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Der Groβteil der deutschen und russischen Phraseologie berührt die gleichen
thematischen Gebiete: Bezeichnet werden mit Phraseologismen v.a. Gefühle,
Affekte, Charakterzüge, Denken, Zeichen, Information, Gesellschaft, Ökonomie,
Recht, Ethik (in dieser Reihenfolge), während phraseologische Bezeichnungen für
Erscheinungen der Sphäre der unorganischen Natur, des Schrifttums, der
Wissenschaft und Technik usw. äuβerst selten sind. Daraus folgt, dass die Bildung
von Phraseologismen vorzüglich in den der menschlichen Psyche nahestehenden
Sphären ein sprachliches Universale ist.
Jedenfalls bestätigen Russisch und Deutsch den inneren expressiven Charakter
der Phraseologismen. Russische und deutsche Phraseologismen entstehen da, wo
der Sprecher subjektiv beteiligt ist: für Ausdrucksverstärkungen, Sterben, Vernich-
tung, Unglück, Glück, Erfolg - Misserfolg, Erregung, Erstaunen, Zorn, Trauer,
Wünsche, Angst, Liebe, Antipathie, Hass, Dummheit, Verrücktheit, Abwehr, Vernei-
nung, Trunkenheit u.ä. Diese vom Groβteil der Phraseologismen berührten Themata
gehören zu den häufigsten und bedeutendsten im menschlichen Leben. Sie
bestätigen das Synonymgesetz von Ullman, nach dem gerade diese häufigen und
relevanten Gebiete Tendenz zur Synonymbildung aufweisen.
Dabei sind im einzelnen bestimmte Asymmetrien festzustellen. Phraseolo-
gismen, die eine emotionelle Reaktion auf Negatives ausdrücken, sind überver-
treten.
A.D. Reichstein meint, dass alle wesentlichen semantischen Charakte-
ristiken der phraseologischen Systeme keine national-sprachliche Spezialität
aufweisen und zu zwischensprachlicher Gemeinsamkeit tendieren.
Die oben aufgezählten Unterschiede zwischen deutscher und russischer
Phraseologie in Bezug auf die drei genannten Aspekte haben auch Konsequen-
zen für den 4. Aspekt der Bildung von Phraseologismen im Deutschen und im
Russischen.
Neue Einheiten in der Sprache werden durch neue Kombinationen oder Ve-
ränderung bestehender Einheiten im lexikalischen System, durch Umdeutung
(“im Semembestand”) und durch Übernahme neuer materieller und semantischer
Elemente aus anderen Sprachen gebildet, wobei Umdeutung und Entlehnung für
die Phraseologie die Hauptrolle spielen. Dabei weisen Deutsch und Russisch
Ähnlichkeiten in konkreten phraseologischen Bildungscharakteristiken auf, wenn
man einzelne phraseologische Makro- und Mikrobildungsmodelle vergleicht
(Glazyrin, Nevedomskaja, Mokienko).
Nach Reichstein ist ein phraseologisches Modell eine feste Korrelation
zwischen Bedeutungstypen einer phraseologischen Gruppe. D.h. die Wortver-
bindungen, die den Phraseologismen im gleichen Modell zu Grunde liegen,
weisen einen typischen Situationsgehalt auf.
Beispiel ФЕ прижать кого-либо к стене (wörtl. jn an die
Wand drücken)
Bedeutung des Phraseologismus jn einschüchtern
Situationsgehalt jn in eine unangenehme physische Lage bringen
spezifiert jn an einen unangenehmen Platz bringen
Deutsch und Russisch zeigen hunderte solcher Bildungen der negativen
physischen Einwirkung (Makromodell) mit einzelnen Spezifikationen (vgl. пока-
зать зубы, дать по шапке, jn durch den Kakao ziehen, jn in die Wüste
15 Der Groβteil der deutschen und russischen Phraseologie berührt die gleichen thematischen Gebiete: Bezeichnet werden mit Phraseologismen v.a. Gefühle, Affekte, Charakterzüge, Denken, Zeichen, Information, Gesellschaft, Ökonomie, Recht, Ethik (in dieser Reihenfolge), während phraseologische Bezeichnungen für Erscheinungen der Sphäre der unorganischen Natur, des Schrifttums, der Wissenschaft und Technik usw. äuβerst selten sind. Daraus folgt, dass die Bildung von Phraseologismen vorzüglich in den der menschlichen Psyche nahestehenden Sphären ein sprachliches Universale ist. Jedenfalls bestätigen Russisch und Deutsch den inneren expressiven Charakter der Phraseologismen. Russische und deutsche Phraseologismen entstehen da, wo der Sprecher subjektiv beteiligt ist: für Ausdrucksverstärkungen, Sterben, Vernich- tung, Unglück, Glück, Erfolg - Misserfolg, Erregung, Erstaunen, Zorn, Trauer, Wünsche, Angst, Liebe, Antipathie, Hass, Dummheit, Verrücktheit, Abwehr, Vernei- nung, Trunkenheit u.ä. Diese vom Groβteil der Phraseologismen berührten Themata gehören zu den häufigsten und bedeutendsten im menschlichen Leben. Sie bestätigen das Synonymgesetz von Ullman, nach dem gerade diese häufigen und relevanten Gebiete Tendenz zur Synonymbildung aufweisen. Dabei sind im einzelnen bestimmte Asymmetrien festzustellen. Phraseolo- gismen, die eine emotionelle Reaktion auf Negatives ausdrücken, sind überver- treten. A.D. Reichstein meint, dass alle wesentlichen semantischen Charakte- ristiken der phraseologischen Systeme keine national-sprachliche Spezialität aufweisen und zu zwischensprachlicher Gemeinsamkeit tendieren. Die oben aufgezählten Unterschiede zwischen deutscher und russischer Phraseologie in Bezug auf die drei genannten Aspekte haben auch Konsequen- zen für den 4. Aspekt der Bildung von Phraseologismen im Deutschen und im Russischen. Neue Einheiten in der Sprache werden durch neue Kombinationen oder Ve- ränderung bestehender Einheiten im lexikalischen System, durch Umdeutung (“im Semembestand”) und durch Übernahme neuer materieller und semantischer Elemente aus anderen Sprachen gebildet, wobei Umdeutung und Entlehnung für die Phraseologie die Hauptrolle spielen. Dabei weisen Deutsch und Russisch Ähnlichkeiten in konkreten phraseologischen Bildungscharakteristiken auf, wenn man einzelne phraseologische Makro- und Mikrobildungsmodelle vergleicht (Glazyrin, Nevedomskaja, Mokienko). Nach Reichstein ist ein phraseologisches Modell eine feste Korrelation zwischen Bedeutungstypen einer phraseologischen Gruppe. D.h. die Wortver- bindungen, die den Phraseologismen im gleichen Modell zu Grunde liegen, weisen einen typischen Situationsgehalt auf. Beispiel ФЕ прижать кого-либо к стене (wörtl. jn an die Wand drücken) Bedeutung des Phraseologismus jn einschüchtern Situationsgehalt jn in eine unangenehme physische Lage bringen spezifiert jn an einen unangenehmen Platz bringen Deutsch und Russisch zeigen hunderte solcher Bildungen der negativen physischen Einwirkung (Makromodell) mit einzelnen Spezifikationen (vgl. пока- зать зубы, дать по шапке, jn durch den Kakao ziehen, jn in die Wüste
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