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auf -erl, die allerdings gar nicht immer echte Verkleinerungen sind. Ein Mäderl ist
wohl ein kleines Mädchen, ein Büberl ein kleiner Bub und ein Haserl ein kleiner Hase.
Ein Schwammerl ist aber nicht unbedingt ein kleiner Pilz, und ein Momenterl kann
ganz schön lang sein. Bonbons heißen in Österreich Zuckerl, und ein Hörnchen heißt
dort Kipferl. Im Alltag verwenden viele Österreicher ihre Mundart. Die Mundarten in
den einzelnen Bundesländern unterscheiden sich oft stark voneinander. Der Wiener
spricht anders als der Kärntner oder Tiroler.
Österreich ist sprachlich gesehen ein Teil des Oberdeutschen. Acht
Bundesländer gehören zum bairisch-österreichischen Dialektraum. In Vorarlberg
spricht man alemannisch. Obwohl sich auch in Österreich die Sprache laufend ändert,
besteht weder die Gefahr, dass die österreichische Sprachform ausstirbt noch dass sie
zu einer Spaltung des deutschen Sprachraums beiträgt.
Von Titeln und vom Grüßen
Von den Österreichern sagt man, dass sie Titel sehr lieben und dass bei ihnen
das Grüßen eine Kunst sei, die ein Ausländer nie erlernen könne. Das stimmt aber nur
zum Teil. Richtig ist, dass in Österreich Titel eine größere Rolle spielen als in vielen
anderen Ländern. Dass man aber in Österreich jeden, der keinen Titel hat, gleich als
„Herr Doktor“ anspricht, wie man dies manchmal zu lesen bekommt, ist eine
Übertreibung. Für die meisten Titel sorgt der Staat. Er hat für jeden Beamten, von
denen es in Österreich recht viele gibt, einen „Amtstitel“ bereit. In einem Ministerium
kann man vielleicht Ministerialrat oder, wenn man Glück hat und die höchste
Rangstufe erreicht, gar Sektionschef werden. Bis vor kurzem gab es sechshundert
solcher Amtstitel in Österreich. Da kannten sich aber selbst die meisten Österreicher
nicht aus. Wer wusste zum Beispiel schon, was ein „Münzwardein“ war? (Diesen Titel
bekamen Beamte, die im Münzamt tätig waren.) Unter den hundert Amtstiteln, die
heute noch verwendet werden, ist der des Hofrates wohl einer der begehrtesten. Hofrat
kann nur ein höherer Beamter werden. Im Ausland wundert man sich manchmal über
diesen Titel, denn schließlich gibt es in Österreich längst keinen Hof mehr. Aber
die republikanischen Österreicher weilen auf diesen zweihundert Jahre alten Titel nicht
verzichten. Auch wer nicht Beamter ist, kann vom Staat mit einem wohlklingenden
Titel belohnt werden. Für viele Berufsgruppen gibt es nämlich noch eine Reihe von
Berufstiteln. Als Arzt kann man es zum Medizinalrat, ja sogar zum Obermedizinalrat
bringen. Für den Kaufmann gibt es den Kommerzialrat, für den Landwirt
den Ökonomierat. Und einer Karriere in Oper und Theater winken die Titel
Kammersänger bzw. Kammerschauspieler.
Was machen nun die Österreicher mit all ihren schönen Titeln? Sie verwenden
sie natürlich, und zwar nicht nur im Amt, sondern auch im Privatleben, in dem Herr
Maier, der zum Doktor promoviert, verliert gewissermaßen für immer einen
Familiennamen und wird ein „Herr Doktor.“ Bekommt er später noch einen Titel,
spricht man ihn eben damit an („Herr Direktor“, „Frau Professor“). Vom Ausländer
erwartet der Österreicher nicht, dass er sich im Labyrinth der Titel zurechtfindet. Aber
niemand in Österreich sieht es ungern, wenn er mit einem Titel angesprochen wird.
auf -erl, die allerdings gar nicht immer echte Verkleinerungen sind. Ein Mäderl ist
wohl ein kleines Mädchen, ein Büberl ein kleiner Bub und ein Haserl ein kleiner Hase.
