Грамматика немецкого языка: das Passiv. Гордеева Т.А - 99 стр.

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Das Grüßen in Österreich kann vielleicht dann etwas kompliziert werden, wenn
man die vielen traditionellen, oft veralteten Grußformeln, die es gibt, verwenden will.
Phrasen wie „Mein Kompliment“ oder „Meine Ergebenheit“, die man manchmal noch
hört, vermeidet der Ausländer am besten. Er kommt mit wenigem aus: „Grüß Gott“ ist
überall akzeptabel. „Guten Tag“ dagegen hört man in Österreich nicht so oft wie in
Deutschland. Viele Österreicher finden diesen Gruß eher unpersönlich und kalt. Wenn
man ihn bei Bekannten benutzt, klingt er fast schon wie eine Beleidigung. Sehr beliebt
ist in Österreich das „Servus“. Man kann es beim Kommen und Weggehen benutzen,
aber - Achtung! - nur bei Personen, die man duzt.
In den letzten Jahren ist in Österreicn, vor allem in Wien, ein „liebevolles“
Grußwort in Mode gekommen: papa (mit der Betonung auf dem zweiten a). Früher
sagte man „papa“ nur zu kleinen Kindern. Heute verwenden es auch Leute, die „Sie“
zueinander sagen. Es sagt, wer sich verabschiedet, etwa: „Auf Wiedersehen, papa“ und
„Servus, papa“ oder „Grüße Sie, papa“ usw. Das klingt etwas sentimental und macht
den Gruß „freundlicher.“ Zu „papa“ gibt es übrigens schon ein Diminutiv, eine
Verkleinerungsform: papatschi. Wird Österreich - was das Grüßen betrifft - wirklich
ein großer Kindergarten sein, wie ein Wiener Journalist befürchtet?
Der österreichische Nationalcharakter
Nach den gängigen Klischees sind die Österreicher immer lustig und fidel, dazu
auch höflich, liebenswürdig und gastfreundlich. Tagsüber sitzen sie am liebsten im
Kaffeehaus, und am Abend gehen sie zum Heurigen. Wenn sie Landbewohner sind,
gehören sie einer Jodlerband oder einer Schuhplattlergruppe an. Die Arbeit nehmen
die Österreicher nicht so ernst. Gutes Essen und guter Wein sind ihnen viel wichtiger.
Kann man aber überhaupt von „den Österreichern“ sprechen? Was haben sie alle
gemeinsam? Es ist sehr schwierig, alle Österreicher unter einen Hut zu bringen. Es gibt
große Unterschiede im Temperament und in der Lebensführung. Ein Vorarlberger fühlt
sich den alemannischen Schweizern näher verwandt als den Bürgenländern.
Der obersteirische Bergbauer hat mit einem raunzigen Wiener wahrscheinlich nur
wenig gemeinsam. So verschieden wie die Landschaften Österreichs sind auch seine
Menschen. Und mit den Klischees ist es so eine Sache. Die meisten enthalten nur
die halbe Wahrheit. Sicher wollen die Österreicher das Leben genießen. Aber letzten
Endes wird auch in Österreich fleißig gearbeitet. Woher kommen schließlich all
die Kraftwerke, Fabriken und modernen Bauten?
Dass die Österreicher immer lustig und vergnügt sind (ein Volk der Tänzer und
der Geiger, nach einem Dichterwort), stimmt auch nicht ganz. In ihnen steckt auch eine
gehörige Portion Aggressivität, Sentimentalität, Melancholie und Depression.
Wie könnte man sonst erklären, dass Österreich zu den Ländern mit den meisten
Autounfällen und mit der höchsten Selbstmordrate gehört? Im Grunde sind
die Österreicher freilich Optimisten, lassen sich nicht so leicht erschüttern und geben
nicht so schnell auf. „Nur keine Aufregung!“ ist ein beliebtes Motto. Man will seine
Ruhe haben und liebt es nicht, gejagt und reglementiert zu werden. Wenn wirklich
einmal etwas schief geht, bleibt man gelassen und sagt: „Na, es hätt' ja schlimmer
       Das Grüßen in Österreich kann vielleicht dann etwas kompliziert werden, wenn
man die vielen traditionellen, oft veralteten Grußformeln, die es gibt, verwenden will.
Phrasen wie „Mein Kompliment“ oder „Meine Ergebenheit“, die man manchmal noch
hört, vermeidet der Ausländer am besten. Er kommt mit wenigem aus: „Grüß Gott“ ist
überall akzeptabel. „Guten Tag“ dagegen hört man in Österreich nicht so oft wie in
Deutschland. Viele Österreicher finden diesen Gruß eher unpersönlich und kalt. Wenn
man ihn bei Bekannten benutzt, klingt er fast schon wie eine Beleidigung. Sehr beliebt
ist in Österreich das „Servus“. Man kann es beim Kommen und Weggehen benutzen,
aber - Achtung! - nur bei Personen, die man duzt.
       In den letzten Jahren ist in Österreicn, vor allem in Wien, ein „liebevolles“
Grußwort in Mode gekommen: papa (mit der Betonung auf dem zweiten a). Früher
sagte man „papa“ nur zu kleinen Kindern. Heute verwenden es auch Leute, die „Sie“
zueinander sagen. Es sagt, wer sich verabschiedet, etwa: „Auf Wiedersehen, papa“ und
„Servus, papa“ oder „Grüße Sie, papa“ usw. Das klingt etwas sentimental und macht
den Gruß „freundlicher.“ Zu „papa“ gibt es übrigens schon ein Diminutiv, eine
Verkleinerungsform: papatschi. Wird Österreich - was das Grüßen betrifft - wirklich
ein großer Kindergarten sein, wie ein Wiener Journalist befürchtet?

