Германия: дети в семье и на улице (по материалам современной немецкой прессы). Коноваленко И.В - 5 стр.

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Aber dann kam der Brief. Samantha sei nicht mehr tragbar, hieß es
darin. Sie sei widerspenstig und schwänze den Unterricht. Sie lehne jede
Hilfe ab, und nun müsse sie die Schule verlassen.
Auf einmal ahnte David Forward, dass da mehr gewesen sein
musste als nur der Spaghetti-Vorfall. Gut, ein paar Mal hatte die Schule
bei ihm angerufen: Wo denn seine Tochter sei? Er hatte es nie
beantworten können. Und wenn er sie später danach fragte, dann sagte
sie, sie habe gerade keine Zeit und würde alles später erklären. David
Forward merkte plötzlich, dass er von ihrem Leben sehr wenig
mitbekam.
Und wenn er ehrlich war: Von Tom, seinem Sohn, wusste er
eigentlich auch kaum etwas. Ob wenigstens er regelmäßig zur Schule
ging? Forward hätte es nicht sagen können. Er ahnte jetzt, dass er kein
guter Vater war.
Wer Toms Freunde waren, wo er nachmittags herumhing - David
Forward wusste es nicht. Ab und zu klingelte die Polizei an der Tür und
fragte nach Tom: Betrunkene Jugendliche hätten in der Stadt
herumgepöbelt, und einer davon könnte Tom gewesen sein.
Es war nichts, Daddy, wirklich nicht», sagte Tom dann.
«Sei ehrlich.»
«Natürlich, Daddy.»
«Natürlich, Daddy», sagte Tom auch, wenn der Vater vor dem
Alkohol warnte, vor Drogen oder davor, Autos zu knacken. Ein paar von
Toms Freunden sollen das schon gemacht haben.
«Meine Kinder haben mir nicht mehr zugehört», sagt David
Forward heute. «Ich habe ins Leere gepredigt.»
Jetzt, im Nachhinein, fällt es ihm auf: Samanthas und Toms
merkwürdige Freunde, die immer nur an der Tür klopften, nie
hereinkamen und mit denen die Geschwister dann verschwanden.
Angekokeltes Stanniolpapier und Rasierklingen im Kinderzimmer - woll-
te er über Drogen reden, ließen die Kinder ihn stehen.
«Ich war absolut hilflos», sagt David.
Und wütend. In Malmesbury gibt es nichts, was Jugendliche
interessiert und wenig Geld kostet, nicht mal ein Kino. Das Beste an
Malmesbury ist der Bus nach Swindon.
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David betreut eine kleine Internet-Seite: Historische Fotos aus
Malmesbury, die Ankündigung von Klassentreffen, lokale Neuigkeiten.
Und eine Rubrik für die Jugend. Er weiß, dass Tom und Samantha
regelmäßig die Jugendseiten ansteuern.
Dort berichtet David Anfang dieses Jahres über einen Prozess
gegen einen 19-jährigen Dealer. Und ganz nebenbei erwähnt er, wer alles
zum Freundeskreis des Dealers gehört, wer in geklauten Autos
herumfährt und wer an den Besäufnissen teilnimmt: Tom und Samantha,
seine Kinder. David stellt zwei Fotos auf die Seite. Und so erfährt die
Stadt und die halbe Welt, was für missratene Kinder David Forward hat.
«Nimm das weg», sagt Tom, als er mit Samantha nach Hauss
kommt. „Warum tust du mir das an?
Und dann reden sie, das erste Mal seit langem. David erzählt
seinen Kindern, dass er Angst um sie hat. Er fürchtet, sie könnten
betrunken oder im Drogenrausch einen Unfall bauen, jemanden töten
oder selbst umkommen. Die Kinder hören zu, endlich einmal.
Er habe viel erreicht, findet David jetzt. Die Internet-Seite ist
gelöscht, nun macht David im Netz Reklame für «ChildSmile», einen
Verein, der Kindern wie Tom und Samantha hilft.
Tom bekommt von ChildSmile einen Angelkurs bezahlt. Samantha
lernt Klarinette. Sie hofft, dass ChildSmile auch eine neue Schule für sie
findet.
Ansbert Kneip
Aufgaben zum Text 2
1. Finden Sie die richtigen Äguivalente:
опозорить кого-либо Autos knacken
лишать родительских прав im Drogenrausch sein
получать социальную помощь den Unterricht schwänzen
взламывать машины jemanden anprangern
прогуливать занятия Sozialhilfe empfangen
воровать klauen
       Aber dann kam der Brief. Samantha sei nicht mehr tragbar, hieß es          David betreut eine kleine Internet-Seite: Historische Fotos aus
darin. Sie sei widerspenstig und schwänze den Unterricht. Sie lehne jede   Malmesbury, die Ankündigung von Klassentreffen, lokale Neuigkeiten.
