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firma, sagt sie, und wenn sie gestreßt gewesen sei, hätte sie sich in
ihrem Zimmer betrunken. Dann bekam Lisa alles ab: Schläge, Be-
schimpfungen, Rausschmiß. Du zerstörst mein Leben, hätte die Mutter
geschrien. Lisa hält beide Hände vorm Gesicht und schüttelt sich. Man
weiß nicht recht, ob sie damit die Bewegungen der Mutter illustriert
oder ob es eigene Verzweiflung ist. Bianca weiß sofort, was Lisas Mut-
ter treibt: «Die ist hilflos».
Viele Eltern seien hilflos, meint Frank Jankowski: sie vermögen
ihre Probleme nicht zu lösen und erst recht nicht die ihrer Kinder.
Doch kaputte Kinder kämen nicht nur aus zerrütelten Elternhäusern.
Auch Zeitmangel oder Überbehütung seien Ursachen für das Ausbre-
chen, das gesellschaftliche Umfeld spiele eine Rolle. In der Fachlite-
ratur spricht man vom deutschen Problem der Sozialwaisen: der Kin-
der, die aus verschiedenen Gründen den Kontakt zu ihren Eltern verlo-
ren. Der Chef, wie ihn manche seiner Kids nennen, hat in den vergange-
nen Jahren Unglaubliches erlebt: Den kleinen Jungen, der im Schlaf-
zimmer seiner Eltern Freier empfangen mußte, das kleilne Mädchen in
der Kneipe, das sich die Zudringlichkeiten des Besoffenen gefallen ließ,
weil es Geld verdienen mußte. Für diese Kinder ist die Straße von allen
schlechten Orten immer noch der sicherste.
Angriffe auf die eigene Person folgten Jankowskis Engagement für
die Straßenkinder. Sein Auto wurde zerstört, eine Brandbombe ins
S.C.H. I.RM.-Haus geschmissen, Anzeigen wegen Kindesentzug oder
gar Kindesmißbrauch brachten ihn vor Gericht. Er sagt, er sei zufrie-
den, als Geschäftsführer nicht mehr ausschließlich mit Kindern zu arbei-
ten. Man laufe Gefahr, nicht mehr abschalten zu können.
Während Jankowski in seinem Büro Torsten Laut empfängt, der in
Halle ein Übernachtungshaus des Internationalen Bundes, eines freien
Trägers der Jugendarbeit, leitet, wischt die Kreativgestalterin Ursula We-
ge unten den Mittagstisch ab. Lisa und Bianca sind die letzten, die kurz
vor halb drei gehen. Sie brauchen jetzt wirklich dringend etwas zu rau-
chen. Vielleicht fahren sie bald in ihre Heimatstadt zurück, denn so toll
war die Nacht bei Freunden nicht. Es gab keine Nacht ohne Prügelei, die
Tür wurde eingetreten, einer sprach die ganze Nacht vor sich hin. Aber
zu Hause, sagt Lisa, gebe es zu viele Regeln: um acht abends da sein, das
Zimmer sauber machen, Mittag essen. Auch von der Schule sei sie geflo-
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gen, aber die achte Klasse, die macht sie nach. Bis zum Herbst muß sie
einfach wieder Lust haben. Schließlich will sie ja einen Beruf lernen.
Irgendetwas, nur nicht putzen. Und dann eine Familie gründen. «Bei
mir», sagt Lisa, «könnte das Kind auch machen, was ich nicht unbedingt
will. Ich weiß, wie es ist, wenn man das nie darf.»
Silwia Ottow
Aufgaben zum Text 1
1. Prägen Sie sich folgende Vokabeln ein:
• ausbrechen, -a, -o (aus Dat.)
• den Kontakt zu den Eltern verlieren
• (keine) Anweisungen geben
• der Drogenabhängige, -n, -n
• ausreißen, -i, -i
• der Ausreißer
• beschimpfen (A.)
• Schläge abbekommen
• j – m etw. verweigern
• rausschmeißen umg.
• schnorren
2. Erläutern Sie die Begriffe:
• Straßenkinder
• der/die Drogenabhängige
• der/die Sozialwaise
• Das Straßenkinder – Projekt
3. Setzen Sie passende Vokabeln aus dem aktiven Wortschatz ein.
• Manchmal ...... die Eltern ihren Kindern das, woran sie hängen.
• Wenn sie den Kontakt zu den Eltern ......, dann reißen sie aus.
• Die Jugendlichen wollen nicht ....... werden.
• Sie wollen ...... auf Schritt und Tritt hören.