Ein Schwammerl ist aber nicht unbedingt ein kleiner Pilz, und ein Momenterl kann
ganz schön lang sein. Bonbons heißen in Österreich Zuckerl, und ein Hörnchen heißt
dort Kipferl. Im Alltag verwenden viele Österreicher ihre Mundart. Die Mundarten in
den einzelnen Bundesländern unterscheiden sich oft stark voneinander. Der Wiener
spricht anders als der Kärntner oder Tiroler.
Österreich ist sprachlich gesehen ein Teil des Oberdeutschen. Acht
Bundesländer gehören zum bairisch-österreichischen Dialektraum. In Vorarlberg
spricht man alemannisch. Obwohl sich auch in Österreich die Sprache laufend ändert,
besteht weder die Gefahr, dass die österreichische Sprachform ausstirbt noch dass sie
zu einer Spaltung des deutschen Sprachraums beiträgt.
Von Titeln und vom Grüßen
Von den Österreichern sagt man, dass sie Titel sehr lieben und dass bei ihnen
das Grüßen eine Kunst sei, die ein Ausländer nie erlernen könne. Das stimmt aber nur
zum Teil. Richtig ist, dass in Österreich Titel eine größere Rolle spielen als in vielen
anderen Ländern. Dass man aber in Österreich jeden, der keinen Titel hat, gleich als
„Herr Doktor“ anspricht, wie man dies manchmal zu lesen bekommt, ist eine
Übertreibung. Für die meisten Titel sorgt der Staat. Er hat für jeden Beamten, von
denen es in Österreich recht viele gibt, einen „Amtstitel“ bereit. In einem Ministerium
kann man vielleicht Ministerialrat oder, wenn man Glück hat und die höchste
Rangstufe erreicht, gar Sektionschef werden. Bis vor kurzem gab es sechshundert
solcher Amtstitel in Österreich. Da kannten sich aber selbst die meisten Österreicher
nicht aus. Wer wusste zum Beispiel schon, was ein „Münzwardein“ war? (Diesen Titel
bekamen Beamte, die im Münzamt tätig waren.) Unter den hundert Amtstiteln, die
heute noch verwendet werden, ist der des Hofrates wohl einer der begehrtesten. Hofrat
kann nur ein höherer Beamter werden. Im Ausland wundert man sich manchmal über
diesen Titel, denn schließlich gibt es in Österreich längst keinen Hof mehr. Aber
die republikanischen Österreicher weilen auf diesen zweihundert Jahre alten Titel nicht
verzichten. Auch wer nicht Beamter ist, kann vom Staat mit einem wohlklingenden
Titel belohnt werden. Für viele Berufsgruppen gibt es nämlich noch eine Reihe von
Berufstiteln. Als Arzt kann man es zum Medizinalrat, ja sogar zum Obermedizinalrat
bringen. Für den Kaufmann gibt es den Kommerzialrat, für den Landwirt
den Ökonomierat. Und einer Karriere in Oper und Theater winken die Titel
Kammersänger bzw. Kammerschauspieler.
Was machen nun die Österreicher mit all ihren schönen Titeln? Sie verwenden
sie natürlich, und zwar nicht nur im Amt, sondern auch im Privatleben, in dem Herr
Maier, der zum Doktor promoviert, verliert gewissermaßen für immer einen
Familiennamen und wird ein „Herr Doktor.“ Bekommt er später noch einen Titel,
spricht man ihn eben damit an („Herr Direktor“, „Frau Professor“). Vom Ausländer
erwartet der Österreicher nicht, dass er sich im Labyrinth der Titel zurechtfindet. Aber
niemand in Österreich sieht es ungern, wenn er mit einem Titel angesprochen wird.
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