädchen kam, wuchs ihre Heiterkeit, so daß er seinen Ärgwohn bestä- ihn heraus. Aber die drei Mädchen fahren immer noch auf dem Damp- tigt fand. Er fuhr sie an und fragte sie nach ihren Karten, aber sie hatten fer und stehen am Heck und lachen hinter der vorgehaltenen Hand. Wer sie leider schon genommen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sie sieht, sollte sich von ihnen nicht beirren lassen. Es sind immer die- die Karten zu markieren. Dabei fragte ihn eines der Mädchen, ob er selben. 73 74
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