Лексикология немецкого языка. Солодилова И.А. - 106 стр.

UptoLike

Составители: 

106
Verhältnisse auf den Menschen übertragen wurde.
Folgende Beispiele zeugen von der Tendenz, dass Tierkörperteilnamen zu
Men-schenkörperteilnamen werden:
- Schwanz (belegt seit dem 13. Jh. swanz), ursprünglich >der (Hin-und-her-
)Be-wegliche, der Schwankende< bezeichnete anfangs nur den Tierkörperteil und
ging spätmhd. in die Bedeutung >Penis< über.
- Das Wort Lunge, aus idg. *lngh- (>leicht in Bewegung und Gewicht< >
germ. >die Leichte, die als Organ von Schlachttieren nach dem Schlachten im Wasser
oben schwimmt<), basiert auf einem äußeren Merkmal, das zuerst bei Tieren
festgestellt wurde. Ein analoger Vorgang ist ebenso in den Bezeichnungen für
>Lunge< in den klassischen (lat. pulniö, griech. pleümön < idg. *pleu-
>schwemmen<) und in den romanischen Sprachen anzutreffen. Hierzu Zauner (1903,
S. 491):
»Da die menschliche Lunge dem Volke naturgemäß selten zu Gesichte kommt,
so sind alle neuen Namen ursprünglich auf die tierische Lunge angewandt worden:
daß die Lunge der Schlachttiere in erster Linie gemeint war, ist von vornherein
anzunehmen.«
Die bei Tierlungen beobachtete Eigenschaft >leicht< inspirierte in einigen
romanischen Gebieten alternative Benennungen für >Lunge<, die vom
standardsprachlichen pulmö abweichen. Der lat. Terminus leve (>leicht<) für
>Menschenlunge< ist unter regionaler Formvariation in Südfrankreich, Katalonien,
Spanien, Portugal, Oberitalien, Rätien und Sardinien weit verbreitet.
Ein besonders produktives Bild bei den Körperteilbezeichnungen seit ältester
Zeit ist sowohl als Bildgeber wie auch als Bildempfänger das des Rades. Als
Bildgeber haben verschiedene Teile des Rades oder das Rad selbst einige
Knochennamen ver-anlasst:
- Speiche: die Übertragung von Speiche (>von der Nabe zur Felge reichende
Strebe im Rad<) auf den vorderen Unterarmknochen erfolgt im 18. Jh. nach
lateinischem Vorbild (vgl. radius >Radspeiche, Armspeiche<). Es handelt sich
demzufolge um eine Lehnbedeutung.
- Kniescheibe (>scheibenartiger Knochen an der Vorderseite des
Kniegelenks<), ahd. kniosklba (zu ahd. sklba >Scheibe, Rolle, Walze<, mhd. schlbe
>Kugel, Kreis, Rad, Walze<). Hier scheint kein klares Entlehnungsverhältnis mit lat.
patella >Schale, Opferschale< (Diminutivform zu patera >flache Schale<; pateö
>offen stehen<) vorzuliegen, wenngleich das zugrunde liegende Bild ähnlich ist (vgl.
die spanische Bezeichnung für >Kniescheibe< rötula mit der ursprünglichen
Bedeutung >kleines Rad, kleine rollende Scheibe<).
Durch einen umgekehrten Prozeß haben Körperteilbezeichnungen
Radteilnamen veranlasst:
- Nabe aus idg. *näbh- mit der Grundbedeutung >Nabel< wurde noch in idg.
Zeit auf >Radnabe< übertragen. Nabel (ahd. nabulo) beruht also auf idg. *nabh- und
einem /-inhaltigen Suffix.
- Achse aus idg. *aks-, (< *ags- > Achsel, Drehpunkt der beweglichen Arme<)
wurde noch in idg. Zeit auf >Drehpunkt der Räder< übertragen. Achsel (ahd. ahsla)
beruht also auf idg. *aks- und einem /-inhaltigen Suffix.
Verhältnisse auf den Menschen übertragen wurde.
