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Unser kleines Geheimnis
Wie eine 19-Jährige ihrem Peiniger im Internet begegnete
Zum Kaffee gab es Schokoladenkuchen, dann machte Familie
Strapko einen Ostermontag-Spaziergang durch Heiligenblut, ein
Kärntner Dorf am Fuße des Großglockners. Evelyn Strapko, 19 Jahre alt,
feste Zahnspange im blassen, schmalen Gesicht, war bedrückt wie
immer. Um 15 Uhr setzte sie sich an den Computer in der Wohnung ihrer
Eltern im ersten Stock über dem Postamt von Heiligenblut, wo ihr Vater
Postmeister ist. Sie klickte durchs Netz, las Snowboardseiten und Witze,
dann gab sie einen Namen in die Suchmaschine Google ein - wie so oft.
Rupert K., den Namen des Mannes, den sie nicht aus dem Kopf bekam.
Seit damals, im Sommer 1995, da war Evelyn Strapko 12 Jahre alt.
Google zeigte drei Such-Ergebnisse. Zwei alte, die kannte Evelyn
schon, und ein neues, wenige Tage alt. Die Homepage eines Hotels in
Neuenrade, Deutschland. Unter der Adresse stand: «Unsere
Osterpauschale, Verwöhnwochenende, 159 Euro. Unser Hausherr Rupert
K. begrüßt Sie bei einem Gläschen Prosecco.»
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Evelyn starrte auf den Bildschirm, ihr wurde übel, und sie spürte
diese Wut, die einen packt, wenn man nicht mehr nur Opfer ist, sondern
etwas tun kann.
Dieser gockelhafte Ton, das protzige Gehabe, das muss er sein,
Rupert K., mittlerweile Geschäftsführer eines Erlebnis-Hotels also. Der
Mann, mit dem auch sie ihre Hotel-Erlebnisse hatte, der sie mehrfach
vergewaltigt hatte.
Die Bilder von damals waren wieder da: Rupert K. gab ihr einen
Schubs auf der Schaukel seines kinderfreundlichen Hotels, er war nett, er
lockte mit Süßigkeiten. Dann strich er ihr über den Rücken, dann wurde
er grob. Rupert K., der im Dorf verehrte Herr Direktor, Chef des Hotels
Heiligenblut, keine zehn Meter entfernt von Evelyns Elternhaus, wo sie
täglich spielte, mit jungen Kätzchen und den Hasen im Streichelzoo.
Rupert K., der Evelyn drohte, das bleibt unser Geheimnis, wenn's was
sagts, bring i di um.
Um 15.15 Uhr wählte Evelyn die Nummer in Neuenrade. Ist der
Herr Direktor zu sprechen, fragte sie in ihrem besten Hochdeutsch. Er
war nicht da.
Vor ein paar Monaten hatte sie ihn schon einmal aufgespürt, auf
seiner Lycos-Homepage. Rupert K. stellt sich vor, seine Hobbys. Da war
ein Foto, auf dem er ein wenig aussah wie Silvio Berlusconi, sportlich,
grinsend, braun gebrannt. «Schön, dass du den Weg hierher gefunden
hast», steht unter dem Foto. «Ich bin ein sportlicher Typ, 180 cm, ein
Optimist, genieße das Leben und alles, was dazu gehört!!!» Die Home-
page war alt, die angegebene Handy-Nummer längst abgemeldet.
Jetzt aber hatte Evelyn Hoffnung. Sie kannte den Aufenthaltsort
des Mannes, der sie missbraucht und vergewaltigt hatte, der sie jahrelang
bedroht und ihr junges Leben zerstört hatte. Den sie mit 17 Jahren
endlich angezeigt hatte, nachdem man sie in die Kinder- und
Jugendpsychiatrie eingeliefert hatte wegen Borderline-Syndrom und drei
Selbstmordversuchen. Den das Landesgericht Klagenfurt im Juni 2001
zu fünf Jahren verurteilt hatte wegen schweren sexuellen Missbrauchs
von Unmündigen. Der in Berufung gegangen war, abgewiesen wurde
und aus Österreich geflüchtet war.
