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bespruch über die Schwaben im Fernsehen lautet: „Wir können alles
außer Hochdeutsch" {M'r kennet elles außer Hochdaitsch).
Die Menschen im Schwabenland sind sehr gemütlich. So sagen
sie z.B. „Häusle", „Mäusle", „jetztetle" usw. Als Deutschlehrerin muss
ich manche Leute korrigieren, wenn ich z.B. höre: „Mein Bruder ist
älter wie ich" oder „... sowohl wie auch ....". Viele Wörter der Hoch-
sprache musste mein Mann erst lernen, nachdem ich sie ihm im Wör-
terbuch als Beweismittel gezeigt hatte!
Dialekt wird nicht nur von den älte-
ren Leuten oder auf dem Lande gespro-
chen, wie ich früher gedacht habe. Sogar in
den Behörden bemühen sich die Mitarbei-
ter oft nicht Hochdeutsch zu sprechen. Der
Standesbeamte war zuerst nicht sicher, ob
ich alles bei der Trauung verstehe und
fragte an, ob ein Dolmetscher kommen
sollte. Da ich erst kurz in Deutschland leb-
te, war mir der Dialekt des Standesbeamten
nicht so vertraut. Trotzdem habe ich ver-
standen, dass es sich nicht um eine Touri-
stenregistrierung handelte!
Schwäbische Tugenden
Über die Schwaben sowie auch über die Sachsen oder andere
Volksgruppen macht man sich oft lustig. Den Schwaben sagt man nach,
dass sie geizig seien. Sie selber sehen sich nur als sparsame Leute.
Wenn ich mal in der Werbung nach günstigen Angeboten schaue, sagt
mir mein Mann oft, dass man am meisten spart, wenn man gar nichts
kauft. In einem feinen Restaurant ist es doch bei uns üblich, dass man
etwas auf dem Teller übrig lässt. In einem schwäbischen dagegen wird
alles gegessen. Wenn die Portion einmal zu groß ist, verlangt der echte
Schwabe nach Folie, um die Reste einzupacken und mitzunehmen.
Deswegen sagt man hier: „Lieber sich den Bauch verrenken
1
, als dem
Gastwirt etwas schenken." Wie die Schwaben einander einladen, habe
ich dir schon mal geschrieben.
Auch heißt ihr Lebensmotto: „Schaffe
2
, spare, Häusle baue –
Hund verkaufe, selber belle!"
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Irina, ich will dir trotzdem Mut machen, weiter Hochdeutsch zu
studieren. Dann wirst du in Deutschland bestimmt auch oft hören: „Oh,
du sprichst aber schön, wie Goethe!"
Alles Gute wünscht Dir Deine Elena
___________________
1
verrenken: etwas so bewegen oder drehen, dass es gedehnt und
verletzt wird verzerren
2
schaffen: (hier) arbeiten
EIN TERMIN BEIM ARZT
Liebe Irina,
vielen Dank für die Glückwünsche zur Geburt unserer zweiten
Tochter Tabea.
Uns geht es allen gut. Trotzdem ha-
ben wir für die nächste Woche wieder ei-
nige Arzttermine vereinbart. Ein Zahnarzt-
besuch sowie die Krebsvorsorge beim
Frauenarzt sind schon lange fällig. Außer-
dem muss Tabea zur nächsten Kontrollun-
tersuchung beim Kinderarzt.
Ja, nirgendwo sonst in Europa geht
man so oft zum Arzt wie in Deutschland.
Man hat festgestellt, dass die Deutschen
im Durchschnitt elf Mal im Jahr den Arzt
aufsuchen, die Franzosen hingegen nur
sechs Mal und die Schweden gar drei Mal. Obwohl die Deutschen nach
der letzten Gesundheitsreform 10 Euro Gebühr pro Quartal zahlen müs-
sen, wenn sie zum Arzt gehen, bleiben sie trotzdem „Europameister"
bei den Arztbesuchen.
Ärzte schütten Medikamente, von denen sie wenig wissen,
zur Heilung von Krankheiten, von denen sie weniger wissen,
in Menschen, von denen sie nichts wissen.