                  Der österreichische Nationalcharakter

      Nach den gängigen Klischees sind die Österreicher immer lustig und fidel, dazu
auch höflich, liebenswürdig und gastfreundlich. Tagsüber sitzen sie am liebsten im
Kaffeehaus, und am Abend gehen sie zum Heurigen. Wenn sie Landbewohner sind,
gehören sie einer Jodlerband oder einer Schuhplattlergruppe an. Die Arbeit nehmen
die Österreicher nicht so ernst. Gutes Essen und guter Wein sind ihnen viel wichtiger.
Kann man aber überhaupt von „den Österreichern“ sprechen? Was haben sie alle
gemeinsam? Es ist sehr schwierig, alle Österreicher unter einen Hut zu bringen. Es gibt
große Unterschiede im Temperament und in der Lebensführung. Ein Vorarlberger fühlt
sich den alemannischen Schweizern näher verwandt als den Bürgenländern.
Der obersteirische Bergbauer hat mit einem raunzigen Wiener wahrscheinlich nur
wenig gemeinsam. So verschieden wie die Landschaften Österreichs sind auch seine
Menschen. Und mit den Klischees ist es so eine Sache. Die meisten enthalten nur
die halbe Wahrheit. Sicher wollen die Österreicher das Leben genießen. Aber letzten
Endes wird auch in Österreich fleißig gearbeitet. Woher kommen schließlich all
die Kraftwerke, Fabriken und modernen Bauten?
      Dass die Österreicher immer lustig und vergnügt sind (ein Volk der Tänzer und
der Geiger, nach einem Dichterwort), stimmt auch nicht ganz. In ihnen steckt auch eine
gehörige Portion Aggressivität, Sentimentalität, Melancholie und Depression.
Wie könnte man sonst erklären, dass Österreich zu den Ländern mit den meisten
Autounfällen und mit der höchsten Selbstmordrate gehört? Im Grunde sind
die Österreicher freilich Optimisten, lassen sich nicht so leicht erschüttern und geben
nicht so schnell auf. „Nur keine Aufregung!“ ist ein beliebtes Motto. Man will seine
Ruhe haben und liebt es nicht, gejagt und reglementiert zu werden. Wenn wirklich
einmal etwas schief geht, bleibt man gelassen und sagt: „Na, es hätt' ja schlimmer
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