Музыка. Рыбина Г.А - 8 стр.

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Franz Schubert der Wanderer.
Von allen großen Meistern der Klassik und Romantik, die in
Wien gelebt und gewirkt haben, war Schubert der einzige, der hier auch
geboren wurde. Die größte Wirkung geht von Schuberts unerschöpfli-
cher Gabe der Melodie-Erfindung aus. Die Fülle unvergleichlicher
Themen mit bald melancholisch-verhangener, bald mit-reißend-
impulsiver, typisch wienerisch gefärbter Prägung, mit ihrer Volkstüm-
lichkeit und ihren beklemmenden Schwankungen zwischen Dur und
Moll bildet den spezifischen Zauber seiner acht Symphonien, elf Ouver-
türen und sieben Messen, seiner Streichquartette, Klaviersonaten, Fan-
tasien, Impromptus, Tänze usw.
Von zentraler Bedeutung in Schuberts Werk ist das Klavierlied;
er gilt als der erste Großmeister des Liedes, durch ihn gewann das Lied
als Kunstform Werkcharakter im Sinn der Wiener Klassik. Das zeigen
schon die frühen Vertonungen nach Texten von Goethe, wie der be-
rühmte „Erlkönig“, „Grelchen am Spinnrad“ usw. Die erfindungsreiche
Strophengestaltung, die selbständige Klavierbegleitung, die Realistik
der Interpretation (mit Schubert selbst am Klavier als Begleiter des Ho-
fopernsängers Johann Michael Vogl), gaben der Gattung damals etwas
unerhört Neues, Bezwingendes. Das Erlebnis dieser neuen Kleinform
großer Kunst war wie geschaffen, eine neue Bewegung geselliger Kun-
stübung zu entwickeln: die gemeinsamen Lese-, Musik- (und Trink-
)Abende – die „Schubertiaden“.
Die großen, vom Motiv des Wanderns geprägten Lieder-Zyklen,
„Die schöne Müllerin“ (1823) und die tragisch-resignierte „Winterrei-
se“ (1827), umrahmen Schuberts reifste Schaffenszeit, aus der der Mei-
ster 1828 durch einen unerwartet frühen Tod gerissen wurde. Es scheint,
dass er eben im Begriff gewesen war, sich endgültig durchzusetzen; das
einzige öffentliche Kompositionskonzert seines Lebens hatte wenige
Monate zuvor stattgefunden und stürmischen Erfolg geerntet.
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Johannes Brahms Romantiker aus dem deutschen Nor-
den.
Der in Hamburg geborene Johannes Brahms (1833–1897) kam
1862 nach Wien, wirkte als Chorleiter der Singakademie und leitete von
1872–1875 die Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde. Bis zu sei-
nem Tod lebte Brahms als freischaf-fender Künstler in Wien. Die an
seine zahlreichen Landaufenthalte erinnernden volkstümlichen Anklänge
an österreichische Walzer oder ungarische Volksmusik werden durch
eine sehr präzise, bewußte Formgestaltung vermittelt.
Die jedem theatralischen Pathos abgeneigte, streng klassizistisch
gebändigte Romantik ist in seinen Sonaten, Quartetten, den großartigen
Variations-Werken für Klavier, die er gerne selbst vortrug, den Klavier-
quartetten, Liedern und vor allem in den bedeutenden vier Symphonien,
den Konzerten und dem „Deutschen Requiem“ zu einem entscheiden-
den Faktor der Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts geworden.
Im traditionsreichen Wiener Musikleben war Brahms die tonan-
gebende Persönlichkeit seiner Generation. Mit seinem an klassischen
Formen geschulten Musikverständnis galt er – wie auch der ihm ver-
bundene, einflußreiche Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick – den
an Richard Wagner orientierten Zeitgenossen jedoch zunehmend als
altmodisch. Erst die jüngere Generation Alexander Zemlinskys und Ar-
nold Schönbergs sollte sich wieder auf „Brahms. den Fortschrittlichen"
besinnen. Ein weltweit einzigartiges Brahms-Museum, in dem auch
Konzerte zu hören sind, besteht in Mürzzuschlag am Semmering (Stei-
ermark), Wiener Straße 4.
Dynastie Strauß Walzertraum.
Die Dynastie Strauß beginnt mit Johann Strauß Vater (1804–
1849). Er kam, wie Josef Lanner, aus der Zunft der Wiener Kaffee- und
Gasthausmusiker; seine Musik mutete vielleicht noch etwas „altväterlich
an, doch in seinen besten Stücken wurde er geradezu der Heros eines
typisch österreichischen Tons. Dies gilt vor allem für seinen „Radetz-
kymarsch“, benannt nach dem berühmten österreichischen Feldmar-
schall Johann Graf Radetzky. Vergebens hatte Vater Strauß seinem
Sohn Johann das Ergreifen des Musikerberufs verboten, weil er an ei-
gene bittere Erfahrungen dachte.
