Лексикология немецкого языка. Солодилова И.А. - 98 стр.

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11 Das bildliche Potential der deutschen
Körperteilbezeichnungen: eine historische Darstellung seit
indogermanischer Zeit
Von CARMEN MELLADO BLANCO
Einleitung
Gegenstand dieses Beitrages ist die Darstellung von repräsentativen Verbildli-
chungsarten, die bei den deutschen Benennungen von Menschenkörperteilen seit
indogermanischer Zeit anzutreffen sind.
Die Entscheidung für den Bereich der Körperteilbezeichnungen wurde nicht
willkürlich getroffen. Dieses Wortfeld gehört zum Grundwortschatz jeder
Sprachgemeinschaft und spiegelt somit vorbildlich semantische Prozesse
verschiedenster Natur wider. Aufgrund ihres Alters sind Körperteilbezeichnungen
sowohl in ihrem lautlichen als auch in ihrem inhaltlichen Bestand einer stetigen
Erosion ausgesetzt gewesen. Die Veränderungen treten allerdings häufiger in der
Bedeutung als in der phonischen oder morphologischen Form auf, was nach
Ullmann (1970, S. 219) auf die Unscharfe der Bedeutungsgrenzen gegenüber der
Deutlichkeit der phonischen und morphologischen Grenzen zurückzuführen ist.1
Für Schippan (1992, S. 251) entsteht der Bedeutungswandel als natürlicher
Vorgang innerhalb des Sprachsystems. Der Wortinhalt muss sich den sich
wandelnden kommunikativen Bedürfnissen einer Sozialgruppe anpassen,
andererseits muss die Kommunikation durch die Beibehaltung der Wortformen in
der Rede gewährleistet sein. Dieses Spannungsverhältnis bedingt den
Bedeutungswandel (Schippan, ebd.):
»Wenn wir davon ausgehen, daß jede Sprache in jedem Augenblick >intakl<
sein, die Deut-, barkeit der Äußerungen und Texte gewährleistet sein muß,
andererseits Kommunikationsgegenstände in ihrer Sachwelt, Kommunizierende mit
ihren Anschauungen, in ihren sozialen Welten, mit ihren Interessen und
Bedürfnissen, die sozialen Beziehungen in Sprach- und
Kommunikationsgemeinschaften und die Beziehungen der Menschen zu ihrer
natürlichen Umwelt, der Erkenntnisstand und die soziale Gemülslage ständigem
Wandel unterliegen, so ergibt sich, daß Wörter, die Einheiten der Benennung,
Verallgemeinerung und Bewertung, in diese Prozesse eingeschlossen sind, daß
Sprachwandel - Bedeutungswandel - das Normale ist.«
Eine ähnliche Ansicht vertritt Lüdtke (1985, S. 753), für den die Sprache als
»natürliches, menschliches, sich selbst instruierendes, phonoakustisches
Kommunikationsverfahren« aufzufassen ist, das sich seiner Natur nach in Raum und
Zeit variabel zeigt. Nach Lüdtkes Meinung wird die Evolution des Sprachsystems
durch das bei der Sprech- und Hörtätigkeit ständig wirksame Optimierungsstreben
gefördert.
Das Studium des Bedeutungswandels wurde unter dem Einfluss der
Junggrammatiker bis beinahe Mitte dieses Jahrhunderts aus der Perspektive der
kausalen Bedeutungsgesetze betrieben. Im Rahmen der diachronischen strukturellen
     11     Das      bildliche              Potential         der      deutschen
Körperteilbezeichnungen:     eine           historische       Darstellung    seit
indogermanischer Zeit

      Von CARMEN MELLADO BLANCO

      Einleitung

       Gegenstand dieses Beitrages ist die Darstellung von repräsentativen Verbildli-
chungsarten, die bei den deutschen Benennungen von Menschenkörperteilen seit
indogermanischer Zeit anzutreffen sind.
   Die Entscheidung für den Bereich der Körperteilbezeichnungen wurde nicht
   willkürlich getroffen. Dieses Wortfeld gehört zum Grundwortschatz jeder
   Sprachgemeinschaft und spiegelt somit vorbildlich semantische Prozesse
   verschiedenster Natur wider. Aufgrund ihres Alters sind Körperteilbezeichnungen
   sowohl in ihrem lautlichen als auch in ihrem inhaltlichen Bestand einer stetigen
   Erosion ausgesetzt gewesen. Die Veränderungen treten allerdings häufiger in der
   Bedeutung als in der phonischen oder morphologischen Form auf, was nach
   Ullmann (1970, S. 219) auf die Unscharfe der Bedeutungsgrenzen gegenüber der
   Deutlichkeit der phonischen und morphologischen Grenzen zurückzuführen ist.1
   Für Schippan (1992, S. 251) entsteht der Bedeutungswandel als natürlicher
   Vorgang innerhalb des Sprachsystems. Der Wortinhalt muss sich den sich
   wandelnden kommunikativen Bedürfnissen einer Sozialgruppe anpassen,
   andererseits muss die Kommunikation durch die Beibehaltung der Wortformen in
   der Rede gewährleistet sein. Dieses Spannungsverhältnis bedingt den
   Bedeutungswandel (Schippan, ebd.):
       »Wenn wir davon ausgehen, daß jede Sprache in jedem Augenblick >intakl<
sein, die Deut-, barkeit der Äußerungen und Texte gewährleistet sein muß,
andererseits Kommunikationsgegenstände in ihrer Sachwelt, Kommunizierende mit
ihren Anschauungen, in ihren sozialen Welten, mit ihren Interessen und
Bedürfnissen,       die    sozialen       Beziehungen       in     Sprach-       und
Kommunikationsgemeinschaften und die Beziehungen der Menschen zu ihrer
natürlichen Umwelt, der Erkenntnisstand und die soziale Gemülslage ständigem
Wandel unterliegen, so ergibt sich, daß Wörter, die Einheiten der Benennung,
Verallgemeinerung und Bewertung, in diese Prozesse eingeschlossen sind, daß
Sprachwandel - Bedeutungswandel - das Normale ist.«
       Eine ähnliche Ansicht vertritt Lüdtke (1985, S. 753), für den die Sprache als
»natürliches, menschliches, sich selbst instruierendes, phonoakustisches
Kommunikationsverfahren« aufzufassen ist, das sich seiner Natur nach in Raum und
Zeit variabel zeigt. Nach Lüdtkes Meinung wird die Evolution des Sprachsystems
durch das bei der Sprech- und Hörtätigkeit ständig wirksame Optimierungsstreben
gefördert.
       Das Studium des Bedeutungswandels wurde unter dem Einfluss der
Junggrammatiker bis beinahe Mitte dieses Jahrhunderts aus der Perspektive der
kausalen Bedeutungsgesetze betrieben. Im Rahmen der diachronischen strukturellen
                                                                                  98