Hilfe ab, und nun müsse sie die Schule verlassen.                          Und eine Rubrik für die Jugend. Er weiß, dass Tom und Samantha
       Auf einmal ahnte David Forward, dass da mehr gewesen sein           regelmäßig die Jugendseiten ansteuern.
musste als nur der Spaghetti-Vorfall. Gut, ein paar Mal hatte die Schule          Dort berichtet David Anfang dieses Jahres über einen Prozess
bei ihm angerufen: Wo denn seine Tochter sei? Er hatte es nie              gegen einen 19-jährigen Dealer. Und ganz nebenbei erwähnt er, wer alles
beantworten können. Und wenn er sie später danach fragte, dann sagte       zum Freundeskreis des Dealers gehört, wer in geklauten Autos
sie, sie habe gerade keine Zeit und würde alles später erklären. David     herumfährt und wer an den Besäufnissen teilnimmt: Tom und Samantha,
Forward merkte plötzlich, dass er von ihrem Leben sehr wenig               seine Kinder. David stellt zwei Fotos auf die Seite. Und so erfährt die
mitbekam.                                                                  Stadt und die halbe Welt, was für missratene Kinder David Forward hat.
       Und wenn er ehrlich war: Von Tom, seinem Sohn, wusste er                   «Nimm das weg», sagt Tom, als er mit Samantha nach Hauss
eigentlich auch kaum etwas. Ob wenigstens er regelmäßig zur Schule         kommt. „Warum tust du mir das an?
ging? Forward hätte es nicht sagen können. Er ahnte jetzt, dass er kein           Und dann reden sie, das erste Mal seit langem. David erzählt
guter Vater war.                                                           seinen Kindern, dass er Angst um sie hat. Er fürchtet, sie könnten
       Wer Toms Freunde waren, wo er nachmittags herumhing - David         betrunken oder im Drogenrausch einen Unfall bauen, jemanden töten
Forward wusste es nicht. Ab und zu klingelte die Polizei an der Tür und    oder selbst umkommen. Die Kinder hören zu, endlich einmal.
fragte nach Tom: Betrunkene Jugendliche hätten in der Stadt                       Er habe viel erreicht, findet David jetzt. Die Internet-Seite ist
herumgepöbelt, und einer davon könnte Tom gewesen sein.                    gelöscht, nun macht David im Netz Reklame für «ChildSmile», einen
       Es war nichts, Daddy, wirklich nicht», sagte Tom dann.              Verein, der Kindern wie Tom und Samantha hilft.
       «Sei ehrlich.»                                                             Tom bekommt von ChildSmile einen Angelkurs bezahlt. Samantha
       «Natürlich, Daddy.»                                                 lernt Klarinette. Sie hofft, dass ChildSmile auch eine neue Schule für sie
       «Natürlich, Daddy», sagte Tom auch, wenn der Vater vor dem          findet.
Alkohol warnte, vor Drogen oder davor, Autos zu knacken. Ein paar von                                                                 Ansbert Kneip
Toms Freunden sollen das schon gemacht haben.
       «Meine Kinder haben mir nicht mehr zugehört», sagt David
Forward heute. «Ich habe ins Leere gepredigt.»                                                     Aufgaben zum Text 2
       Jetzt, im Nachhinein, fällt es ihm auf: Samanthas und Toms
merkwürdige Freunde, die immer nur an der Tür klopften, nie                1. Finden Sie die richtigen Äguivalente:
hereinkamen und mit denen die Geschwister dann verschwanden.               опозорить кого-либо              Autos knacken
Angekokeltes Stanniolpapier und Rasierklingen im Kinderzimmer - woll-      лишать родительских прав         im Drogenrausch sein
te er über Drogen reden, ließen die Kinder ihn stehen.                     получать социальную помощь den Unterricht schwänzen
       «Ich war absolut hilflos», sagt David.                              взламывать машины                jemanden anprangern
       Und wütend. In Malmesbury gibt es nichts, was Jugendliche           прогуливать занятия              Sozialhilfe empfangen
interessiert und wenig Geld kostet, nicht mal ein Kino. Das Beste an       воровать                         klauen
Malmesbury ist der Bus nach Swindon.



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