Evelyn wollte ihn diesmal schnappen, sie wollte endlich die Rollen
tauschen -sie frei, er gefangen. Sie rief Ewald Dorner an,
Unser kleines Geheimnis Evelyn starrte auf den Bildschirm, ihr wurde übel, und sie spürte Wie eine 19-Jährige ihrem Peiniger im Internet begegnete diese Wut, die einen packt, wenn man nicht mehr nur Opfer ist, sondern etwas tun kann. Dieser gockelhafte Ton, das protzige Gehabe, das muss er sein, Rupert K., mittlerweile Geschäftsführer eines Erlebnis-Hotels also. Der Mann, mit dem auch sie ihre Hotel-Erlebnisse hatte, der sie mehrfach vergewaltigt hatte. Die Bilder von damals waren wieder da: Rupert K. gab ihr einen Schubs auf der Schaukel seines kinderfreundlichen Hotels, er war nett, er lockte mit Süßigkeiten. Dann strich er ihr über den Rücken, dann wurde er grob. Rupert K., der im Dorf verehrte Herr Direktor, Chef des Hotels Heiligenblut, keine zehn Meter entfernt von Evelyns Elternhaus, wo sie täglich spielte, mit jungen Kätzchen und den Hasen im Streichelzoo. Rupert K., der Evelyn drohte, das bleibt unser Geheimnis, wenn's was sagts, bring i di um. Um 15.15 Uhr wählte Evelyn die Nummer in Neuenrade. Ist der Herr Direktor zu sprechen, fragte sie in ihrem besten Hochdeutsch. Er war nicht da. Vor ein paar Monaten hatte sie ihn schon einmal aufgespürt, auf Zum Kaffee gab es Schokoladenkuchen, dann machte Familie seiner Lycos-Homepage. Rupert K. stellt sich vor, seine Hobbys. Da war Strapko einen Ostermontag-Spaziergang durch Heiligenblut, ein ein Foto, auf dem er ein wenig aussah wie Silvio Berlusconi, sportlich, Kärntner Dorf am Fuße des Großglockners. Evelyn Strapko, 19 Jahre alt, grinsend, braun gebrannt. «Schön, dass du den Weg hierher gefunden feste Zahnspange im blassen, schmalen Gesicht, war bedrückt wie hast», steht unter dem Foto. «Ich bin ein sportlicher Typ, 180 cm, ein immer. Um 15 Uhr setzte sie sich an den Computer in der Wohnung ihrer Optimist, genieße das Leben und alles, was dazu gehört!!!» Die Home- Eltern im ersten Stock über dem Postamt von Heiligenblut, wo ihr Vater page war alt, die angegebene Handy-Nummer längst abgemeldet. Postmeister ist. Sie klickte durchs Netz, las Snowboardseiten und Witze, Jetzt aber hatte Evelyn Hoffnung. Sie kannte den Aufenthaltsort dann gab sie einen Namen in die Suchmaschine Google ein - wie so oft. des Mannes, der sie missbraucht und vergewaltigt hatte, der sie jahrelang Rupert K., den Namen des Mannes, den sie nicht aus dem Kopf bekam. bedroht und ihr junges Leben zerstört hatte. Den sie mit 17 Jahren Seit damals, im Sommer 1995, da war Evelyn Strapko 12 Jahre alt. endlich angezeigt hatte, nachdem man sie in die Kinder- und Google zeigte drei Such-Ergebnisse. Zwei alte, die kannte Evelyn Jugendpsychiatrie eingeliefert hatte wegen Borderline-Syndrom und drei schon, und ein neues, wenige Tage alt. Die Homepage eines Hotels in Selbstmordversuchen. Den das Landesgericht Klagenfurt im Juni 2001 Neuenrade, Deutschland. Unter der Adresse stand: «Unsere zu fünf Jahren verurteilt hatte wegen schweren sexuellen Missbrauchs Osterpauschale, Verwöhnwochenende, 159 Euro. Unser Hausherr Rupert von Unmündigen. Der in Berufung gegangen war, abgewiesen wurde K. begrüßt Sie bei einem Gläschen Prosecco.» und aus Österreich geflüchtet war. Evelyn wollte ihn diesmal schnappen, sie wollte endlich die Rollen tauschen -sie frei, er gefangen. Sie rief Ewald Dorner an, 19 20
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