Лексикология немецкого языка. Солодилова И.А. - 97 стр.

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10.11 Univerbicrte Phrascologismen
Gerade bei den wenig auffälligen (z. B. adverbialen) Phrascologismen kommt
es häufiger vor, daß in den älteren Texten Wortkomhinationbn auftreten, die als
Phraseologismen zu bewerten sind, die aber heute nur noch als univerbieite Einheiten
bekannt sind, z. B.:
Daß das Wort vorderhand (Duden GW: besonders schweizerisch, sonst
veraltend, 'einstweilen, zunächst [einmal], vorläufig") aus der Wprtkombination vor
der Hand entstanden ist, ist einem heutigen Sprecher wohl kaum mehr bewußt. (Das
zeigt schon die Aussprache, bei der vorder als Einheilj rcalisierl wird, die eher an das
Adjektiv vorder anzuschließen wäre.) Im „Kohlhaas" linden wir noch die ältere
Formulierung, die damals - wie der Kontext erkennen läßt -bereits eine nicht-
wörtliche Bedeutung aufwies und damit wohl als phraseologisch gelten muß:
(...) antwortete der Freiherr, die Farbe im Gesicht wechselnd, indem er eine
Rede zu verschlucken schien: „er würde wohl tun, wenn er sich still in seinem Hause
hielte, und den Schmaus bei dem Lockcwitzer Amtmann vor der Hand noch
aussetzte." (Kleist, 79)
10.12 Fazit
Bei den meisten Phraseologismen, die uns in den Texten! vor und um 1800
begegnet sind, haben wir den Eindruck, daß wir sie mehr oller weniger verstehen,
da wir sie an das heulige Lexikon und heutige Phraseologie anschließen können.
Der Eindruck ist aber vielfach trügerisch. Am wenigsten problematisch sind
eigentlich diejenigen Ausdrücke, die unx gar nicht mehr bekannt sind. Denn in
diesen Fällen suchen wir im Kontext nach he fendeji Hinweisen, und diese lassen
sich manchmal linden. Wenn keine solchen Hinweise vorhanden sind, sind wir
gezwungen, Wörterbücher zu konsullierqn. Viel schwieriger ist es mit den kleinen
semantischen Verschicbungen, die bei vielen Phraseologismen stattgefunden
haben. Bei sehr genauer Lektüre entdeckt man vielleicht die allenfalls
vorhandenen subtilen Hinweise im Kontoxt. Bei weniger intensiver Lektüre jedoch
müssen sich auf Schritt und Tritt It'ichte Mißverständnisse einstellen. Ein leichter
Verfremdungseffekt entsteht durch die vielfältigen kleineren Abweichungen im
morphosyntaktischen und lexikalischen Bereich. Zwar glauben wir mehr oder
weniger zu verstehen, was gemeint ist, aber wir würden es üblicherweise nicht in
genau dieser Formulierung sagen.
      10.11 Univerbicrte Phrascologismen

       Gerade bei den wenig auffälligen (z. B. adverbialen) Phrascologismen kommt
es häufiger vor, daß in den älteren Texten Wortkomhinationbn auftreten, die als
Phraseologismen zu bewerten sind, die aber heute nur noch als univerbieite Einheiten
bekannt sind, z. B.:
       Daß das Wort vorderhand (Duden GW: besonders schweizerisch, sonst
veraltend, 'einstweilen, zunächst [einmal], vorläufig") aus der Wprtkombination vor
der Hand entstanden ist, ist einem heutigen Sprecher wohl kaum mehr bewußt. (Das
zeigt schon die Aussprache, bei der vorder als Einheilj rcalisierl wird, die eher an das
Adjektiv vorder anzuschließen wäre.) Im „Kohlhaas" linden wir noch die ältere
Formulierung, die damals - wie der Kontext erkennen läßt -bereits eine nicht-
wörtliche Bedeutung aufwies und damit wohl als phraseologisch gelten muß:
       (...) antwortete der Freiherr, die Farbe im Gesicht wechselnd, indem er eine
Rede zu verschlucken schien: „er würde wohl tun, wenn er sich still in seinem Hause
hielte, und den Schmaus bei dem Lockcwitzer Amtmann vor der Hand noch
aussetzte." (Kleist, 79)

      10.12 Fazit

      Bei den meisten Phraseologismen, die uns in den Texten! vor und um 1800
begegnet sind, haben wir den Eindruck, daß wir sie mehr oller weniger verstehen,
da wir sie an das heulige Lexikon und heutige Phraseologie anschließen können.
Der Eindruck ist aber vielfach trügerisch. Am wenigsten problematisch sind
eigentlich diejenigen Ausdrücke, die unx gar nicht mehr bekannt sind. Denn in
diesen Fällen suchen wir im Kontext nach he fendeji Hinweisen, und diese lassen
sich manchmal linden. Wenn keine solchen Hinweise vorhanden sind, sind wir
gezwungen, Wörterbücher zu konsullierqn. Viel schwieriger ist es mit den kleinen
semantischen Verschicbungen, die bei vielen Phraseologismen stattgefunden
haben. Bei sehr genauer Lektüre entdeckt man vielleicht die allenfalls
vorhandenen subtilen Hinweise im Kontoxt. Bei weniger intensiver Lektüre jedoch
müssen sich auf Schritt und Tritt It'ichte Mißverständnisse einstellen. Ein leichter
Verfremdungseffekt entsteht durch die vielfältigen kleineren Abweichungen im
morphosyntaktischen und lexikalischen Bereich. Zwar glauben wir mehr oder
weniger zu verstehen, was gemeint ist, aber wir würden es üblicherweise nicht in
genau dieser Formulierung sagen.




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