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sterzbischof Colloredo schuf er für den Gottesdienst sein bis heute viel-
gespieltes „Deutsches Hochamt“. Michael Haydn gilt auch als Schöpfer
des vierstimmigen Männerchors, einer neuen, später u.a. von Franz
Schubert favorisierten Gattung, die im 19. Jahrhundert zu großer Blüte
gelangte.
Wolfgang Amadeus Mozart – das Wunder aus
Salzburg.
Mit Auftreten und Werk von Wolfgang Amadeus Mozart erfüllt
sich der Höhenflug der „Wiener Klassik“. Die Deutung des riesigen
Werks, das Mozart in seinen knapp 35 Lebensjahren geschaffen hat,
beschäftigt seither die größten Musiker und viele große Geister der Kul-
turgeschichte. Die Anzahl der Studien über Mozart ist nahezu unüber-
sehbar. Seit 1970 erfaßt die Internationale Stiftung Mozarteum fünfjäh-
rig in Folgebanden Publikationen zum Thema Mozart: Bisher sind es
ca. 20 000!
Mozart, 1756 in Salzburg geboren, spielte bereits als Vierjähriger
Violine, Klavier und komponierte. Als „Wunderkind“ setzte er Europa
in Erstaunen; in seinen Reifejahren mußte er mehr und mehr um Aner-
kennung ringen. Nach dem Bruch mit dem Salzburger Dienstherrn ging
er 1781 nach Wien, wo er in seinen letzten zehn Lebensjahren die Mei-
sterwerke seiner Opern, Symphonien, Konzerte, Kammermusik usw.
schuf. 1791, während der Arbeit an seinem „Requiem“, starb Mozart in
Wien. In scheinbar magischer Mühelosigkeit schuf er jene Werke, die
seither für die Musik das Modell klassischen Geistes in höchster
Vollendung darstellen.
Bibliotheken sind geschrieben worden, um die Besonderheit von
Mozarts Kunst zu definieren: über den vollkommenen Ausgleich von
Inhalt und Form seiner Musik, die Unmittelbarkeit des persönlichen
Ausdrucks, über die zuvor nie gehörte Prägnanz der thematischen Er-
findung, das vergeistigte Ineinandergreifen von Melodik, Thematik pe-
riodischer Symmetrie (bzw. Asymmetrie), insbesondere aber über das
Verhältnis der Musik zum Wort, das in Mozarts Musik erstmals und in
einmaliger Weise zum Sinnträger einer völlig neuen Theaterwirklich-
keit wird. Mozarts Opernkunst bedeutet die vollkommenste Vermensch-
lichung der Musik, bedeutet dramatische Plastizität und fluktuierenden
Ausdruck. Dem deutschen Singspiel hat Mozarts Oper „Die Entführung
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aus dem Serail“ (1782) Vollendung gebracht; seine „Zauberflöte“
(1791) war vollkommener Ausgangspunkt für die deutsche Oper des 19.
Jahrhunderts. Schon bald nach Mozarts Tod begann man „auf seine Per-
son und seine Musik die Sehnsucht nach einer besseren Welt zu fixie-
ren“ (Flotzinger). Dabei wechselten Beleuchtung und Standort von
Epoche zu Epoche; das Biedermeier sah Mozart als heiteren Verkünder
eines schwerelosen Rokoko, die Romantik dämonisierte ihn dramatisch.
Diese Polarität seines alle Höhen und Tiefen menschlichen Seins um-
spannenden Werks prägte auch Mozarts Charakter.
Lüdwig van Beethoven – der Revolutionär aus Bonn.
Lüdwig van Beethoven, aus flämischer Musikerfamilie stam-
mend, 1770 in Bonn geboren, ab seinem 21. Lebensjahr bis zu seinem
Tode (1827) in Wien lebend und wirkend, gilt im Anschluß an die hohe
Zeit der Mozartschen Reifejahre als der prägnanteste Repräsentant des
Künstlertyps einer neuen Zeit: Beethoven verkörpert das nur sich selbst
in seinem Schaffen verantwortliche Individuum, den Künstler, der sein
Werk – ähnlich Johann Wolfgang von Goethe – als Bekenntnis seines
persönlichen Menschentums betrachtet. In Beethovens Leben verwirk-
licht sich der Weg des vom Fürstenwink abhängigen Musikers zum ei-
genwilligen Individuum, der den Großen seiner Zeit nicht selten den
eigenen Willen aufzwingt. Furore machte Beethoven bei der damals
herrschenden Variationen-Mode als Improvisator. Die Verarbeitung, die
schier unbegrenzte Variabilität und Ausdrucksspanne seiner Themen,
bilden den Kern von Beethovens Schaffensweise. Neben den bedeuten-
den Variationswerken wird dies vor allem in den 32 Klaviersonaten,
den Streichquartetten, den Ouvertüren, Konzerten und, als Höhepunkt,
in den neun Symphonien dokumentiert.
Stadt und Landschaft, mit dem Wienerwald und den Weinbergen
im Süden, haben in Beethovens Werk klingende Gestalt angenommen –
nicht nur in den Naturschilderungen der „Pastoral“-Symphonie (6.
