Лексикология немецкого языка. Солодилова И.А. - 85 стр.

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Je mehr die schöne Braut solche Gesinnungen bei sich ganz heimlich nährte, je
weniger nur irgendjemand dasjenige auszusprechen im Fall war. was zugunsten des
Bräutigams gellen konnte (...). desto mehr begünstigte das1 schöne Her/ seine
Einseitigkeit (...) (Goethe, Wahlverwandtschaften. 206)
Das DW gibt unter im fall sein bzw. sich in dem fall finden die französischen
Paraphrasen 'etre datis le cas' bzw. 'so trouver dans lejcas'1s und zahlreiche Belege
von Wicland. Goethe, Schiller und anderen zeitgenössischen Autoren. Adelung
verzeichnet unter Fall in der Bedeutung von lat. casus, ohne nähere Erläuterung, nur
den Beispielsatz Ich befand mich in dein Falle derjenigen, die sich auf etwas
besinnen wollen, ähnlich Campe: sich in'eincm gewissen Falle befinden.
(e) etw. ins Feine bringen
Überhaupt muß man so wenig als möglich die Leute in Verlegenheit setzen,
vielmehr sich bcmülin, wenn auch jemand im Begriff ist, eine Unvorsichtigkeit zu
be-gehn (...) oder sonst beschämt zu werden, ihm diese Verlegenheit zu ersparen oder
die Sache auf irgendeine Weise wieder ins Feine zu hringeii. (Knigge. 57)
Adelung zu „fein":
2) Figürlich (a) (...) Eine Sache wieder in das Feine bringen, figürlich sie
wieder in Ordnung bringen, wofür man auch sagt, sie in das Reine bringen. |Man
beachte, daß Adelung den Ausdruck, im Gegcnsatzi zu Knigge. ohne Verschmelzung
von Präposition und Artikel formuliert. Das Nebeneinander der Varianten in das
Feine und ins Feine deutet auf einen noch relativ schwachen Grad der
Phraseologisieiung hin.]
Heute gibt es keinen entsprechenden Phraseologismus mh fein, wohl aber den
fast gleichklingenden und wohl weitgehend synonymen Ausdruck etw. ins Reine
bringen 'etw. klären, in Ordnung bringen', sowie weitere semantisch ähnliche
Ausdrücke mit dem Verb bringen, wie in Ordnung bringen usw., so daß man die
Bedeutung im Kontext wohl erraten wird.
(f) im Zuge sein
Nun laßt mich denn, weil ihr doch einmal im Zuge seid, ein paar solche Fälle
wissen. (Goethe, Wahlverwandtschaften, 36)
Bei Adelung findet sich kein einschlägiger Eintrag. Campe hat unter „Zug" den
Eintrag:
(2) Von ziehen als Thatwörte, die Handlung da man ziehet; ohne Mehrzahl.
(...) Im Zuge sein, eigentlich im Zuge, im Ziehen begriffen sein, und uneigentlich mit
etwas bei gutem Fortgange beschäftigt sein. (Markiert nach Campes sehr
differenzierter pragmatisch-stilistischer Klassifikation: „Niedrige,Aber deswegen
noch nicht verwerfliche Wörter, weil sie in der geringern (...) Schreibart, und in der
Umgangssprache brauchbar".)
Heute kennen wir den präpositionalen Phraseologismus im Zuge 'im Verlauf,
ferner am Zug sein, das aber nicht bedeutet 'mit etwas beschäftigt sein', sondern das
konkret bedeutet "beim Spiel an der Reihe sein' und metaphorisch auch auf andere
Handlungszusammenhänge angewendet werden kann.
Das heutige Sprachwissen führt bei der Lektüre der Stelle also möglicherweise
in die Irre, so daß wir hier den Fall der „falschen Freunde" vor uns haben
(Ausdrücke, die formal ähnlich sind, aber unterschiedliche Bedeutung haben).
        Je mehr die schöne Braut solche Gesinnungen bei sich ganz heimlich nährte, je
weniger nur irgendjemand dasjenige auszusprechen im Fall war. was zugunsten des
Bräutigams gellen konnte (...). desto mehr begünstigte das1 schöne Her/ seine
Einseitigkeit (...) (Goethe, Wahlverwandtschaften. 206)
        Das DW gibt unter im fall sein bzw. sich in dem fall finden die französischen
Paraphrasen 'etre datis le cas' bzw. 'so trouver dans lejcas'1s und zahlreiche Belege
von Wicland. Goethe, Schiller und anderen zeitgenössischen Autoren. Adelung
verzeichnet unter Fall in der Bedeutung von lat. casus, ohne nähere Erläuterung, nur
den Beispielsatz Ich befand mich in dein Falle derjenigen, die sich auf etwas
besinnen wollen, ähnlich Campe: sich in'eincm gewissen Falle befinden.
        (e) etw. ins Feine bringen
        Überhaupt muß man so wenig als möglich die Leute in Verlegenheit setzen,
vielmehr sich bcmülin, wenn auch jemand im Begriff ist, eine Unvorsichtigkeit zu
be-gehn (...) oder sonst beschämt zu werden, ihm diese Verlegenheit zu ersparen oder
die Sache auf irgendeine Weise wieder ins Feine zu hringeii. (Knigge. 57)
        Adelung zu „fein":
        2) Figürlich (a) (...) Eine Sache wieder in das Feine bringen, figürlich sie
wieder in Ordnung bringen, wofür man auch sagt, sie in das Reine bringen. |Man
beachte, daß Adelung den Ausdruck, im Gegcnsatzi zu Knigge. ohne Verschmelzung
von Präposition und Artikel formuliert. Das Nebeneinander der Varianten in das
Feine und ins Feine deutet auf einen noch relativ schwachen Grad der
Phraseologisieiung hin.]
        Heute gibt es keinen entsprechenden Phraseologismus mh fein, wohl aber den
fast gleichklingenden und wohl weitgehend synonymen Ausdruck etw. ins Reine
bringen 'etw. klären, in Ordnung bringen', sowie weitere semantisch ähnliche
Ausdrücke mit dem Verb bringen, wie in Ordnung bringen usw., so daß man die
Bedeutung im Kontext wohl erraten wird.
        (f) im Zuge sein
        Nun laßt mich denn, weil ihr doch einmal im Zuge seid, ein paar solche Fälle
wissen. (Goethe, Wahlverwandtschaften, 36)
        Bei Adelung findet sich kein einschlägiger Eintrag. Campe hat unter „Zug" den
Eintrag:
        (2) Von ziehen als Thatwörte, die Handlung da man ziehet; ohne Mehrzahl.
(...) Im Zuge sein, eigentlich im Zuge, im Ziehen begriffen sein, und uneigentlich mit
etwas bei gutem Fortgange beschäftigt sein. (Markiert nach Campes sehr
differenzierter pragmatisch-stilistischer Klassifikation: „Niedrige,Aber deswegen
noch nicht verwerfliche Wörter, weil sie in der geringern (...) Schreibart, und in der
Umgangssprache brauchbar".)
        Heute kennen wir den präpositionalen Phraseologismus im Zuge 'im Verlauf,
ferner am Zug sein, das aber nicht bedeutet 'mit etwas beschäftigt sein', sondern das
konkret bedeutet "beim Spiel an der Reihe sein' und metaphorisch auch auf andere
Handlungszusammenhänge angewendet werden kann.
        Das heutige Sprachwissen führt bei der Lektüre der Stelle also möglicherweise
in die Irre, so daß wir hier den Fall der „falschen Freunde" vor uns haben
(Ausdrücke, die formal ähnlich sind, aber unterschiedliche Bedeutung haben).

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