        Franz Schubert – der Wanderer.                                            Johannes Brahms – Romantiker aus dem deutschen Nor-
        Von allen großen Meistern der Klassik und Romantik, die in         den.
Wien gelebt und gewirkt haben, war Schubert der einzige, der hier auch            Der in Hamburg geborene Johannes Brahms (1833–1897) kam
geboren wurde. Die größte Wirkung geht von Schuberts unerschöpfli-         1862 nach Wien, wirkte als Chorleiter der Singakademie und leitete von
cher Gabe der Melodie-Erfindung aus. Die Fülle unvergleichlicher           1872–1875 die Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde. Bis zu sei-
Themen mit bald melancholisch-verhangener, bald mit-reißend-               nem Tod lebte Brahms als freischaf-fender Künstler in Wien. Die an
impulsiver, typisch wienerisch gefärbter Prägung, mit ihrer Volkstüm-      seine zahlreichen Landaufenthalte erinnernden volkstümlichen Anklänge
lichkeit und ihren beklemmenden Schwankungen zwischen Dur und              an österreichische Walzer oder ungarische Volksmusik werden durch
Moll bildet den spezifischen Zauber seiner acht Symphonien, elf Ouver-     eine sehr präzise, bewußte Formgestaltung vermittelt.
türen und sieben Messen, seiner Streichquartette, Klaviersonaten, Fan-            Die jedem theatralischen Pathos abgeneigte, streng klassizistisch
tasien, Impromptus, Tänze usw.                                             gebändigte Romantik ist in seinen Sonaten, Quartetten, den großartigen
        Von zentraler Bedeutung in Schuberts Werk ist das Klavierlied;     Variations-Werken für Klavier, die er gerne selbst vortrug, den Klavier-
er gilt als der erste Großmeister des Liedes, durch ihn gewann das Lied    quartetten, Liedern und vor allem in den bedeutenden vier Symphonien,
als Kunstform Werkcharakter im Sinn der Wiener Klassik. Das zeigen         den Konzerten und dem „Deutschen Requiem“ zu einem entscheiden-
schon die frühen Vertonungen nach Texten von Goethe, wie der be-           den Faktor der Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts geworden.
rühmte „Erlkönig“, „Grelchen am Spinnrad“ usw. Die erfindungsreiche               Im traditionsreichen Wiener Musikleben war Brahms die tonan-
Strophengestaltung, die selbständige Klavierbegleitung, die Realistik      gebende Persönlichkeit seiner Generation. Mit seinem an klassischen
der Interpretation (mit Schubert selbst am Klavier als Begleiter des Ho-   Formen geschulten Musikverständnis galt er – wie auch der ihm ver-
fopernsängers Johann Michael Vogl), gaben der Gattung damals etwas         bundene, einflußreiche Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick – den
unerhört Neues, Bezwingendes. Das Erlebnis dieser neuen Kleinform          an Richard Wagner orientierten Zeitgenossen jedoch zunehmend als
großer Kunst war wie geschaffen, eine neue Bewegung geselliger Kun-        altmodisch. Erst die jüngere Generation Alexander Zemlinskys und Ar-
stübung zu entwickeln: die gemeinsamen Lese-, Musik- (und Trink-           nold Schönbergs sollte sich wieder auf „Brahms. den Fortschrittlichen"
)Abende – die „Schubertiaden“.                                             besinnen. Ein weltweit einzigartiges Brahms-Museum, in dem auch
        Die großen, vom Motiv des Wanderns geprägten Lieder-Zyklen,        Konzerte zu hören sind, besteht in Mürzzuschlag am Semmering (Stei-
„Die schöne Müllerin“ (1823) und die tragisch-resignierte „Winterrei-      ermark), Wiener Straße 4.
se“ (1827), umrahmen Schuberts reifste Schaffenszeit, aus der der Mei-
ster 1828 durch einen unerwartet frühen Tod gerissen wurde. Es scheint,          Dynastie Strauß – Walzertraum.
dass er eben im Begriff gewesen war, sich endgültig durchzusetzen; das           Die Dynastie Strauß beginnt mit Johann Strauß Vater (1804–
einzige öffentliche Kompositionskonzert seines Lebens hatte wenige         1849). Er kam, wie Josef Lanner, aus der Zunft der Wiener Kaffee- und
Monate zuvor stattgefunden und stürmischen Erfolg geerntet.                Gasthausmusiker; seine Musik mutete vielleicht noch etwas „altväterlich“
                                                                           an, doch in seinen besten Stücken wurde er geradezu der Heros eines
                                                                           typisch österreichischen Tons. Dies gilt vor allem für seinen „Radetz-
                                                                           kymarsch“, benannt nach dem berühmten österreichischen Feldmar-
                                                                           schall Johann Graf Radetzky. Vergebens hatte Vater Strauß seinem
                                                                           Sohn Johann das Ergreifen des Musikerberufs verboten, weil er an ei-
                                                                           gene bittere Erfahrungen dachte.


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