Реферирование и аннотирование текстов по специальности (на материале немецкого языка). Фролова Н.А. - 62 стр.

UptoLike

Составители: 

61
AUFGABE ZUM TEXT
Aufgabe 1. Lesen Sie folgende Berichte, bestimmen Sie deren Themen
und informieren Sie kompakt über die Neuigkeiten aus dem Weltgeschehen!
TEXT
GASTKOMMENTAR
Für eine Ostpolitik von unten
Von Herbert Hupka
(Der Autor ist Vorsitzender des Ständigen Rates der Ostdeutschen
Landsmannschaften)
Zuerst ist unsere gängig gebrauchte Geographie in Ordnung zu bringen.
Von Berlin aus gesehen, liegt Warschau im Osten und Budapest in Südosten,
Prag im Süden dieses Ostens, wobei Wien sogar östlicher als Prag eingeordnet
werden muss. Trotzdem werden gar zu gern die Tschechische Republik und
Ungarn und erst recht Polen zu Osteuropa gezählt. Das stimmt nicht nur nicht,
sondern tut diesen Staaten entweder bewusst oder zumindest fahrlässig Un-
recht. Für Polen ist der Ausdruck Ostmitteleuropa der angemessene, während
die Tschechische Republik und Ungarn unter der Bezeichnung Mitteleuropa
zutreffend umschrieben sind. Die Formulierung „Blick nach Osten“ meint da-
her nur die Blickrichtung über unsere Grenzen hinaus.
Bis in unsere Sprachgewohnheiten wird es sogar hörbar, dass wir im All-
gemeinen westwärts orientiert sind und alles, was sich östlich von uns befin-
det, keinen sprachlichen Ehrgeiz weckt. Jeder bemüht sich, auch wenn er die
fremde Sprache nicht beherrscht, Namen und Bezeichnungen des Englischen
oder Französischen und auch des Italienischen richtig auszusprechen, und es
soll für Unbildung zeugen, wenn man sich nicht um die richtige Aussprache
bemüht. Bis in die höchsten Regierungskreise wurden, bis endlich Korrekturen
einsetzten, die Namen des früheren Ministerpräsidenten Tädeusz Mezowiecki
ausgesprochen und des seinerzeitigen Außenministers Bronislaw Geremek
nach deutscher Sprachsitte auf der ersten Silbe und somit falsch akzentuiert.
All das ist nicht etwa Ausdruck eines anzuklagenden deutschen Hochmu-
tes, sondern die Folge unseres unterbelichteten Verhältnisses gegenüber unse-
ren östlichen Nachbarn. Während der im Mai im Deutschen Bundestag geführ-
ten Debatte über den Antrag der CDU/CSU-Fraktion „Chancen des deutsch-
polnischen Nachbarschaftsvertrages für Versöhnung stärker nützen“ sagte
Fraktionsvorsitzender Friedrich Merz: „Die vergangenen Jahre und Jahrzehnte
haben gezeigt: Die in Polen lebenden Deutschen wie auch die Heimatvert-
riebenen können, was das Verhältnis unserer Völker angeht, Brückenbauer
sein.“ Man hat die vielen Reisen der aus der Heimat Vertriebenen zu einem
Besuch der angestammten Heimat ein wenig spöttisch Heimwehtourismus ge-
nannt, aber dieser Heimwehtourismus wurde längst vor der Wende gepflegt
und hat eine Fülle von Kontakten und Verbindungen mit den heutigen Ein-
    AUFGABE ZUM TEXT
    Aufgabe 1. Lesen Sie folgende Berichte, bestimmen Sie deren Themen
und informieren Sie kompakt über die Neuigkeiten aus dem Weltgeschehen!
                                     TEXT
                              GASTKOMMENTAR
                          Für eine Ostpolitik von unten
                               Von Herbert Hupka
       (Der Autor ist Vorsitzender des Ständigen Rates der Ostdeutschen
                               Landsmannschaften)
      Zuerst ist unsere gängig gebrauchte Geographie in Ordnung zu bringen.
Von Berlin aus gesehen, liegt Warschau im Osten und Budapest in Südosten,
Prag im Süden dieses Ostens, wobei Wien sogar östlicher als Prag eingeordnet
werden muss. Trotzdem werden gar zu gern die Tschechische Republik und
Ungarn und erst recht Polen zu Osteuropa gezählt. Das stimmt nicht nur nicht,
sondern tut diesen Staaten entweder bewusst oder zumindest fahrlässig Un-
recht. Für Polen ist der Ausdruck Ostmitteleuropa der angemessene, während
die Tschechische Republik und Ungarn unter der Bezeichnung Mitteleuropa
zutreffend umschrieben sind. Die Formulierung „Blick nach Osten“ meint da-
her nur die Blickrichtung über unsere Grenzen hinaus.
      Bis in unsere Sprachgewohnheiten wird es sogar hörbar, dass wir im All-
gemeinen westwärts orientiert sind und alles, was sich östlich von uns befin-
det, keinen sprachlichen Ehrgeiz weckt. Jeder bemüht sich, auch wenn er die
fremde Sprache nicht beherrscht, Namen und Bezeichnungen des Englischen
oder Französischen und auch des Italienischen richtig auszusprechen, und es
soll für Unbildung zeugen, wenn man sich nicht um die richtige Aussprache
bemüht. Bis in die höchsten Regierungskreise wurden, bis endlich Korrekturen
einsetzten, die Namen des früheren Ministerpräsidenten Tädeusz Mezowiecki
ausgesprochen und des seinerzeitigen Außenministers Bronislaw Geremek
nach deutscher Sprachsitte auf der ersten Silbe und somit falsch akzentuiert.
      All das ist nicht etwa Ausdruck eines anzuklagenden deutschen Hochmu-
tes, sondern die Folge unseres unterbelichteten Verhältnisses gegenüber unse-
ren östlichen Nachbarn. Während der im Mai im Deutschen Bundestag geführ-
ten Debatte über den Antrag der CDU/CSU-Fraktion „Chancen des deutsch-
polnischen Nachbarschaftsvertrages für Versöhnung stärker nützen“ sagte
Fraktionsvorsitzender Friedrich Merz: „Die vergangenen Jahre und Jahrzehnte
haben gezeigt: Die in Polen lebenden Deutschen wie auch die Heimatvert-
riebenen können, was das Verhältnis unserer Völker angeht, Brückenbauer
sein.“ Man hat die vielen Reisen der aus der Heimat Vertriebenen zu einem
Besuch der angestammten Heimat ein wenig spöttisch Heimwehtourismus ge-
nannt, aber dieser Heimwehtourismus wurde längst vor der Wende gepflegt
und hat eine Fülle von Kontakten und Verbindungen mit den heutigen Ein-
                                     61