• Es ist unerträglich, von den Eltern Schläge ....... .
firma, sagt sie, und wenn sie gestreßt gewesen sei, hätte sie sich in gen, aber die achte Klasse, die macht sie nach. Bis zum Herbst muß sie ihrem Zimmer betrunken. Dann bekam Lisa alles ab: Schläge, Be- einfach wieder Lust haben. Schließlich will sie ja einen Beruf lernen. schimpfungen, Rausschmiß. Du zerstörst mein Leben, hätte die Mutter Irgendetwas, nur nicht putzen. Und dann eine Familie gründen. «Bei geschrien. Lisa hält beide Hände vorm Gesicht und schüttelt sich. Man mir», sagt Lisa, «könnte das Kind auch machen, was ich nicht unbedingt weiß nicht recht, ob sie damit die Bewegungen der Mutter illustriert will. Ich weiß, wie es ist, wenn man das nie darf.» oder ob es eigene Verzweiflung ist. Bianca weiß sofort, was Lisas Mut- Silwia Ottow ter treibt: «Die ist hilflos». Viele Eltern seien hilflos, meint Frank Jankowski: sie vermögen ihre Probleme nicht zu lösen und erst recht nicht die ihrer Kinder. Aufgaben zum Text 1 Doch kaputte Kinder kämen nicht nur aus zerrütelten Elternhäusern. Auch Zeitmangel oder Überbehütung seien Ursachen für das Ausbre- 1. Prägen Sie sich folgende Vokabeln ein: chen, das gesellschaftliche Umfeld spiele eine Rolle. In der Fachlite- • ausbrechen, -a, -o (aus Dat.) ratur spricht man vom deutschen Problem der Sozialwaisen: der Kin- • den Kontakt zu den Eltern verlieren der, die aus verschiedenen Gründen den Kontakt zu ihren Eltern verlo- • (keine) Anweisungen geben ren. Der Chef, wie ihn manche seiner Kids nennen, hat in den vergange- • der Drogenabhängige, -n, -n nen Jahren Unglaubliches erlebt: Den kleinen Jungen, der im Schlaf- • ausreißen, -i, -i zimmer seiner Eltern Freier empfangen mußte, das kleilne Mädchen in • der Ausreißer der Kneipe, das sich die Zudringlichkeiten des Besoffenen gefallen ließ, • beschimpfen (A.) weil es Geld verdienen mußte. Für diese Kinder ist die Straße von allen • Schläge abbekommen schlechten Orten immer noch der sicherste. Angriffe auf die eigene Person folgten Jankowskis Engagement für • j – m etw. verweigern die Straßenkinder. Sein Auto wurde zerstört, eine Brandbombe ins • rausschmeißen umg. S.C.H. I.RM.-Haus geschmissen, Anzeigen wegen Kindesentzug oder • schnorren gar Kindesmißbrauch brachten ihn vor Gericht. Er sagt, er sei zufrie- 2. Erläutern Sie die Begriffe: den, als Geschäftsführer nicht mehr ausschließlich mit Kindern zu arbei- ten. Man laufe Gefahr, nicht mehr abschalten zu können. • Straßenkinder Während Jankowski in seinem Büro Torsten Laut empfängt, der in • der/die Drogenabhängige Halle ein Übernachtungshaus des Internationalen Bundes, eines freien • der/die Sozialwaise Trägers der Jugendarbeit, leitet, wischt die Kreativgestalterin Ursula We- • Das Straßenkinder – Projekt ge unten den Mittagstisch ab. Lisa und Bianca sind die letzten, die kurz vor halb drei gehen. Sie brauchen jetzt wirklich dringend etwas zu rau- 3. Setzen Sie passende Vokabeln aus dem aktiven Wortschatz ein. chen. Vielleicht fahren sie bald in ihre Heimatstadt zurück, denn so toll • Manchmal ...... die Eltern ihren Kindern das, woran sie hängen. war die Nacht bei Freunden nicht. Es gab keine Nacht ohne Prügelei, die • Wenn sie den Kontakt zu den Eltern ......, dann reißen sie aus. Tür wurde eingetreten, einer sprach die ganze Nacht vor sich hin. Aber • Die Jugendlichen wollen nicht ....... werden. zu Hause, sagt Lisa, gebe es zu viele Regeln: um acht abends da sein, das • Sie wollen ...... auf Schritt und Tritt hören. Zimmer sauber machen, Mittag essen. Auch von der Schule sei sie geflo- • Es ist unerträglich, von den Eltern Schläge ....... . 5 6