Symphonie). Durch Beethoven, ob er nun als Vollender der „Wiener
Klassik“ oder in seiner oft eruptiven Individualität und Impulsivität als
Romantiker betrachtet wird, sind Musik und Musikleben bis in die Ge-
genwart entscheidend geprägt worden. An Beethovens Schaffen konnte
kein Komponist, kein Interpret vorbeigehen.
sterzbischof Colloredo schuf er für den Gottesdienst sein bis heute viel- aus dem Serail“ (1782) Vollendung gebracht; seine „Zauberflöte“ gespieltes „Deutsches Hochamt“. Michael Haydn gilt auch als Schöpfer (1791) war vollkommener Ausgangspunkt für die deutsche Oper des 19. des vierstimmigen Männerchors, einer neuen, später u.a. von Franz Jahrhunderts. Schon bald nach Mozarts Tod begann man „auf seine Per- Schubert favorisierten Gattung, die im 19. Jahrhundert zu großer Blüte son und seine Musik die Sehnsucht nach einer besseren Welt zu fixie- gelangte. ren“ (Flotzinger). Dabei wechselten Beleuchtung und Standort von Epoche zu Epoche; das Biedermeier sah Mozart als heiteren Verkünder Wolfgang Amadeus Mozart – das Wunder aus eines schwerelosen Rokoko, die Romantik dämonisierte ihn dramatisch. Salzburg. Diese Polarität seines alle Höhen und Tiefen menschlichen Seins um- Mit Auftreten und Werk von Wolfgang Amadeus Mozart erfüllt spannenden Werks prägte auch Mozarts Charakter. sich der Höhenflug der „Wiener Klassik“. Die Deutung des riesigen Werks, das Mozart in seinen knapp 35 Lebensjahren geschaffen hat, Lüdwig van Beethoven – der Revolutionär aus Bonn. beschäftigt seither die größten Musiker und viele große Geister der Kul- Lüdwig van Beethoven, aus flämischer Musikerfamilie stam- turgeschichte. Die Anzahl der Studien über Mozart ist nahezu unüber- mend, 1770 in Bonn geboren, ab seinem 21. Lebensjahr bis zu seinem sehbar. Seit 1970 erfaßt die Internationale Stiftung Mozarteum fünfjäh- Tode (1827) in Wien lebend und wirkend, gilt im Anschluß an die hohe rig in Folgebanden Publikationen zum Thema Mozart: Bisher sind es Zeit der Mozartschen Reifejahre als der prägnanteste Repräsentant des ca. 20 000! Künstlertyps einer neuen Zeit: Beethoven verkörpert das nur sich selbst Mozart, 1756 in Salzburg geboren, spielte bereits als Vierjähriger in seinem Schaffen verantwortliche Individuum, den Künstler, der sein Violine, Klavier und komponierte. Als „Wunderkind“ setzte er Europa Werk – ähnlich Johann Wolfgang von Goethe – als Bekenntnis seines in Erstaunen; in seinen Reifejahren mußte er mehr und mehr um Aner- persönlichen Menschentums betrachtet. In Beethovens Leben verwirk- kennung ringen. Nach dem Bruch mit dem Salzburger Dienstherrn ging licht sich der Weg des vom Fürstenwink abhängigen Musikers zum ei- er 1781 nach Wien, wo er in seinen letzten zehn Lebensjahren die Mei- genwilligen Individuum, der den Großen seiner Zeit nicht selten den sterwerke seiner Opern, Symphonien, Konzerte, Kammermusik usw. eigenen Willen aufzwingt. Furore machte Beethoven bei der damals schuf. 1791, während der Arbeit an seinem „Requiem“, starb Mozart in herrschenden Variationen-Mode als Improvisator. Die Verarbeitung, die Wien. In scheinbar magischer Mühelosigkeit schuf er jene Werke, die schier unbegrenzte Variabilität und Ausdrucksspanne seiner Themen, seither für die Musik das Modell klassischen Geistes in höchster bilden den Kern von Beethovens Schaffensweise. Neben den bedeuten- Vollendung darstellen. den Variationswerken wird dies vor allem in den 32 Klaviersonaten, Bibliotheken sind geschrieben worden, um die Besonderheit von den Streichquartetten, den Ouvertüren, Konzerten und, als Höhepunkt, Mozarts Kunst zu definieren: über den vollkommenen Ausgleich von in den neun Symphonien dokumentiert. Inhalt und Form seiner Musik, die Unmittelbarkeit des persönlichen Stadt und Landschaft, mit dem Wienerwald und den Weinbergen Ausdrucks, über die zuvor nie gehörte Prägnanz der thematischen Er- im Süden, haben in Beethovens Werk klingende Gestalt angenommen – findung, das vergeistigte Ineinandergreifen von Melodik, Thematik pe- nicht nur in den Naturschilderungen der „Pastoral“-Symphonie (6. riodischer Symmetrie (bzw. Asymmetrie), insbesondere aber über das Symphonie). Durch Beethoven, ob er nun als Vollender der „Wiener Verhältnis der Musik zum Wort, das in Mozarts Musik erstmals und in Klassik“ oder in seiner oft eruptiven Individualität und Impulsivität als einmaliger Weise zum Sinnträger einer völlig neuen Theaterwirklich- Romantiker betrachtet wird, sind Musik und Musikleben bis in die Ge- keit wird. Mozarts Opernkunst bedeutet die vollkommenste Vermensch- genwart entscheidend geprägt worden. An Beethovens Schaffen konnte lichung der Musik, bedeutet dramatische Plastizität und fluktuierenden kein Komponist, kein Interpret vorbeigehen. Ausdruck. Dem deutschen Singspiel hat Mozarts Oper „Die Entführung 13 14
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