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woran sie dachte. Nie habe ich einen Mann wieder so weinen sehen wie jenen jungen
Kolcher, der Lyssa liebte und dem sie zugetan war, den sie aber zurückließ, um mir auf
die »Argo« und auf eine ungewisse Reise zu folgen. Arinna, ihre Tochter, hat sie
unterwegs zur Welt gebracht, es gab danach keinen Mann in Lyssas Leben, und ich
konnte nun nicht mehr umhin, mich nach dem Preis zu fragen, den Lyssa, den die
anderen Kolcher, den wir alle dafür gezahlt haben, dass ich in Kolchis nicht mehr leben
wollte und dass sie, geblendet durch den Ruf, den ich unter ihnen genoss, mir gefolgt
sind. So muss ich es heute sehen.
Jason? Ach Jason. Ich ließ sie bei ihrer Meinung, er sei der Mann, dem ich bis ans
Ende der Welt folgen würde, und kann ihnen nicht verübeln, dass sie unsere Trennung
als schwere persönliche Kränkung nehmen. Schlimmer: als Beweis der Vergeblichkeit
unserer Flucht. Während ich, so dachte ich auf Lyssas Lager, diesen Beweis heute mit
meinen Händen abgetastet hatte, ein kindliches Skelett, vor aller Welt verborgen in
einer Höhle. Da legte Lyssa ihre Hand in meinen Nacken. Die Gesten gibt es noch, sie
bedeuten nicht mehr dasselbe. Wir können uns begütigen. Gut machen können wir
nichts. Darauf ist es nicht angelegt, Mutter, ich beginne zu verstehen.
Was wollte ich gut machen, oder wiedergutmachen, als ich mir keinen anderen Rat
mehr wusste, als mit Jason zu gehen. Als ich zuerst dir, Mutter, dann Lyssa anvertraute,
was ich vorhatte, ihr beide mich stumm anhörtet, nach meinen Gründen nicht fragtet,
Lyssa schließlich erklärte, sie käme mit mir. Jahre später erst habe ich von ihr wissen
wollen, was in jenen Tagen und Nächten in Kolchis passierte, denn Lyssa ist es
gewesen, die im geheimen jenen kleinen Trupp von Kolchern sammelte, der sich uns
anschließen wollte. Sie durfte sich in keinem irren, auf jeden musste Verlaß sein, ein
unbedachtes oder verräterisches Wort über unseren Plan hätte zur Katastrophe geführt.
Sie kannte unsere Landsleute genau, hatte sie lange beobachtet und wusste, wer die
Verhältnisse ebenso unerträglich fand wie ich. Sie gingen nicht meinetwegen, nicht nur
meinetwegen, das hat Lyssa mir oft versichert, als meine Kolcher, enttäuscht von den
Ländern, in die ich sie, selbst getrieben, geführt hatte, anfingen, mir die Schuld am
Verlust der Heimat zu geben, die ihnen nachträglich in ungetrübtem Glanz erstrahlt.
Wie ich sie verstehe. Wie wütend ich oft auf sie bin.
Schon über die Umstände unserer Abfahrt aus Kolchis kamen bald
unterschiedliche, sogar gegensätzliche Geschichten in Umlauf. Sicher ist, dass ich an
Lyssas Lager trat, sie wachrüttelte: Komm, Lyssa, kommst du?, dass Lyssa aufstand,
nach dem Bündel griff, das fertig geschnürt war, und mit mir aus dem Palast und
hinunter zum Ufer schlich, wo bei ruhiger See, in fast vollständiger Finsternis, die
»Argo« und die beiden anderen Schiffe lagen, die zur kolchischen Flotte gehörten, die
Fluchtschiffe, zu denen die Frauen und Kinder, die mit uns kamen, durch das flache
Wasser von den Männern getragen wurden. Schon auf der Überfahrt fingen einige der
Männer an, die Höhe des Wassers zu übertreiben, überhaupt von einer höchst
gefährlichen Abfahrt zu reden, von Dünung und unruhiger See, von ihrer Besonnenheit
und ihrer Kühnheit, denen es zu verdanken war, dass alle Frauen und Kinder heil an
Bord gekommen seien. Ihre Legenden
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