Реферирование и аннотирование текстов по специальности (на материале немецкого языка). Фролова Н.А. - 76 стр.

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mütigen und unberechenbaren Jelzin, da waren sich der Amerikaner und der
Deutsche bei ihrem zweieinhalbstündigen „Gedankenaustausch” (Schröder)
schnell einig, regiert nun ein Mann in Moskau, der endlich für Stabilität in dem
wankenden Riesenreich sorgen konnte. Putin sei ohne Frage ein außergewöhn-
lich interessanter und fähiger Politiker, fand Clinton. Schröder stimmte zu.
Natürlich wissen die beiden, daß kurzfristig aus Rußland kein Rechtsstaat
mit Gewaltenteilung wie in Europa und den USA zu machen sein wird, selbst
wenn Putin von der „Diktatur des Rechts“ spricht die in Zukunft die gängige
juristische Willkür und die Korruption bei Justizbehörden ablösen soll. Nur
allzu schnell konnte dieser autoritäre Kurs zu Konflikten mit den Menschen-
rechten führen. Was tun?
Clinton, nach übereinstimmenden Berichten aus beiden Delegationen
glänzend vorbereitet, empfahl Schröder ein Buch zur Lektüre, das ihm selbst
zum besseren Verständnis des neuen Zaren verholten habe. Darin werde Putin
als ein Mann beschrieben, der die Exzesse des Stalinismus zwar verurteile, oh-
ne sich jedoch kategorisch vom zentralen Zwangssystem zu lösen.
Mit Genugtuung registrierten die Deutschen, daß es Clinton nicht darauf
anlegte, den Kanzler zu belehren. Der US-Präsident berücksichtigt, daß Schrö-
der im Verhältnis zu Rußland eine besondere Verantwortung zu übernehmen
hat. Die Deutschen verstehen die Äußerungen des US-Präsidenten als Ermuti-
gung. Deutschland solle bei der Heranführung Rußlands an den Westen eine
Hauptrolle einnehmen, animierte der Amerikaner den Kanzler. Dafür wurden
viel Zeit, Expertenwissen und vor allem jede Menge Geld gebraucht.
Der Testlauf beginnt am 15 Juni, wenn Putin Berlin besucht.
Jetzt sind - vor allem in der deutschen Wirtschaft - die Hoffnungen groß,
daß Schröder den Russen darauf verpflichtet, endlich Planungssicherheit für
Unternehmen in Rußland herzustellen. Den Industriebossen ist an einem pros-
perierenden Rußland gelegen - und sei es auf Staatskosten. Immer wieder ru-
fen deutsche Firmenchefs im Kanzleramt an und drängen Schröder, er möge
Moskau mit neuen Milliardenkrediten versorgen.
Wenn Putin, aus Madrid kommend, in der Woche nach Pfingsten in die
deutsche Hauptstadt einschwebt, wird Schröder schon ein bisschen mehr wis-
sen über seinen kühlen, schwer durchschaubaren Gast. Clinton, zu dem der
Kanzler persönlich ein freundschaftliches Verhältnis gefunden hat, wird ihm
von seinen Erfahrungen in Moskau berichten.
Der amerikanische Präsident bewegte sich im vereinigten Berlin mit einer
Selbstverständlichkeit, als sei diese Stadt nie geteilt gewesen. Mit Putin wird
das schwerer.
So schlug das deutsche Protokoll vor, daß Präsident und Kanzler einen
Kranz in der Neuen Wache Unter den Linden niederlegen - in jener Gedenk-
stätte, der Helmut Kohl durch entpolitisierte Ausstattung gezielt jede histori-
sche Brisanz nahm.
mütigen und unberechenbaren Jelzin, da waren sich der Amerikaner und der
Deutsche bei ihrem zweieinhalbstündigen „Gedankenaustausch” (Schröder)
schnell einig, regiert nun ein Mann in Moskau, der endlich für Stabilität in dem
wankenden Riesenreich sorgen konnte. Putin sei ohne Frage ein außergewöhn-
lich interessanter und fähiger Politiker, fand Clinton. Schröder stimmte zu.
      Natürlich wissen die beiden, daß kurzfristig aus Rußland kein Rechtsstaat
mit Gewaltenteilung wie in Europa und den USA zu machen sein wird, selbst
wenn Putin von der „Diktatur des Rechts“ spricht die in Zukunft die gängige
juristische Willkür und die Korruption bei Justizbehörden ablösen soll. Nur
allzu schnell konnte dieser autoritäre Kurs zu Konflikten mit den Menschen-
rechten führen. Was tun?
      Clinton, nach übereinstimmenden Berichten aus beiden Delegationen
glänzend vorbereitet, empfahl Schröder ein Buch zur Lektüre, das ihm selbst
zum besseren Verständnis des neuen Zaren verholten habe. Darin werde Putin
als ein Mann beschrieben, der die Exzesse des Stalinismus zwar verurteile, oh-
ne sich jedoch kategorisch vom zentralen Zwangssystem zu lösen.
      Mit Genugtuung registrierten die Deutschen, daß es Clinton nicht darauf
anlegte, den Kanzler zu belehren. Der US-Präsident berücksichtigt, daß Schrö-
der im Verhältnis zu Rußland eine besondere Verantwortung zu übernehmen
hat. Die Deutschen verstehen die Äußerungen des US-Präsidenten als Ermuti-
gung. Deutschland solle bei der Heranführung Rußlands an den Westen eine
Hauptrolle einnehmen, animierte der Amerikaner den Kanzler. Dafür wurden
viel Zeit, Expertenwissen und vor allem jede Menge Geld gebraucht.
      Der Testlauf beginnt am 15 Juni, wenn Putin Berlin besucht.
      Jetzt sind - vor allem in der deutschen Wirtschaft - die Hoffnungen groß,
daß Schröder den Russen darauf verpflichtet, endlich Planungssicherheit für
Unternehmen in Rußland herzustellen. Den Industriebossen ist an einem pros-
perierenden Rußland gelegen - und sei es auf Staatskosten. Immer wieder ru-
fen deutsche Firmenchefs im Kanzleramt an und drängen Schröder, er möge
Moskau mit neuen Milliardenkrediten versorgen.
      Wenn Putin, aus Madrid kommend, in der Woche nach Pfingsten in die
deutsche Hauptstadt einschwebt, wird Schröder schon ein bisschen mehr wis-
sen über seinen kühlen, schwer durchschaubaren Gast. Clinton, zu dem der
Kanzler persönlich ein freundschaftliches Verhältnis gefunden hat, wird ihm
von seinen Erfahrungen in Moskau berichten.
      Der amerikanische Präsident bewegte sich im vereinigten Berlin mit einer
Selbstverständlichkeit, als sei diese Stadt nie geteilt gewesen. Mit Putin wird
das schwerer.
      So schlug das deutsche Protokoll vor, daß Präsident und Kanzler einen
Kranz in der Neuen Wache Unter den Linden niederlegen - in jener Gedenk-
stätte, der Helmut Kohl durch entpolitisierte Ausstattung gezielt jede histori-
sche Brisanz nahm.
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