(Voltaire)
Wegen der Sorge um den Arbeitsplatz lassen sich die Deutschen
in letzter Zeit nicht mehr so oft krankschreiben
1
. Viele, die trotzdem zu
Hause bleiben, leiden oft an Rückenschmerzen. Diese sind für bis zu
25% der Krankschreibungen verantwortlich.
bespruch über die Schwaben im Fernsehen lautet: „Wir können alles Irina, ich will dir trotzdem Mut machen, weiter Hochdeutsch zu außer Hochdeutsch" {M'r kennet elles außer Hochdaitsch). studieren. Dann wirst du in Deutschland bestimmt auch oft hören: „Oh, Die Menschen im Schwabenland sind sehr gemütlich. So sagen du sprichst aber schön, wie Goethe!" sie z.B. „Häusle", „Mäusle", „jetztetle" usw. Als Deutschlehrerin muss Alles Gute wünscht Dir Deine Elena ich manche Leute korrigieren, wenn ich z.B. höre: „Mein Bruder ist ___________________ 1 älter wie ich" oder „... sowohl wie auch ....". Viele Wörter der Hoch- verrenken: etwas so bewegen oder drehen, dass es gedehnt und sprache musste mein Mann erst lernen, nachdem ich sie ihm im Wör- verletzt wird verzerren 2 schaffen: (hier) arbeiten terbuch als Beweismittel gezeigt hatte! Dialekt wird nicht nur von den älte- EIN TERMIN BEIM ARZT ren Leuten oder auf dem Lande gespro- chen, wie ich früher gedacht habe. Sogar in Liebe Irina, den Behörden bemühen sich die Mitarbei- vielen Dank für die Glückwünsche zur Geburt unserer zweiten ter oft nicht Hochdeutsch zu sprechen. Der Tochter Tabea. Standesbeamte war zuerst nicht sicher, ob Uns geht es allen gut. Trotzdem ha- ich alles bei der Trauung verstehe und ben wir für die nächste Woche wieder ei- fragte an, ob ein Dolmetscher kommen nige Arzttermine vereinbart. Ein Zahnarzt- sollte. Da ich erst kurz in Deutschland leb- besuch sowie die Krebsvorsorge beim te, war mir der Dialekt des Standesbeamten Frauenarzt sind schon lange fällig. Außer- nicht so vertraut. Trotzdem habe ich ver- dem muss Tabea zur nächsten Kontrollun- standen, dass es sich nicht um eine Touri- tersuchung beim Kinderarzt. stenregistrierung handelte! Ja, nirgendwo sonst in Europa geht man so oft zum Arzt wie in Deutschland. Schwäbische Tugenden Man hat festgestellt, dass die Deutschen Über die Schwaben sowie auch über die Sachsen oder andere im Durchschnitt elf Mal im Jahr den Arzt Volksgruppen macht man sich oft lustig. Den Schwaben sagt man nach, aufsuchen, die Franzosen hingegen nur dass sie geizig seien. Sie selber sehen sich nur als sparsame Leute. sechs Mal und die Schweden gar drei Mal. Obwohl die Deutschen nach Wenn ich mal in der Werbung nach günstigen Angeboten schaue, sagt der letzten Gesundheitsreform 10 Euro Gebühr pro Quartal zahlen müs- mir mein Mann oft, dass man am meisten spart, wenn man gar nichts sen, wenn sie zum Arzt gehen, bleiben sie trotzdem „Europameister" kauft. In einem feinen Restaurant ist es doch bei uns üblich, dass man bei den Arztbesuchen. etwas auf dem Teller übrig lässt. In einem schwäbischen dagegen wird Ärzte schütten Medikamente, von denen sie wenig wissen, alles gegessen. Wenn die Portion einmal zu groß ist, verlangt der echte zur Heilung von Krankheiten, von denen sie weniger wissen, Schwabe nach Folie, um die Reste einzupacken und mitzunehmen. in Menschen, von denen sie nichts wissen. Deswegen sagt man hier: „Lieber sich den Bauch verrenken1, als dem (Voltaire) Gastwirt etwas schenken." Wie die Schwaben einander einladen, habe Wegen der Sorge um den Arbeitsplatz lassen sich die Deutschen ich dir schon mal geschrieben. in letzter Zeit nicht mehr so oft krankschreiben1. Viele, die trotzdem zu Auch heißt ihr Lebensmotto: „Schaffe2, spare, Häusle baue – Hause bleiben, leiden oft an Rückenschmerzen. Diese sind für bis zu Hund verkaufe, selber belle!" 25% der Krankschreibungen verantwortlich. 63 64
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