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wohnern des Landes geschaffen. Vor 20 Jahren während des in Polen ausgeru-
fenen Kriegsrechts unter Wojciech Jeruzelski wurde das verzeichnet, als es ge-
rade die Vertriebenen waren, die sich in starkem Maße an den Paketaktionen
beteiligten. Und dies wiederholte sich augenfällig während der Oder-
Flutkatastrophe im Sommer 1997. Inzwischen ist bekannt geworden, dass pol-
nische Stadtverwaltungen Deutsche ausgezeichnet haben, die sich als Heimat-
vertriebene in besonderer Weise um das Zueinander und das Miteinander ver-
dient gemacht haben. In der Dankesrede eines der Ausgezeichneten war zu hö-
ren: Ich sorge mich als einstiger Bürger meiner Heimatstadt, weil ich nach wie
vor ihr treu verbunden bin, um das Wohlergehen ihrer Bürger, das heißt auch
der gegenwärtigen Einwohner. Jetzt, auf dem Wege Polens nach Europa, wird
mancherorts sowohl von Deutschen als auch von Polen an die in den fünfziger
Jahren gestifteten Patenschaften zwischen Städten in der Bundesrepublik
Deutschland und den aus den Städten, Kreisen und Gemeinden Vertriebenen
angeknüpft, um die Patenschaften zu Partnerschaften mit den gegenwärtigen
Städten, Kreisen und Gemeinden werden zu lassen. Allerdings gab es während
der Phase der Entspannungseuphorie da und dort die Tendenz, die Patenschaf-
ten auf Kosten von Partnerschaften mit den kommunistisch beherrschten polni-
schen Gemeinden aufzukündigen. Heute werden die Partnerschaften bei
gleichzeitiger Fortsetzung des Patenschaftsverhältnisses auf polnischer wie
auch deutscher Seite willkommen geheißen, denn so vollzieht sich ein europäi-
scher Brückenschlag.
Man muss sich jedoch davor hüten, den Begriff des Brückenschlages zu
inflationieren. Nur ist eins gewiss, dass an derartigen Brückenschlägen die
Vertriebenen die Initialzündung gelegt und die Wege geebnet haben. Das
kommt daher, dass gerade die Vertriebenen den Blick nach Osten richten. Zu-
gegeben, dass das auch egoistische Gründe hat, denn man war doch jenseits
von Oder und Görlitzer Neiße beheimatet und Polen, Tschechen oder Ungarn
waren weder die nächsten oder sogar unmittelbaren Nachbarn.
Von Johannes Bauch, dem langjährigen Botschafter Deutschlands in
Warschau, war wiederholt auch, wie ich weiß, gegenüber den Polen, zu hören:
die Vertriebe und deren Sprecher waren es, geradezu als Einzige in unserem
Volk den Blick immer wieder nach Osten gerichtet, sich mit unserem östlichen
Nachbarn befasst und beschäftigt haben. Er wolle sich nicht gleich mit jeder
Äußer eines Vertriebenen identifizieren, aber das Faktum des sogar neugieri-
gen Blicks nach Osten ist wohltuend und auch anzuerkennen.
Leider lassen wir uns von Fernsehauftritten und Ritualen, derer man sich
im deutsch-polnischen Verhältnis bereitwillig bedient, blenden und meint, dass
alles bereits bestellt ist. Es gibt gottlob auch eine Politik von unten, und da
sind vor allem die Vertrieben im deutsch-polnischen Verhältnis zu nennen. Es
gibt offene Fragen genug, weshalb es geboten ist, den Blick - ebenso intensiv
wie schon traditionsgemäß nach Westen auch und endlich nach Osten richten.
wohnern des Landes geschaffen. Vor 20 Jahren während des in Polen ausgeru- fenen Kriegsrechts unter Wojciech Jeruzelski wurde das verzeichnet, als es ge- rade die Vertriebenen waren, die sich in starkem Maße an den Paketaktionen beteiligten. Und dies wiederholte sich augenfällig während der Oder- Flutkatastrophe im Sommer 1997. Inzwischen ist bekannt geworden, dass pol- nische Stadtverwaltungen Deutsche ausgezeichnet haben, die sich als Heimat- vertriebene in besonderer Weise um das Zueinander und das Miteinander ver- dient gemacht haben. In der Dankesrede eines der Ausgezeichneten war zu hö- ren: Ich sorge mich als einstiger Bürger meiner Heimatstadt, weil ich nach wie vor ihr treu verbunden bin, um das Wohlergehen ihrer Bürger, das heißt auch der gegenwärtigen Einwohner. Jetzt, auf dem Wege Polens nach Europa, wird mancherorts sowohl von Deutschen als auch von Polen an die in den fünfziger Jahren gestifteten Patenschaften zwischen Städten in der Bundesrepublik Deutschland und den aus den Städten, Kreisen und Gemeinden Vertriebenen angeknüpft, um die Patenschaften zu Partnerschaften mit den gegenwärtigen Städten, Kreisen und Gemeinden werden zu lassen. Allerdings gab es während der Phase der Entspannungseuphorie da und dort die Tendenz, die Patenschaf- ten auf Kosten von Partnerschaften mit den kommunistisch beherrschten polni- schen Gemeinden aufzukündigen. Heute werden die Partnerschaften bei gleichzeitiger Fortsetzung des Patenschaftsverhältnisses auf polnischer wie auch deutscher Seite willkommen geheißen, denn so vollzieht sich ein europäi- scher Brückenschlag. Man muss sich jedoch davor hüten, den Begriff des Brückenschlages zu inflationieren. Nur ist eins gewiss, dass an derartigen Brückenschlägen die Vertriebenen die Initialzündung gelegt und die Wege geebnet haben. Das kommt daher, dass gerade die Vertriebenen den Blick nach Osten richten. Zu- gegeben, dass das auch egoistische Gründe hat, denn man war doch jenseits von Oder und Görlitzer Neiße beheimatet und Polen, Tschechen oder Ungarn waren weder die nächsten oder sogar unmittelbaren Nachbarn. Von Johannes Bauch, dem langjährigen Botschafter Deutschlands in Warschau, war wiederholt auch, wie ich weiß, gegenüber den Polen, zu hören: die Vertriebe und deren Sprecher waren es, geradezu als Einzige in unserem Volk den Blick immer wieder nach Osten gerichtet, sich mit unserem östlichen Nachbarn befasst und beschäftigt haben. Er wolle sich nicht gleich mit jeder Äußer eines Vertriebenen identifizieren, aber das Faktum des sogar neugieri- gen Blicks nach Osten ist wohltuend und auch anzuerkennen. Leider lassen wir uns von Fernsehauftritten und Ritualen, derer man sich im deutsch-polnischen Verhältnis bereitwillig bedient, blenden und meint, dass alles bereits bestellt ist. Es gibt gottlob auch eine Politik von unten, und da sind vor allem die Vertrieben im deutsch-polnischen Verhältnis zu nennen. Es gibt offene Fragen genug, weshalb es geboten ist, den Blick - ebenso intensiv wie schon traditionsgemäß nach Westen auch und endlich nach Osten richten. 62
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