Sprachsituation in der Schweiz (Языковая ситуация в Швейцарии). Фомина З.Е. - 12 стр.

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Stellung und Bewertung der Standardsprache
Hans Bickel, der schweizerische Sprachwissenschaftler, ist der Ansicht, dass
mangelnde Ü bung verbunden mit der Erinnerung an Schulsituationen bei vielen
Schweizern zu einer gewissen Scheu, die Standardsprache zu sprechen fü hrt.
"Gegenü ber Deutschen , die natü rlich einen ganz anderen Umgang mit der
Standardsprache haben, fü hlen sich manche sprachlich unterlegen, so dass sie auch mit
Deutschen nach Möglichkeit lieber Mundart sprechen" (Bickel 2000, S.22//Sprachreport
2000/4).
An das Aufgeben der Mundart zugunsten der besseren Beherrschung der
Standardsprache war schon im 18. Jahrhundert nicht zu denken. Zu stark war sie mit
dem Nationalbewuß tsein verbunden, mit der Sonderrolle, die die Schweiz innerhalb des
deutschen Sprachgebiets spielen wollte. Der Dialekt war zu einem identitä tsstiftenden
Faktor geworden. J. Stadler, der Begrü nder der schweizerischen Dialektlexikographie
(19. Jht.), schrieb:
"Zudem verdient auch unsre Sprache [d. h. die Mundart] die Aufmerksamkeit eines
jeden Schweizers; denn sie ist einmal eine Nationalsprache und die Erhaltung derselben ist
mit der Erhaltung des schweizerischen Nationalcharakters und der Nationalunabhä ngigkeit
nur zu enge und zu innig verbunden" ( Bickel // Sprachreport 2000/4, S.22).
Der Dialekt wird also schon seit langer Zeit immer wieder
als das Eigene, die Hochsprache als das Fremde,
der Dialekt als das Formlose, Gemütliche,
die Hochsprache als das Formale, Geregelte wahrgenommen (ebenda, S. 22)
Fragen zur Selbstkontrolle:
1) Was fü hrt bei vielen Schweizern zu einer gewissen Scheu, die Standardsprache
zu sprechen? Warum fühlen sich manche Schweizer beim Gebrauch der
Standardsprache, gegenü ber Deutschen , unterlegen?
2) Unter welchen historischen Voraussetzungen ist die Mundart in der Schweiz
erhalten geblieben?
3) Warum wurde der Dialekt zu einem identitätsstiftenden Faktor geworden?
4) Durch welche Merkmale zeichnet sich der Dialekt ab ?
Deutsch als plurizentrische Sprache
Im Anschluss an die angelsächsische Forschung ist man aber in der letzten Zeit
zu der Ü berzeugung gekommen, dass es keinen Grund gibt, Sprachgemeinschaften, die
sich auf mehrere Staaten verteilen, automatisch unter das standardsprachliche Dach der
größ ten Nation oder der historischen Fü hrungsmacht zu stellen.
Michael Clyne hat denn auch 1993 die Frage gestellt; "Who Owns the German
Language?", auf Deutsch also: "Wem gehört die deutsche Sprache?" ( Clyne 1993).
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                             Stellung und Bewertung der Standardsprache

               Hans Bickel, der schweizerische Sprachwissenschaftler, ist der Ansicht, dass
         mangelnde Ü bung verbunden mit der Erinnerung an Schulsituationen bei vielen
         Schweizern zu einer gewissen Scheu, die Standardsprache zu sprechen fü hrt.
         "Gegenü ber Deutschen , die natü rlich einen ganz anderen Umgang mit der
         Standardsprache haben, fü hlen sich manche sprachlich unterlegen, so dass sie auch mit
         Deutschen nach Möglichkeit lieber Mundart sprechen" (Bickel 2000, S.22//Sprachreport
         2000/4).

                An das Aufgeben der Mundart zugunsten der besseren Beherrschung der
         Standardsprache war schon im 18. Jahrhundert nicht zu denken. Zu stark war sie mit
         dem Nationalbewuß tsein verbunden, mit der Sonderrolle, die die Schweiz innerhalb des
         deutschen Sprachgebiets spielen wollte. Der Dialekt war zu einem identitä tsstiftenden
         Faktor geworden. J. Stadler, der Begrü nder der schweizerischen Dialektlexikographie
         (19. Jht.), schrieb:
                "Zudem verdient auch unsre Sprache [d. h. die Mundart] die Aufmerksamkeit eines
         jeden Schweizers; denn sie ist einmal eine Nationalsprache – und die Erhaltung derselben ist
         mit der Erhaltung des schweizerischen Nationalcharakters und der Nationalunabhä ngigkeit
         nur zu enge und zu innig verbunden" ( Bickel // Sprachreport 2000/4, S.22).

               Der Dialekt wird also schon seit langer Zeit immer wieder
                 • als das Eigene, die Hochsprache als das Fremde,
                 • der Dialekt als das Formlose, Gemütliche,
                 • die Hochsprache als das Formale, Geregelte wahrgenommen (ebenda, S. 22)

                Fragen zur Selbstkontrolle:
                1) Was fü hrt bei vielen Schweizern zu einer gewissen Scheu, die Standardsprache
         zu sprechen? Warum fü hlen sich manche Schweizer beim Gebrauch der
         Standardsprache, gegenü ber Deutschen , unterlegen?
                2) Unter welchen historischen Voraussetzungen ist die Mundart in der Schweiz
         erhalten geblieben?
                3) Warum wurde der Dialekt zu einem identitätsstiftenden Faktor geworden?
                4) Durch welche Merkmale zeichnet sich der Dialekt ab ?

                                      Deutsch als plurizentrische Sprache

                Im Anschluss an die angelsächsische Forschung ist man aber in der letzten Zeit
         zu der Ü berzeugung gekommen, dass es keinen Grund gibt, Sprachgemeinschaften, die
         sich auf mehrere Staaten verteilen, automatisch unter das standardsprachliche Dach der
         größ ten Nation oder der historischen Fü hrungsmacht zu stellen.

              Michael Clyne hat denn auch 1993 die Frage gestellt; "Who Owns the German
         Language?", auf Deutsch also: "Wem gehört die deutsche Sprache?" ( Clyne 1993).




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