       Folgende Beispiele zeugen von der Tendenz, dass Tierkörperteilnamen zu
Men-schenkörperteilnamen werden:
       - Schwanz (belegt seit dem 13. Jh. swanz), ursprünglich >der (Hin-und-her-
)Be-wegliche, der Schwankende< bezeichnete anfangs nur den Tierkörperteil und
ging spätmhd. in die Bedeutung >Penis< über.
       - Das Wort Lunge, aus idg. *lngh- (>leicht in Bewegung und Gewicht< >
germ. >die Leichte, die als Organ von Schlachttieren nach dem Schlachten im Wasser
oben schwimmt<), basiert auf einem äußeren Merkmal, das zuerst bei Tieren
festgestellt wurde. Ein analoger Vorgang ist ebenso in den Bezeichnungen für
>Lunge< in den klassischen (lat. pulniö, griech. pleümön < idg. *pleu-
>schwemmen<) und in den romanischen Sprachen anzutreffen. Hierzu Zauner (1903,
S. 491):
       »Da die menschliche Lunge dem Volke naturgemäß selten zu Gesichte kommt,
so sind alle neuen Namen ursprünglich auf die tierische Lunge angewandt worden:
daß die Lunge der Schlachttiere in erster Linie gemeint war, ist von vornherein
anzunehmen.«
       Die bei Tierlungen beobachtete Eigenschaft >leicht< inspirierte in einigen
romanischen Gebieten alternative Benennungen für >Lunge<, die vom
standardsprachlichen pulmö abweichen. Der lat. Terminus leve (>leicht<) für
>Menschenlunge< ist unter regionaler Formvariation in Südfrankreich, Katalonien,
Spanien, Portugal, Oberitalien, Rätien und Sardinien weit verbreitet.
       Ein besonders produktives Bild bei den Körperteilbezeichnungen seit ältester
Zeit ist sowohl als Bildgeber wie auch als Bildempfänger das des Rades. Als
Bildgeber haben verschiedene Teile des Rades oder das Rad selbst einige
Knochennamen ver-anlasst:
       - Speiche: die Übertragung von Speiche (>von der Nabe zur Felge reichende
Strebe im Rad<) auf den vorderen Unterarmknochen erfolgt im 18. Jh. nach
lateinischem Vorbild (vgl. radius >Radspeiche, Armspeiche<). Es handelt sich
demzufolge um eine Lehnbedeutung.
       -     Kniescheibe (>scheibenartiger Knochen an der Vorderseite des
Kniegelenks<), ahd. kniosklba (zu ahd. sklba >Scheibe, Rolle, Walze<, mhd. schlbe
>Kugel, Kreis, Rad, Walze<). Hier scheint kein klares Entlehnungsverhältnis mit lat.
patella >Schale, Opferschale< (Diminutivform zu patera >flache Schale<; pateö
>offen stehen<) vorzuliegen, wenngleich das zugrunde liegende Bild ähnlich ist (vgl.
die spanische Bezeichnung für >Kniescheibe< rötula mit der ursprünglichen
Bedeutung >kleines Rad, kleine rollende Scheibe<).
       Durch einen umgekehrten Prozeß haben Körperteilbezeichnungen
Radteilnamen veranlasst:
       - Nabe aus idg. *näbh- mit der Grundbedeutung >Nabel< wurde noch in idg.
Zeit auf >Radnabe< übertragen. Nabel (ahd. nabulo) beruht also auf idg. *nabh- und
einem /-inhaltigen Suffix.
       - Achse aus idg. *aks-, (< *ags- > Achsel, Drehpunkt der beweglichen Arme<)
wurde noch in idg. Zeit auf >Drehpunkt der Räder< übertragen. Achsel (ahd. ahsla)
beruht also auf idg. *aks- und einem /-inhaltigen Suffix.

                                                                                106