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Zwischen Nabel/Nabe und Achsel/Achse besteht eine parallele
morphosemantische Beziehung.
11.3 Entlehnung als Bildungsmittel von Körperteilbezeichnungen
Was die Neuschaffung von spezifischen Fachkörperteilbezeichnungen (z.B.
Knochen-, Muskel- und Arteriennamen) anbelangt, verfügt die deutsche Sprache
nach wie vor über die Möglichkeit der Entlehnung von griechischen und lateinischen
Fachtermini. Diese sind ihrerseits im Laufe der medizinischen Forschung größtenteils
sekundär und bildlich in Anlehnung an Bezeichnungen von außersprachlichen
Alltagsobjekten gebildet worden. Das Deutsche hat diese Bezeichnungen zumeist als
Lehnübersetzungen und -Übertragungen übernommen. Bei moderneren
Bezeichnungen liegen manchmal Fremdwörter vor, z.B. Meniskus.
Knochennamen spiegeln Lehnbeziehungen zwischen den klassischen Sprachen
und dem Deutschen vorbildlich wider.
Folgende Lehnübersetzungen aus dem Lateinischen entstanden aus einer
Metapher, die auf der Formähnlichkeit des jeweiligen Knochens mit einem Objekt
beruht:
- Kühnbein (lat. os naviculare zu lat. navicula, Diminutivform zu navis
>Schiff<);
- Keilhein (lat. os euneiforme zu lat. aineus >Keil< und lat. forma >Form<);
- Würfelbein (lat. os cuboideum zu lat. cubus und griech. eides >ähnlich<);
- Jochbein (lat. os zygomaticum, zu griech. zygön >Joch<);
- Schlüsselbein ist eine Lehnübersetzung aus lat. clävlcula (>kleiner Schlüssele
Diminutivform zu clävis), das auf griech. klels zurückgeht, »da griechische Ärzte die
Bezeichnung für einen S-förmigen Schlüssel zum Öffnen von Schlössern mit
Fallriegeln auf die Form des Knochens» übertrugen (Pfeifer, 1995, S. 1218).
- Schulterblatt (>blattartiger Rückenknochen<; ahd. scultira). Die mhd.
Zusammenbildung schulterblat entspricht nicht lat. scapula, sondern griech. ömopläte
(zu ömos >Schulter< und pläte >Ruderblatt<).
Nicht allen Knochennamen liegen fremde Vorbilder zugrunde. Schienbein
(ahd. skina >Schienbein<, mhd. schin[e] >Schienbein<, >Röhre<, >Streifen<), aus
germ. *skinö (>schmales Stück Holz, Span, schmaler, spanähnlicher Knochens zu
idg. *skei-(>schneiden, trennen, scheiden<) ist eine autochthone Bildung.
Schienbein zeigt eine Kreisbewegung in seinem Bedeutungswandel, denn
>Leiste aus Holz< ist die Ausgangsbedeutung und eines der jetzigen Sememe von
Schiene: germ. *sklnö >schmales Stück Holz< > >Knochen< (wegen seiner schmalen
Form) -> ahd. >Knochen< -> mhd. >Knochen< > >Röhre, Streifen< (wegen seiner
knochenähnlichen Form) ~* nhd. Schiene >Leiste aus Metall, Holz<, >Stahlleiste als
Fahrspun.
Manchmal wurden in der Medizingeschichte Fachtermini untreffend übersetzt,
da die Heilkundigen nicht immer über eine optimale klassische Sprachbildung
verfügten. So wurde der lateinisierte Hellenismus pericardium >Herzbeutel<
(buchstäblich >um das Herz<) falsch als precordium (>vor dem Herz<) aufgefasst,
was die irrtümliche Lehnbildung vorhertz hervorbrachte (vgl. Habermann, 1996, S.
Zwischen Nabel/Nabe und Achsel/Achse besteht eine parallele morphosemantische Beziehung. 11.3 Entlehnung als Bildungsmittel von Körperteilbezeichnungen Was die Neuschaffung von spezifischen Fachkörperteilbezeichnungen (z.B. Knochen-, Muskel- und Arteriennamen) anbelangt, verfügt die deutsche Sprache nach wie vor über die Möglichkeit der Entlehnung von griechischen und lateinischen Fachtermini. Diese sind ihrerseits im Laufe der medizinischen Forschung größtenteils sekundär und bildlich in Anlehnung an Bezeichnungen von außersprachlichen Alltagsobjekten gebildet worden. Das Deutsche hat diese Bezeichnungen zumeist als Lehnübersetzungen und -Übertragungen übernommen. Bei moderneren Bezeichnungen liegen manchmal Fremdwörter vor, z.B. Meniskus. Knochennamen spiegeln Lehnbeziehungen zwischen den klassischen Sprachen und dem Deutschen vorbildlich wider. Folgende Lehnübersetzungen aus dem Lateinischen entstanden aus einer Metapher, die auf der Formähnlichkeit des jeweiligen Knochens mit einem Objekt beruht: - Kühnbein (lat. os naviculare zu lat. navicula, Diminutivform zu navis >Schiff<); - Keilhein (lat. os euneiforme zu lat. aineus >Keil< und lat. forma >Form<); - Würfelbein (lat. os cuboideum zu lat. cubus und griech. eides >ähnlich<); - Jochbein (lat. os zygomaticum, zu griech. zygön >Joch<); - Schlüsselbein ist eine Lehnübersetzung aus lat. clävlcula (>kleiner Schlüssele Diminutivform zu clävis), das auf griech. klels zurückgeht, »da griechische Ärzte die Bezeichnung für einen S-förmigen Schlüssel zum Öffnen von Schlössern mit Fallriegeln auf die Form des Knochens» übertrugen (Pfeifer, 1995, S. 1218). - Schulterblatt (>blattartiger Rückenknochen<; ahd. scultira). Die mhd. Zusammenbildung schulterblat entspricht nicht lat. scapula, sondern griech. ömopläte (zu ömos >Schulter< und pläte >Ruderblatt<). Nicht allen Knochennamen liegen fremde Vorbilder zugrunde. Schienbein (ahd. skina >Schienbein<, mhd. schin[e] >Schienbein<, >Röhre<, >Streifen<), aus germ. *skinö (>schmales Stück Holz, Span, schmaler, spanähnlicher Knochens zu idg. *skei-(>schneiden, trennen, scheiden<) ist eine autochthone Bildung. Schienbein zeigt eine Kreisbewegung in seinem Bedeutungswandel, denn >Leiste aus Holz< ist die Ausgangsbedeutung und eines der jetzigen Sememe von Schiene: germ. *sklnö >schmales Stück Holz< > >Knochen< (wegen seiner schmalen Form) -> ahd. >Knochen< -> mhd. >Knochen< > >Röhre, Streifen< (wegen seiner knochenähnlichen Form) ~* nhd. Schiene >Leiste aus Metall, Holz<, >Stahlleiste als Fahrspun. Manchmal wurden in der Medizingeschichte Fachtermini untreffend übersetzt, da die Heilkundigen nicht immer über eine optimale klassische Sprachbildung verfügten. So wurde der lateinisierte Hellenismus pericardium >Herzbeutel< (buchstäblich >um das Herz<) falsch als precordium (>vor dem Herz<) aufgefasst, was die irrtümliche Lehnbildung vorhertz hervorbrachte (vgl. Habermann, 1996, S. 107
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